30.11.2010, 10:15 Uhr
Zensurvorwürfe gegen Apple
Apple hat ein Android-Magazin aus dem App Store hinausgeworfen. Entwickler und Verleger sehen sich vom iPhone-Hersteller bevormundet.
Wie Electronista meldet, hat Apple ein Magazin des dänischen Verlages Mediaprovider aus dem App Store verbannt, das exklusiv über den iOS-Rivalen Android berichtete. Prompt werden kritische Stimmen wieder lauter, die Apple Zensur und Willkür vorwerfen - insbesondere wenn beispielsweise Android Reader, eine Zeitungs-Applikation aus den Niederlanden, im App Store vertreten sein darf. Während sich also im App Store sich andere gleich im Duzend tummeln, die beliebige Plattformen und Betriebssysteme diskutieren, war laut dem betroffenen Verleger Brian Dixen die Absage an seine «Android Magasinet»-App ausschliesslich dadurch begründet, dass der Inhalt auf Android beschränkt ist.
Prüderie?
Die Kritiken, wie Apple die Zulassungsrichtlinien handhaben soll und wo die Grenze zwischen Vernunft und Willkür gezogen werden muss, heizt die Diskussionen seit der Einführung des App Stores an. Ein Streitpunkt ist, dass Apple Nacktbilder bannt, auch wenn sie nicht sexuell motiviert sind. Während in Europa eher eine entspanne Haltung gegenüber Nacktdarstellungen in Film und Werbung bewahrt wird, sieht das in den USA völlig anders aus. Apple besteht darauf, dass solche Bilder aus allen Apps entfernt werden, insofern diese nicht ausdrücklich zur «Bildung» notwendig sind. Ironischerweise gehören letztere Apps meist zu den Bestsellern und werden automatisch vom App Store als Favoriten gelistet. Im Februar hat Apple rund 5000 Apps aus dem App Store verbannt, aber viele mit schlüpfrigen Inhalten sind immer noch dort vertreten. Interessanterweise kommen diese Apps meist mit einer Altersempfehlung, werden ansonsten aber bedingungslos an jeden verkauft. Dixen zeigt sich über die Ablehnung von seiner «Android Magasinet»-App empört, während iPhone Magasinet, ein anderes Magazin aus dem selben Verlag, problemlos zugelassen wurde. Auch die Ablehnung von Gear, seiner Magazin-App mit spärlich bekleideten Models auf der Titelseite, heizte Dixens Kritik an Apples Auslegung der Zulassungsrichtlinien nur weiter an. Andere Periodika wie etwa die deutsche «Bild Zeitung» hatten dank solchen Bildern die gleichen Probleme. Dixen beklagt ausserdem, dass Apples Richtlinien nicht nur die Zulassung der App regeln, sondern auch die Inhalte jeder Magazinveröffentlichung dem gleichen Zulassungsprozess unterziehen. Bis zu zwei Wochen kann die Überprüfung dauern und zum Zeitpunkt der Freigabe kann der Inhalt bereits veraltet sein. Dixen fragt sich jetzt, ob seine anderen Magazine im App Store gefährdet sind, sobald eine Ausgabe zum Beispiel ausschliesslich Android gewidmet sein sollte. Letztendlich hält er die Haltung von Apple für einen Witz. Dixen glaubt nicht ernsthaft daran, mit einem Android-Magazin im Apple App Store Riesenumsätze zu erzielen, aber für ihn ist es eine Frage des Prinzips, was und aus welchen Gründen Apple ablehnt.
Auch Literaturklassiker wurden schon verbannt
Apple hat sich auch durch Sprachzensuren unbeliebt gemacht. Zeitweilig wurden dadurch sogar Klassiker von Oscar Wilde und James Joyce verbannt, während gleichzeitig Filme und Podcasts lediglich Altersfreigaben und Empfehlungen anzuzeigen brauchten. Apple ging sogar so weit, Apps um den Dalai Lama freiwillig aus dem chinesischen App Store zu entfernen oder das Comicbuch Murderdrome mit Gewaltdarstellung zu verbannen, während Filme und TV-Shows mit ähnlichen Gewaltinhalten völlig ungeschoren blieben.