Auf einen Kaffee mit Hugo Ziegler 09.04.2021, 10:55 Uhr

«Man muss auch mal Dinge liegen lassen können»

Hugo Ziegler leitet das Solothurner Entwicklungsunternehmen CSA Engineering. Im persönlichen Interview spricht er über elegante Programmiersprachen, sein Lieblingsgadget und erklärt, weshalb er sich gerne mit Bill Gates unterhalten würde.
(Quelle: CSA Engineering)
Computerworld: An der IT fasziniert Sie ...
Hugo Ziegler: Mich begeistert das unendliche Mass dessen, was alles technisch realisierbar und immer wieder aufs Neue möglich wird. Zudem fasziniert mich, wie schmal der Grat zwischen Nutzen und Gefahr der Technologie ist.
CW: Die eleganteste Programmiersprache ist aktuell ...
Ziegler: Rust ist wohl eine der elegantesten Programmiersprachen. Ich selbst komme aus dem Bereich Embedded Software, wo C und C++ sehr verbreitet ist. Damit kann man unbestritten sehr elegant arbeiten, allerdings be­nötigt man dazu die entsprechende Erfahrung. Denn die Konzeption der Sprache selbst schützt den Programmierer wenig vor Fehlern. Mit Rust hingegen kann man seine Ziele sehr effizient erreichen, denn sie verhindert per se, bestimmte Fehler zu machen.
CW: Zum letzten Mal eine Zeile Code geschrieben ...
Ziegler: Das war vor etwa drei Jahren. Ich programmierte einen produktiven Code für ein Hörgerätezubehör von Phonak Communications. Ich hatte allerdings Mühe, neben meinen anderen Aufgaben, Termine einzuhalten. Schliesslich wurde mir von den Mitarbeitenden empfohlen, mich aufs Management der Firma zu konzentrieren. Sie meinten, es sei nicht lustig, wenn der Chef am Ende das Terminrisiko darstellt.
CW: Das grösste Problem in der Software-Entwicklung ...
Ziegler: Man muss einen guten Kompromiss finden zwischen der Werthaltung der Entwickler, professionellen, wartungsfreundlichen und erweiterbaren Code zu schreiben, und den Preisvorstellungen des Kunden.
CW: Ihr Lösungsvorschlag lautet ...
Ziegler: Man muss einerseits auf die Wiederverwertung von existierenden Lösungsteilen sowie Bibliotheken setzen und andererseits als Kleinfirma, wie wir es sind und für die Nearshoring kein Thema ist, die richtige Nische belegen. Das sind für uns Projekte, bei denen die enge Zusammenarbeit mit uns es dem Kunden erspart, derart wasserdichte Spezifikationen selbst zu schreiben, die es braucht, um Arbeiten im Ausland erledigen zu lassen.
CW: Zuletzt verblüfft hat Sie ...
Ziegler: Es hat mich beeindruckt, wie schön der Solothurner Jura ist, wenn man am Sonntag mit Schneeschuhen im Sonnenschein in dieser unberührten Landschaft wandert.
CW: Ihr Vorbild ist ...
Ziegler: Es gibt viele Menschen, die mich geprägt haben. Dazu gehören meine Eltern und Freunde. Ein eigentliches Vorbild, dem ich nacheifere, habe ich nicht. Ich versuche, meinen Weg mit dem Wertemodell, das mir mitgegeben wurde, so gut wie möglich zu gehen.
CW: Ihre grösste Tugend ...
Ziegler: Das ist Hartnäckigkeit, gepaart mit einer grossen Portion Optimismus.
CW: Ihr grösstes Laster ...
Ziegler: Ich pflege eine gewisse Bequemlichkeit. Ich glaube aber, dass man – um sich selbst zu schützen – gewisse Dinge ohne schlechtes Gewissen liegen lassen können muss.
CW: Ihr Lieblingsessen ...
Ziegler: Ich liebe Rehschnitzel mit Spätzli, Rotkraut und Preiselbeeren, begleitet von einem schönen Glas Rotwein.
CW: An der Bar bestellen Sie ...
Ziegler: Am liebsten einen Mojito.
CW: Wenn Sie nicht arbeiten...
Ziegler: Dann bin ich doch ganz gern einfach nur zu Hause.
CW: Zu Hause ist ...
Ziegler: Dort, wo ich mich zurückziehen kann mit meiner eigenen Familie, mit meinen Freunden und Bekannten. Zu Hause ist aber auch Zuchwil, wo ich meine Wurzeln habe.
CW: Der Spitzname in Ihrer Jugend lautete ...
