Digitale Transformation 12.12.2017, 10:21 Uhr

Machine Learning auf dem Vormarsch: Wie Unternehmen davon profitieren können

Exklusiv: Amazons CTO Werner Vogels beleuchtet in seiner Kolumne die Facetten der digitalen Transformation. Heute erklärt er, was mit künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen schon möglich ist und wo es noch Potenzial gibt.
Werner Vogels ist CTO bei Amazon.com 
(Quelle: Amazon)
Wann eine Technologie ihren Durchbruch erfahren hat, weiss man oft erst im Nachhinein. Bei der Künstlichen Intelligenz (KI) und dem Maschinellen Lernen (ML) ist es anders. ML ist der Teil der KI, der Regeln beschreibt und Muster in grossen Datenmengen erkennt, um auf der Basis künftige Daten zu prognostizieren. Beide Begriffe sind allgegenwärtig und nehmen in den Buzzword-Rankings Spitzenplätze ein.
Ich persönlich denke, dass es nie eine bessere Zeit gab, um intelligente Anwendungen zu entwickeln und sie zu nutzen, als heute – und das steht klar im Zusammenhang mit dem Durchbruch von KI und ML. Warum? Weil drei Dinge zusammenkommen:
Erstens: Überall auf der Welt erfassen Nutzer heute die Daten digital, sei es beispielsweise in der physischen Welt über Sensoren oder GPS, oder online über Click-Verläufe. Damit verfügen wir über eine kritische Masse an Daten. Zweitens sind in der Cloud genügend bezahlbare Rechenkapazitäten vorhanden, so dass Unternehmen und Organisationen jeder Grösse intelligente Anwendungen nutzen können. Und drittens hat eine «algorithmische Revolution» stattgefunden. Wir sind in der Lage, Billionen von Algorithmen gleichzeitig zu trainieren und den Prozess des ML massgeblich zu beschleunigen. Auf diese Weise können wir mehr Forschung betreiben und eine «kritische Masse» an Wissen aufbauen, das nötig ist, um ein exponentielles Wachstum bei der Entwicklung neuer Algorithmen und Architekturen anzustossen.
Wir sind heute beim Thema KI relativ weit – allerdings kam der Fortschritt leise. In den vergangenen 50 Jahren waren KI und ML Felder, die nur einem exklusiven Kreis an Forschern und Wissenschaftlern zugänglich waren. Das ändert sich gerade. Heute sind KI und ML als Pakete von Diensten, Frameworks und Werkzeugen für alle möglichen Unternehmen und Organisationen verfügbar, auch für diejenigen, die keine speziellen Forschungsteams in diesem Feld haben. Die Unternehmensberatung McKinsey erwartet, dass der globale Markt für KI-basierte Services, Software und Hardware jährlich um 15 bis 25 Prozent wächst und im Jahr 2025 ein Volumen von rund 130 Milliarden US-Dollar erreicht.
Eine Reihe von Startups nutzen KI-Algorithmen für alles Mögliche – um Tumore in medizinischen Aufnahmen zu suchen, Menschen beim Erlernen von Fremdsprachen zu helfen, oder die Schadensbearbeitung bei Versicherungen zu automatisieren. Gleichzeitig entstehen auch ganz neue Kategorien von Anwendungen, bei denen eine natürliche Konversation zwischen Mensch und Maschine in den Vordergrund rückt.

Fortschritt durch Maschinelles Lernen

Ist der Hype um KI und ML überhaupt gerechtfertigt? Unbedingt, denn sie bieten Wirtschaft und Gesellschaft faszinierende Möglichkeiten. Dank Digitalisierung und Hochleistungsrechnern können wir die menschliche Intelligenz in einigen Bereichen wie dem «Sehvermögen» von Computern nachahmen und sogar übertreffen. Wir schaffen inzwischen vielfältigste Algorithmen für eine Vielzahl von Anwendungsgebieten und machen aus diesen Einzelteilen Dienste, so dass ML für jedermann verfügbar ist. Verpackt in Anwendungen und Geschäftsmodelle hilft ML dabei, unser Leben angenehmer oder sicherer zu machen. Beispiel autonomes Fahren: 90 Prozent der Autounfälle in den USA gehen heute auf «menschliches Versagen» zurück. Man geht davon aus, dass sich die Zahl der Unfälle langfristig reduziert, wenn Fahrzeuge autonom fahren. In der Luftfahrt ist das längst Realität.



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