Ein Turbo für das Machine Learning

Praxisbeispiel und Fazit

Praxisbeispiel: ML und KI in Applikationen

Zu den Entwicklungsplattformen, die die MLOps-Lösungen von Cloud-Hyperscalern wie AWS, Google und Microsoft einbinden, zählt Mendix des gleichnamigen Anbieters, einer Sparte von Siemens. «Die Datenaufbereitung und das Training überlassen wir den MLOps-Plattformen», erklärt Johan den Haan, Chief Technology Officer bei Mendix. «Unsere Lösung übernimmt die Implementierungs- und Inferenzschritte, um die Integration und Ausführung zu beschleunigen.»
Mit der Plattform von Mendix können Unternehmen mithilfe von Low-Code-Techniken Machine-Learning-Modelle per Drag and Drop in Applikationen einbinden. Ein Vorteil ist die einfachere Integration. Es ist laut den Haan nicht nötig, Übersetzungen zwischen Anwendungsdaten und ML-Modell-Input vorzunehmen. Die Plattform erledige dies automatisch für den Entwickler. Da das ML-Modell als Teil der Anwendung bereitgestellt werde, sei ausserdem kein separater Dienst erforderlich, um es zu hosten oder zu betreiben.
“MLOps und DevOps können gleichermassen mit Open-Source- wie mit kommerziellen Tool-Stacks umgesetzt werden.„
Alexander Rode
Analyst Data & Analytics und Data Scientist bei BARC
Anwendungen mit integrierten ML-Funktionen funktionieren zudem auch offline, beispielsweise in Edge-Umgebungen in der Fertigung. Die Machine-Learning-Modelle werden auf dem System ausgeführt, auf dem eine App läuft. Ansätze von Anbietern wie Mendix erleichtern somit die Implementierung und Nutzung von Machine Learning und KI, beispielsweise auf dem «Factory Floor» von Industrieunternehmen.
Wichtige Begriffe: Von DevOps bis MLOps
Inzwischen haben sich diverse «Ops»-Modelle im Umfeld von KI, Machine Learning und Software-Entwicklung etabliert. Wodurch sie sich unterscheiden, er­läutert Joseph George, Vice President Product Management bei BMC Software.
DevOps: «Dies ist der vermutlich am weitesten verbreitete Begriff», so Joseph George. Er bezieht sich auf Praktiken, Technologien und eine Philosophie, die Software-Entwicklungsteams (Dev) und IT-Betriebsteams (Ops) zusammenbringt und bestehende Silos aufbricht. Zudem forciert DevOps eine stärkere Zusammenarbeit bei Prozessen, anstatt «Mauern aufrechtzuerhalten und die Schuld bei anderen zu suchen», so der Fachmann von BMC Software.
AIOps: Ein Ansatz, der bei der Verwaltung komplexer IT-Abläufe hilft und die Verfügbarkeit und Bereitstellung von Diensten optimiert. AIOps nutzt maschinelles Lernen, prädiktive Analysen und KI, um den IT-Betrieb zu automatisieren, zu erweitern und zu verbessern. AIOps ist vor allem aus einem Grund wichtig: Angesichts der zunehmenden Komplexität von IT-Umgebungen und der dynamischen Natur moderner Infrastrukturen, von containerisierten Architekturen bis hin zu Serverless Computing auf Cloud-Plattformen, lassen sich herkömm­liche regelbasierte Ansätze zur Ereigniskorrelation und Ursachenanalyse nicht mehr skalieren.
MLOps: Eine Praxis, die dabei hilft, den Lebenszyklus von ML-Modellen zu verwalten, also die Bereitstellung, die Überwachung, das Lebenszyklus-Management und die Governance. Dabei werden technische und agile Praktiken zusammengeführt. «Machine-Learning-Modelle werden dabei in Bezug auf das Lifecycle-Management und die Entwicklung wie Software behandelt und verwaltet.»
DataOps: Der Begriff steht für eine Methodik, die Praktiken, Tools und Frameworks für die Datenverwaltung in Unternehmen beschreibt. DataOps überbrückt die Lücke zwischen Datenerfassung und -analyse und datengesteuerter Entscheidungsfindung. Der Ansatz ermöglicht es Unternehmen, auf effiziente Weise analytische Erkenntnisse zu gewinnen. Praktisch gesehen handelt es sich dabei um die Anwendung von agilem Engineering und DevOps-Praktiken auf den Bereich des Datenmanagements. «Dabei liegt der Schwerpunkt letztlich auf der Überwachung und Optimierung des Zustands und der Leistung von Unternehmensdaten», so Joseph George.

Fazit & Ausblick

Zweifellos sind Ansätze wie MLOps und AIOps wichtig, damit Unternehmen Entwicklungsprojekte in den Bereichen Machine Learning und Künstliche Intelligenz schneller, effizienter und mit einer höheren Erfolgsquote abschliessen können. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass sich klassische Software-Entwicklung vom Training und Operationalisieren von ML- und KI-Modellen deutlich unterscheidet. Doch mit MLOps und AIOps allein ist es nicht getan. Was fehlt, ist eine Möglichkeit, KI- und ML-Modelle, die im Produktivbetrieb eingesetzt werden, in ein unternehmensweites Lebenszyklus-Management einzubinden.
Die Lösung heisst nach den Vorstellungen des Beratungsunternehmens Gartner ModelOps. Gemeint ist damit die Operationalisierung und das Management von KI-und Machine-Learning-Modellen sowie von deren Entscheidungsgrundlagen über den gesamten Lifecycle hinweg. Darin eingeschlossen sind Risikobewertungen und Audits, ausserdem die Abschätzung des geschäftlichen Nutzens und der Zuverlässigkeit von KI- und Machine-Learning-Anwendungen in der Praxis. Solche Faktoren sind weniger für den Data Scientist von Belang, dafür aber für CIOs, das Management und Compliance-Fachleute. Die Diskussion über ModelOps zeigt allerdings, dass mittlerweile auch für Geschäftsführer und Fachabteilungs­leiter Künstliche Intelligenz und Machine Learning zu strategisch relevanten Technologien werden.



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