29.03.2011, 13:18 Uhr

Vergiftet bei der iPhone-Produktion

In der westlichen Welt ist das iPhone beliebt wie kaum ein Handy zuvor. Doch für die Herstellung des Apple-Smartphones zahlen manche Arbeiter in chinesischen Zulieferfabriken einen hohen Preis.
Mehrere chinesische Arbeiter wurden in der Vergangenheit bei der iPhone-Herstellung vergiftet. Sie klagen, dass Apple bzw. ein Zulieferer bis jetzt noch nicht dafür gesorgt haben, dass sie zusätzliche ärztliche Versorgung bekommen, die sie dringend benötigen.

Aber der Reihe nach: Im Jahr 2009 waren im chinesischen Suzhou 137 Arbeiter in einer Apple-Zulieferfabrik N-Hexan ausgesetzt, einem chemischen Reinigungsmittel. Apple hatte danach verlautbart, dass alle Arbeiter erfolgreich behandelt wurden. Allerdings klagen nun einige der Betroffenen, dass sich ihre Gesundheit verschlechtert: «Meine Beine sind schwer, meine Hände sind taub und ich schwitze die ganze Zeit», sagt Arbeiter Jia Jing Chuan.

Im vergangenen Monat berichteteten chinesische und ausländische Medien über die Situation der Arbeiter. Zwei der Betroffenen zufolge hat sich seither aber wenig verändert. Die Arbeiter haben sogar eine E-Mail Steve Jobs persönlich geschickt. Damit wollten sie erreichen, dass der Apple-CEO eingreift.

«Apple unterstützt seine Kunden vor und nach dem Kauf seiner Produkte vorbildlich. Wir hoffen, dass sie dasselbe für ihre Arbeiter tun können», sagt Jia. Ende Februar haben ihm zufolge zwei Apple-Vertreter die Fabrik besucht, um mit den betroffenen Arbeitern zu sprechen. Allerdings hätte man ihnen keine Garantie gegeben, dass etwas passieren würde. Seitdem hätten sie vom Konzern nichts mehr gehört. Das taiwanische Zulieferunternehmen Wintek hat dahingehend reagiert, dass Arbeiter an täglichem Ausgleichssport teilnehmen sollen. Auf der nächsten Seite: «Behandlung kostet einen Monatslohn»

Behandlung kostet einen Monatslohn

Insgesamt 14 Arbeiter mussten sich einer Untersuchung in einem Spital unterziehen. Laut Jia haben die dortigen Ärzte erklärt, dass sich die Verfassung der Betroffenen verschlechtert hätte und dass sie ins Krankenhaus gehörten. Die Arbeiter können sich das allerdings nicht leisten. Gemäss Jia würde ihn die Behandlung 1000 Yuan pro Tag kosten (umgerechnet rund 140 Franken), was einem Monatslohn entspricht.

Guo Ruiqiang, ein weiterer Beschäftigter aus der Fabrik, sagt, dass aktuell 22 Arbeiter noch immer in der Fabrik sind, die der N-Hexan-Vergiftung ausgesetzt waren. Apple-Zulieferer Wintek hätte erklärt, dass nur drei davon zusätzliche Behandlung in Form von billigen Medikamenten erhalten. «Ich bin sehr enttäuscht», fügt Guo hinzu. «Wintek hat keine unserer Bitten für weitergehende Behandlung akzeptiert.»

Apple hat auf eine Anfrage des IDG-Newsservice nicht reagiert. Wintek hat unseren Kollegen gegenüber via E-Mail erklärt, dass die Arbeiter zur Gänze für die Gesundheitsausgaben entschädigt wurden. Ausserdem würde man die Verantwortung nicht scheuen. In einem frühreren Interview hat der Zulieferer erklärt, dass man sich in dieser Angelegenheit an die chinesischen Gesetze halten würde.

Wintek hat auf seiner Website weiter in ein Statement wiederholt, dass man den betroffenen Arbeitern die volle medizinische Versorgung bereitgestellt habe. Der taiwanische Zuliefergigant unterhält drei Fabriken in China, eine in Indien und elf in seinem Heimatland. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 43'800 Mitarbeitende.
Harald Schodl



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