Home Office: Vom Provisorium zum New Normal

Nur wenige müssen künftig im Büro sein

Diese zuletzt von Merz Turkmani genannten Aspekte unterstreicht man auch beim Markt- und Sozialforschungsinstitut Demoscope. Das Home Office habe unbestritten einen grossen Einfluss auf den Alltag und die Arbeits­realität, erklärt der Leiter der Sozialforschung Dominik Fröhli. In zentralen Sozialstatistiken, die man für den Bund erhebe, aber auch bei thematisch spezifischen Bevölkerungsbefragungen oder bei Mitgliederbefragungen im Auftrag von Verbänden habe sich gezeigt, dass ein positiver Einfluss auf die Arbeitsautonomie und auf das Aneignen neuer, digitaler Kompetenzen konstatiert wird. Klar negativ wahrgenommen werden die Veränderungen hinsichtlich der Arbeitskultur, des Austauschs mit Arbeitskolleginnen (Teamwork), der generellen Arbeitsmoral oder der Trennung von Arbeit und Privatleben.
Bemerkenswert ist bei Demoscope selbst, dass auch dort das mobile und flexible Arbeiten kein Neuland ist, wie Fröhli erläutert. «Die notwendige Infrastruktur hierfür war bereits vor der Coronavirus-Pandemie respektive der Home-Office-Pflicht vorhanden.» Man habe im Zuge der anhaltenden Krisensituation aber «verschiedene Investitionen getätigt, die zwar geplant waren, aber deren Umsetzung eigentlich nicht unmittelbar bevorstanden». Die Pandemie habe also gewissermassen als Katalysator gewirkt. So seien neben der von langer Hand geplanten, kompletten Migration der gesamten IT-Infrastruktur in ein Datacenter auch in verschiedene Lösungen für Remote-Zugriffe, Cloud-Lösungen und zusätzliche Web-Dienste für kollaboratives dezentrales Arbeiten investiert und beispielsweise die Telefonie vollständig auf Microsoft Teams umgestellt worden.
“Heute gibt es kaum mehr jemanden, der nicht ausschliesslich von zu Hause aus arbeiten kann„
Dominik Fröhli, Demoscope
Das «New Normal», resümiert Fröhli, «dürfte aus einer Kombination bestehender und im Zuge der Pandemie sich in rascher Form verbreiteter Elemente bestehen». Bei Demoscope existierten nurmehr wenige spezifische Funktionen, insbesondere in der IT- und Operations-Abteilung, die heute «zumindest nicht ausschliesslich von zu Hause aus arbeiten» können. Künftig werde es wichtig werden, «Lösungen anbieten zu können, die der persönlichen Präferenz der Mitarbeitenden entspricht». Folglich, so Fröhli weiter, «wird die künftige Arbeitsrealität aus einem Mix aus klassischer Büroarbeit vor Ort, mobilem Arbeiten von unterwegs sowie Home-Office-Arbeit bestehen». Die dafür notwendigen Rahmenbedingen seien inzwischen jedenfalls gegeben und hätten sich nun auch breit etabliert.
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Volker Richert
ist freier Wirtschafts- und Technologiejournalist.

Autor(in) Volker Richert



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