24.11.2011, 17:00 Uhr

HP & SAP - Allianz gegen Oracle

HP und SAP trinken Brüderschaft, und kippen eine Pulle auf den Itanium-Prozessor. SAP will mit seinen Sybase-Datenbanken die Marktvorherrschaft von Oracle brechen.
Seit der Fahnenflucht von Ex-HP-CEO Mark Hurd in die Reihen von Oracle herrscht "kalter Krieg". Der weltgrösste PC-Hersteller und der Ellison-Konzern schalten vom Freund- in den Feind-Modus. Im Frühjahr dieses Jahres hat Oracle dem ehemaligen Busenfreund und Hardware-Partner HP vollends die Freundschaft aufgekündigt. Oracle will nicht mehr, und schmeisst HPs Itanium-Prozessor (ia64) über Bord. Offizielle Begründung: Man sehr keine Zukunft mehr für den ia64. Wozu auch noch HP? Seit der Akquise von Sun Microsystems hat Oracle genug Blech in der Hosentasche, und braucht seinen alten Hardware-Kumpel nicht mehr. Ergo sucht sich HP neue Verbündete - zum Beispiel SAP. In Zukunft werde Hewlett Packard Lösungen von SAP, vorerst die Datenbank Sybase ASE, auf seiner Integrity-Serverproduktreihe anbieten, kündigte das Unternehmen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Zürich an. Integritys laufen auf der von Oracle aufgegebenen Itanium-Prozessorarchitektur.

Itanium ist tot, nicht tot...

Der Itanium, 2001 von HP und Intel gemeinsam aus der Taufe gehoben, war einmal ein Avantgarde-Prozessor der sogenannten Post-RISC-Ära. Aber heute umwabert ihn der Charme der Nostalgie. Intels Patrick Messner gab sich auf besagter Pressekonferenz alle Mühe, die Zukunft des Itanium in rosigen Farben zu malen. Der Itanium sei nicht tot, unterstrich Messner. Intel plant 2012 verbesserte Itanium-Architekturen: namentlich den Poulson (32nm-Fertigung) und Kittson (22nm-Fertigung). Der Poulson enthält 3,1 Milliarden Transistoren, ist mit bis zu 8 Kernen ausgestattet und wird 12, statt bisher 6, Befehle parallel ausführen können. Auf Nachfrage gab Messner jedoch zu: "Die Xeon-Architektur ist performanter als der Itanium, das kann man nicht wegreden". Mit anderen Worten, punkto Geschwindigkeit ist der Itanium das unterlegenere System. Messner betonte - praktisch als Ehrenrettung - das solide Verhalten des Post-RISC-Prozessors insbesondere in geschäftskritischen (UX-)Umgebungen.

Schmiert HP Prozessor-King Intel?

Finden Sie dieses Argument überzeugend? Laut Oracle hält der Prozessorkönig Intel den Itanium nur noch aufgrund eines geheimen Abkommens mit HP am Leben, zitiert der News-Dienst AllThingsD aus einem Schreiben des Datenbankherstellers. Aber auch Oracle hat sicher keinen Grund, SAP (und HP) mit Komplimenten zu überschütten. Führt der ERP-Weltmarktführer aus Walldorf doch seine beiden leistungsfähigen Sybase-Datenbanken gegen Oracle ins Feld. Noch läuft die Mehrzahl alles SAP-Lösungen auf Datenbanken von Oracle, und noch spricht SAP nur von seiner Sybase ASE. SAP hat aber noch einen zweiten, stärkeren Pfeil im Köcher: die Datenbank Sybase IQ. Experten rechnen der IQ durchaus Chancen aus, die Datenbank-Dominanz von Oracle langfristig zu torpedieren. Insbesondere dann, wenn Sybase IQ als tragende Datenbank-Architektur in SAPs Hochgeschwindigkeitsappliance HANA zum Einsatz käme. Eine weitere Frontlinie, die Walldorf gegen Oracle aufgebaut hat. Da kommt Hewlett Packard als Partner gerade recht. Aber ob SAP-Systeme nun auf Itanium oder X86ern, mit HP, Fujitsu, IBM, Dell oder Lenovo laufen, das ist den Kämpen in Walldorf eigentlich völlig egal.



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