«Unsere zwei Märkte sind Kunden und Experten»

Projekte mit Thermoplan und der SAG

CW: Sie sprachen die Diversifizierung der Kundschaft an. Welche bemerkenswerten Projekte hat bbv in jüngerer Vergangenheit umgesetzt?
Kronenberg: Ein Paradebeispiel ist Thermoplan. Das KMU aus Weggis/LU entwickelt und produziert Kaffeemaschinen für weltweit bekannte Kaffeehausketten und Schnell­restaurants. Mit den Spezialisten von Thermoplan sind wir in einem Cloud-/IoT-Projekt involviert, in dem Tausende Geräte vernetzt werden.
Für die Swiss Automotive Group haben wir im vergangenen Jahr einen neuen Onlineshop realisiert. Das Unternehmen ist einer der grossen Ersatzteilehändler Europas. Ihr Versprechen lautet: Jedes Bauteil wird innerhalb von zwei Stunden in jede beliebige Garage geliefert. Dafür haben wir den Shop nicht nur auf Geschwindigkeit getrimmt, sondern auch noch einige wirklich coole Features eingebaut: Zum Beispiel kann der Garagist für alle gängigen Autotypen per Fahrgestellnummer eine Explosionszeichnung aufrufen. In der Zeichnung identifiziert er beispielsweise die defekte Bremsscheibe per Mausklick. Anschliessend bekommt er sofort angezeigt, ob ein passendes Ersatzteil verfügbar ist. Wenn ja, trifft die Lieferung zwei Stunden später bei ihm ein.
Stolz macht es mich, wenn unsere Expertise oder Software in neuen Produkten bekannter Marken wie Schindler oder Doppelmayr/Garaventa einfliesst. bbv durfte beispielsweise ein Programm schreiben, das Doppelmayr/Garaventa bei der Kal­kulation von Seilbahnen hilft. Ingenieure haben die neue Stoosbahn, notabene die steilste Standseilbahn der Welt, auf un­serer Software gerechnet. Ebenfalls die CabriO, die mit einem offenen Oberdeck auf das Stanserhorn fährt. Unsere Kollegen in Vietnam haben Freude an der Seilbahn über die Halong-Bucht im Norden des Landes, bei der ebenfalls bbv-Software zum Einsatz kam.
Für den Seilbahnhersteller Doppelmayr/Garaventa hat bbv eine Planungs-Software entwickelt
Quelle: Donovan Wyrsch
CW: Allenfalls klappt nicht immer alles reibungslos. Können Sie ein Kundenprojekt nennen, das Sie retten mussten?
Kronenberg: Wir werden in diesem Kontext tatsächlich häufig für Beratungen herangezogen. Ausserdem coachen wir Teams, die in verfahrenen Situationen mit speziellen He­rausforderungen konfrontiert sind. Ein Beispiel ist die Abrechnungs-Software eines Kunden. Die Lösung hatte der Kunde über mehrere Monate zusammen mit einem anderen Partner entwickelt. Am Ende des Projekts war das System allerdings unvollständig und nicht brauchbar. Dann kamen wir ins Spiel, haben die Architektur und den Code analysiert und einen Vorschlag zur Rettung unterbreitet. Mittlerweile zeichnen wir seit zwölf Jahren für die Weiterentwicklung verantwortlich.
CW: Sie setzen auf Standardtechnologien und Eigenentwicklungen. Welche Vorteile sehen Sie – und welche Herausforderungen?
Kronenberg: Genau genommen setzen wir Standardtechnologien für Individualentwicklungen ein. Zum Beispiel realisieren wir Lösungen mit .Net oder Java, die aber für jeden Kunden eigens zugeschnitten werden. Während die grossen ERP-Anbieter behaupten, fixfertige und umfassende Lösungen zu liefern, zeigt sich im Alltag oftmals, dass geschäftskritische Funktionen doch fehlen. Hier liefern wir individuelle Komponenten. Oder wir entwickeln komplette Systeme, die es dem Kunden erst erlauben, seine Geschäftsidee umzusetzen. Zum Beispiel programmieren wir für Industriekunden komplette Gerätesteuerungen, Software, die man eben nicht irgendwo einfach einkaufen kann. bbv entwickelt diese Lösungen gemeinsam mit dem Kunden. Durch die weitreichende Vernetzung aller mög­lichen Geräte im Internet of Things (IoT) erwarten wir in diesem Gebiet in Zukunft weiteres Wachstum.



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