HP 29.06.2015, 16:50 Uhr

Der schnellste Drucker der Welt - bald in 3D

Prototyp: HPs 3D-Drucker druckt voll funktionsfähige Zahnräder, Scheren und Musikgeräte. Superschnell: Die neue Pagewide-Serie braucht für DIN-A1-Pläne zwei Sekunden. HighTech-Tinte: HP hat seine Tinte mit Polymer-Microfasern versehen und erhöht so die Druckqualität.
Tinte ist mehr als nur gefärbtes Wasser. Tinte ist ein ganz besonderer Stoff, und der teuerste der Welt. Wenn man die Entwicklungskosten mit einrechnet. HP braucht drei bis fünf Jahre und probiert mehrere hundert Varianten aus, um eine neue Tinte zu entwickeln. Die neueste Tinte enthält zum Beispiel winzige Polymer-Microfasern, welche die Präzision, Bindung und Druckqualität verbessern. Auf dem Breakfast Roundtable, das heute Vormittag bei HP Schweiz in Dübendorf stattfand, ging es aber um mehr als um HPs neue Super-Hightech-Tinte. Thomas Brown, seit 18 Jahren bei HP als Inkologe und Druckerexperte tätig, gab einen Ausblick auf die Zukunft der Druckersparte, die sich als Geschäftseinheit der HP Inc. demnächst, inoffiziell ab erstem August, von der Hewlett Packard Enterprise abspaltet. "Wir wollen mit diesem Anlass eine neue Ära einleiten", sagte Annette Weber, die ab August die Kommunikation der neuen HP Inc. verantwortlich führt.

HPs 3D-Drucker kommt 2016

Das Highlight, HPs neuer 3D-Drucker, hatte sich Brown bis zum Schluss aufgespart. Dem Drucker live bei der Arbeit zuzusehen war zwar nicht möglich. Prototypen gibt es bislang nur zwei, der eine steht in Barcelona, der anderen in San Diego. Sehr wohl aber waren die fertigen Druckerzeugnisse zu bewundern: Eine voll funktionsfähige Schere, für die der Drucker 20 Minuten benötigt, Zahnräder, einen funktionierenden Kameraverschluss (eine Iris) und eine Spielflöte. HP zielt damit auf den Business-Markt - etwa Wartung oder Prototyping - der mit dem Gerät "just in time" produzieren respektive drucken könne. HPs 3D-Drucker soll 2016 auf den Markt kommen und geschätzte 100.000 Dollar kosten, wurde auf dem Roundtable kommuniziert.

DIN-A1-Druck in zwei Sekunden

Einen grossen Markt-Impact verspricht sich HP ausserdem von seiner neuen Grossformat-Druckerserie "Pagewide", die zehn individuelle Druckköpfe zu einem einzigen, riesigen 40-Inch-Druckkopf/Druckbalken kombiniert (40 Inch sind etwa 1,01 Meter). Damit lassen sich zum Beispiel Architekturpläne im DIN-A1-Format innerhalb von zwei Sekunden ausdrucken. Der Druckkopf muss nicht mehr längs über die gesamte Seitenbreite rasen, sondern bedruckt die Seite gleichzeitig, was die grossen Geschwindigkeitsgewinne ermöglicht. "Mit dem 40-Inch-Pagewide werden wir die ganze Druckerindustrie neu aufrollen", ist Brown überzeugt. HPs 40-Inch-Monster enthält - auch das sehr eindrücklich - insgesamt 202.752 Druckdüsen und versprüht pro Sekunde 3,7 Milliarden Tropfen Tinte.Der Buchstabe "A" in 12-Punkt-Grösse und New Times Roman, das zum Vergleich, verbraucht etwa 1400 Tropfen. Da ist sie wieder, die Tinte, auf die letzten Endes alles hinausläuft.Wer sich heute einen neuen Drucker anschaffen will, der müsse überlegen, ob er das Gerät geschäftlich oder nur gelegentlich privat benutzen wolle, betonte Brown. Die Druckmodelle und Technologien, die dabei zum Einsatz kommen, unterscheiden sich grundlegend. Modelle für den gelegentlichen privaten Gebrauch enthalten einen kombinierten Tinte-Druckkopf (IPH Ink Print Head). Drucker und Tinte werden also als Einheit ausgetauscht. Dazu gehören der HP Deskjet und der Envy. Demgegenüber trennen die professionellen Business-Modelle Officejet Pro/X, die für den täglichen Dauereinsatz gedacht sind, zwischen dem Druckkopf und den vier Tinten-Farbkartouchen Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz. Die vier Farbkartouchen müssen auch, das ist mehr Arbeit, getrennt ausgewechselt werden. Nächste Seite: Nacchfüllpatronen - Schnäppchen oder schädlich?

