Weshalb agile Methoden ausserhalb der IT grosses Potenzial haben

Hemmnisse bei der Einführung

Computerworld: Welches sind die stärksten respektive typischen Hemmnisse bei der Einführung agiler Methoden in den Fachbereichen?
Oestereich: Was bremst, ist die mangelnde Bereitschaft der Führungspersonen oberhalb dieser Bereiche, die prinzipielle Ergebnisoffenheit agiler Organisationsentwicklung anzunehmen, anstatt, wie im traditionellen Change-Management, Ziele vorzugeben oder Tempo zu machen. Genau dieses kausale Führungsprinzip gilt es eben durch Einübung agiler Prinzipien zu erweitern. Vor allem in grossen Organisationen beobachte ich hier, dass bei der Einführung die gewohnten Rahmenbedingungen und Erwartungsmuster für diese Initiativen reproduziert werden. Genau deswegen beginnen wir die Einführung wenn möglich immer mindestens eine Ebene höher.
Computerworld: Welchen Bereichen einer Unternehmensorganisation würden Sie vom Einsatz agiler Methoden eher abraten?
Oestereich: Jeder Bereich muss sowieso seine eigenen Prozesse und Strukturen finden. Während die Produktentwicklung mit halbwegs standardisierten Entwicklungsmodellen arbeiten kann, ist das Wesen der agilen Organisationsentwicklung das empirisch rückgekoppelte Vorgehen, das eigene passende Modell zu finden. Also mit regelmässigen kleinschrittigen Veränderungen zu erproben und zu lernen, was für den Bereich oder das Team funktioniert und hilfreich ist. Es geht daher gar nicht darum, pauschal etwas abzuraten oder zu empfehlen, sondern nur um passende Metaprozesse, die das Ausprobieren ermöglichen. Die Beteiligten bestimmen selbst, was für sie passt und auch in welchem Tempo sie sich entwickeln – hierfür brauchen sie jedoch Orientierung und Klarheit auf der Metaebene.
Computerworld: Sie verfechten das Modell der kollegialen Führung. Welche Rolle spielt das Prinzip beim Einsatz agiler Methoden im Unternehmen?
Oestereich: Das Modell der kollegialen Führung ist einerseits so ein Metamodell für die agile Organisationsentwicklung und andererseits eine Sammlung mit einer Vielzahl von zwar prinzipiell passenden, aber konkret jeweils auszuprobierenden und zu adaptierenden Werkzeugen.



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