Ziegler: Meine Freunde nannten mich Hügu.
CW: Ihr Spitzname heute ...
Ziegler: Man nennt mich immer noch Hügu.
CW: Mit dieser berühmten Person würden Sie sich gerne einmal unterhalten ...
Ziegler: Ich würde gerne Bill Gates treffen, da mich in­teressiert, wie ein ehemaliger Student mit seinen 68er- Idealen damit zurechtkommt, so lange Zeit der reichste Mann der Welt gewesen zu sein. Und Al Gore. Ich würde ihn fragen, wie wir als Menschheit mit unseren globalen Umweltpro­blemen einen Schritt weiterkommen können.
CW: Wenn Sie nicht bei Ihrer jetzigen Firma arbeiten würden, käme folgender Job infrage ...
Ziegler: Ich bin ein Tüftler, der Freude an den Herausforderungen und Möglichkeiten der Technik hat. Daher wäre ich wohl entweder in einer Linien- oder Projektleiterfunktion bei einer Firma, die Elektronik entwickelt.
CW: Ihr Tipp für eine Auszeit ...
Ziegler: Wenn ich könnte, würde ich eine längere Reise mit Fokus auf Natur machen. Man muss auf jeden Fall länger als vier Wochen weg sein, da sonst die Arbeit von den Vertretern nicht übernommen, sondern nur aufgeschoben wird, bis man wieder zurück ist.
CW: Die Top 3 Ihrer Bucket List lauten ...
Ziegler: Ich möchte nochmals Australien bereisen, in Schweden ein paar Wochen fischen gehen und einen Viertausender besteigen.
CW: Diesen Film haben Sie zuletzt gesehen ...
Ziegler: Das Remake des Agatha-Christie-Klassikers «Mord im Orient Express», bei dem Kenneth Branagh Regie führte und die Hauptrolle des Hercule Poirot spielte – mit Starbesetzung: Johnny Depp, Michelle Pfeiffer, Penélope Cruz, Judi Dench und vielen mehr. Dieser Film war für mich die absolut beste Sonntagabendunterhaltung.
CW: Ihre Lieblings-App ...
Ziegler: Ich habe eigentlich keine Lieblings-App, aber mein soziales Umfeld drückt mir WhatsApp aufs Auge.
CW: Auf diesen Social Networks sind Sie unterwegs ...
Ziegler: Man trifft mich auf WhatsApp, LinkedIn und Xing – und aktuell nutze ich sehr stark Microsoft Teams.
CW: Ihr liebstes Gadget ...
Ziegler: Das ist meine Canon EOS. Mit ihr kann ich bessere Fotos schiessen als mit dem Handy. Denn die Motivsuche erlebe ich mit einer Spiegelreflexkamera geeigneter. Eine solche Kamera bietet auch mehr Freiraum für Spielereien wie Fernsteuerung, Bildreihen, Nachbearbeitung etc. Daran hat ein Ingenieur halt Freude!
CW: Sie haben drei Wünsche frei. Diese lauten ...
Ziegler: Erstens, dass wir die Covid-19-Pandemie möglichst bald in den Griff kriegen. Gerade für die junge Generation, die jetzt ihre Existenz modellieren möchte, bedeuten die andauernden Einschränkungen eigentlich, ein ganzes Jahr verloren zu haben. Zweitens, dass die Menschen wieder einen Weg finden, einander zuzuhören, dass sie aufhören, sich gleich in ihren eigenen «Echoraum» zurückzuziehen. Und drittens, dass es uns gelingt, der nächsten Generation die Welt so zu hinterlassen, dass sie auch noch für zukünftige Generationen eine echte Lebensgrundlage bietet.
Zur Person
Hugo Ziegler
ist seit 2008 bei CSA Engineering tätig, einem Solothurner Dienstleister für die Entwicklung von Elektronik, Embedded Software und kundenspezifischen Anwendungen. Zunächst als Projektleiter Embedded-Software-Entwicklung und seit 2014 als Geschäftsführer. Ziegler studierte an der Ingenieurschule Biel/BFH Elektrotechnik, Elektronik und Kommunikationstechnik, hat einen Abschluss als Software-Ingenieur NDS der Software-Schule Schweiz und ein Executive MBA in Betriebswirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz. Bevor er zu CSA Engineering stiess, hatte er verschiedene leitende Positionen bei Ascom, Keymile und Digital Logic inne.



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