Integrierte Cartridge: Ink plus Druckkopf

Der kombinierte Ink-Druckkopf bringe dem Privatkunden entscheidende Vorteile, das wurde Druckerexperte Brown nicht müde, immer wieder zu betonen. Der typische Privatnutzer druckt durchschnittlich 55 Seiten pro Monat. Schaltet er also nach mehreren Tagen Wartezeit einen Business-Drucker mit getrenntem Druckkopf und Kartouschen ein, dann vergehen bis zum Druck der ersten Seite mehr als zwei Minuten. Das Gerät führt zuerst Wartungs- und Pflegearbeiten durch, ehe es zum Druck schreitet. Beim wartungsärmeren, kombinierten Ink-Druckkopf - Deskjet und Envy - vergehen bis zur ersten Seite nur wenig mehr als 15 Sekunden. Natürlich kann jeder Privatkunde selbst entscheiden, mit welcher Druckerkategorie er nun besser bedient ist. HP hat jedoch Kundenzufriedenheitsstudien durchgeführt. Demnach lässt die anfängliche Begeisterung der Kunden - laut Brown - beim Kauf eines Business-Gerätes der Officejet-Serie sehr schnell nach und sinkt nach einigen Monaten unter die Zufriedenheit mit einem privaten Deskjet oder Envy. Da beim Deskjet und beim Envy der Druckkopf und alle vier Farbkartouschen als Einheit ausgetauscht werden müssen, hat HP eine Art balancierten Sparmodus eingebaut. Wird etwa Magenta knapp, dann verwendet der Drucker diese Farbe in Folge sparsamer - aber unterhalb der Wahrnehmungsschwelle des menschlichen Auges - damit am Ende alle vier Farbbasiskomponenten etwa gleichzeitig zur Neige gehen und keine Tinte verschwendet wird.

Nachfüllpatronen: Schnäppchen oder schädlich?

Bleibt noch die Frage: Wie sinnvoll oder schädlich sind preiswertere Nachfüllpatronen von Drittherstellern? HP hat die Ersatzprodukte auf den Prüfstand gestellt, darunter Tinte von OfficeDepot, Tesco, Cactus, Refill24, Pelikan und der Tinte Toner Tankstation. Im Durchschnitt halten Originalpatronen von HP länger durch und bedrucken mehr Seiten als die preiswertere Ersatztinte. Natürlich, das dachten wohl alle Teilnehmer des Breakfast Roundtable, da trommelt ein Hersteller für die eigene Tinte, weil sie einen Gutteil des Umsatzes im Druckergeschäft generiert. HP warnt jedoch zum Beispiel vor Ablagerungen in den Druckerdüsen, die das Tropfenvolumen reduzieren oder eine Düse komplett blockieren können. Mit der Originaltinte würden Kunden von dergleichen Problemen verschont bleiben, so Brown. Dort seien auch das Design der Druckdüsen und die Chemie der Tinte optimal aufeinander abgestimmt. Nun müsse das alles mit Alternativtinten nicht passieren. Es sei so, wie nach Las Vegas zu gehen: Mal gewinnt man, mal verliert man. Auch die Produzenten von Ersatztinten haben sich auf bestimmte Druckermodelle spezialisiert. Fest steht jedoch eins: Beim Einsatz von Ersatztinten erlischt die Garantie des Druckerherstellers. wenn nachgewiesen werden kann, dass die Ersatztinte den Schaden verursacht hat. Der Kunde trägt das Risiko der Nutzung ausschliesslich selbst.



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