05.08.2010, 06:00 Uhr

Zeigen, was man kann

Der VIW will die Wahrnehmung des Berufsfelds der Wirtschaftsinformatik in der Wirtschaft schärfen und jungen Absolventen den Einstieg in ein entsprechendes Netzwerk vereinfachen. Deshalb hat er die Diplomausstellung ins Leben gerufen.
Jens Müller ist IT Project Manager bei der Credit Suisse, als Dozent bei der IFA und als Expert bei der WISS tätig. Beim VIW verantwortet er a.i. das Resort Kommunikation Mit der Diplomausstellung gibt der VIW den Absolventinnen und Absolventen einer Höheren Fachschule für Wirtschaftsinformatik oder eines angegliederten Nachdiplomstudiums die Gelegenheit, ihre Diplomarbeit interessierten Kreisen vorzustellen. Der VIW als Verband der Wirtschaftsinformatik und Mitglied des Träger-vereins stellt die Plattform zur Verfügung und würdigt damit die Arbeit der Diplomanden. In intensiven Gesprächen mit den Besuchern stellten die frischgebackenen Wirtschaftsinformatikerinnen und -informatiker ihre Rolle als Schnittstelle zwischen Betriebswirtschaft und Informatik unter Beweis. Die erste Ausstellung fand am 18. Juni in Olten noch im kleinen Rahmen statt. Mit der wachsenden Anzahl Schulen, die zu Wirtschaftsinformatikern HF ausbilden, wird sich der Anlass in den nächsten Jahren zu einem festen Bestandteil der Verbandsaktivitäten entwickeln. Im Folgenden stellen wir zwei ausgewählte Diplomarbeiten kurz vor: «Einführung und Akzeptanz des eKardex am Universitätsspital Zürich» Von Armin Hürlimann, dipl. Wirtschaftsinformatiker HF (WISS), Applikationsmanager beim Universitätsspital Zürich Das klinische Informationssystem KISIM wird im gesamten Universitätsspital Zürich (USZ) von über 4000 Benutzern täglich verwendet. Nur partiell eingesetzt wurde bis anhin das Modul eKardex, mit dem die bestehende Kardex-Dokumentation in Papierform auf den Pflegeabteilungen abgelöst werden soll. Das Modul wurde während drei Jahren auf fünf Pilotabteilungen mit 160 Betten (19 Prozent der stationären Patienten) klinisch eingesetzt und den jeweiligen Bedürfnissen angepasst. Anfang 2009 hat sich die Direktion für den spitalweiten Einsatz entschieden. Der Rollout erfolgte zusätzlich auf 40 weiteren Pflegestationen mit 580 Betten (69Prozent) während dreier Monate. Mehrere Tausend Mitarbeitende waren von diesem Projekt betroffen. Dazu wurde eine umfangreiche Projektorganisation unter der Leitung der Spital- und ICT-Direktion aufgebaut, um die Umstellung gut vorbereitet umzusetzen. Viele organisatorische und technische Belange waren zu regeln, unter anderem musste ein spitalweit interdisziplinärer Verordnungs-prozess (CPOE) definiert werden. Thema der Studie: Im Fokus der Diplomarbeit stand die Untersuchung der Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit des Projekts eKardex gemäss Krankenversicherungsgesetz (KVG). eKardex bezeichnet dabei die Abbildung der Verordnungen sowie Dokumentationen aller Massnahmen und Vitalparameter eines stationär hospitalisierten Patienten in elektronischer Form. Des Weiteren wurden die Veränderungen und Ver-besserungen durch die Einführung der papierlosen Kardex-Dokumentation im Sinne eines Vorher-nachher-Vergleichs belegt. Resultate: In der Diplomarbeit wurde eine Befragung zu Nutzen und Akzeptanz (Vorher-nachher-Vergleich) durchgeführt. Von den ausgeteilten 75 Fragebogen wurden 71 ausgefüllt retourniert (bei den Ärzten 27 von 30, bei der Pflege 44 von 45). Die Rücklaufquote betrug insgesamt 95 Prozent. Auf die Frage «Möchten Sie wieder zurück zum Papier-Kardex wechseln?» war die Antwort eindeutig: Nur jeweils zwei Personen aus der Ärzte- und Pflegegruppe befürworten dies, 94 Prozent wollen nicht mehr zurück. Übereinstimmend positiv bewertet wurde insbesondere die bessere Verfügbarkeit des elektronischen gegenüber dem Papier-Kardex. Letzterer ist als Unikat nicht jederzeit auffindbar oder einsehbar (94 Prozent Zustimmung). Für die zugriffsberechtigten Personen steht der eKardex an jedem Arbeitsplatz zur Verfügung, im USZ auf insgesamt mehr als 6000 PCs und WLAN-basierten Laptops. Sowohl die Ärzteschaft als auch Pflegende haben folgende Fragen mehrheitlich positiv beantwortet: - Finden Sie eKardex einfach und intuitiv benutzbar? - Wie effizient ist es bedienbar? - Wie beurteilen Sie den Informationsaustausch mit eKardex bei Rapports oder Schichtwechsel? - Wie beurteilen Sie die tägliche Visite mit dem mobilen eKardex? - Wie beurteilen Sie den Nutzen gegenüber Papiervorlagen oder Verordnungsstandards? - Finden Sie, dass eKardex die Patientensicherheit erhöht? - Finden Sie, die Lesbarkeit hat sich gegenüber dem Papier-Kardex verbessert? Deutliche Unterschiede in den Antworten zwischen Ärzteschaft und Pflege ergaben sich bei zwei Fragen zur dienstübergreifenden Kooperation. Ob die Rückfragen zu Verordnungen nach der eKardex-Einführung abgenommen haben, beantworten 85 Prozent der Ärzteschaft entweder zustimmend oder neutral, während dies nur bei 59 Prozent der Pflegenden der Fall war. Analog waren die Antworten zu generellen Veränderungen in der Zusammenarbeit mit eKardex (positiv bzw. neutral: Ärzteschaft 89 Prozent, Pflege 61Prozent). Fazit: Die Einführung des eKardex inkl. CPOE ist ein ambitiöses, interdisziplinäres Projekt. Die Umfrage dokumentiert eine gute Akzeptanz der im USZ nun breit eingeführten Lösung. «Bessere Steuerung der IT dank IT-Führungssystemen» Von Angelo Wermelinger, dipl. Wirtschafts-informatiker FH, Projektleiter bei der iTWO AG
Viele CIOs sehen sich heute mit der Herausforderung konfrontiert, wie sie die IT effizient steuern können. Die dafür notwendige Beschaffung, Konsolidierung und Auswertung der Daten scheitert häufig daran, dass die Daten in isolierten, nicht miteinander verknüpften Systemen, typischerweise ERP-, Servicemanagement- sowie System-Management-Systemen, liegen. Es fehlt ein IT-Führungssystem, das für Transparenz sorgt. Eine aggregierte Datenauswertung und die Verknüpfung von Finanzinfos mit Servicemanagement und System-Management-Kennzahlen werden zurzeit auf dem Markt nicht angeboten. Thema der Studie: Die im Rahmen der Diplomarbeit erstellte Studie hat diese Problematik näher untersucht. Das IT-Führungsinstrument soll ein Arbeitswerkzeug für das Management im Unternehmen sein. Der entscheidende Faktor ist, dass die drei Systeme «Unternehmensmanagement», «Servicemanagement» und «Systemmanagement» zusammengefasst und mit einem Business-Intelligence-Produkt als einheitliches IT-Führungssystem aufgebaut werden. Die Gliederung der einzelnen Kennzahlen, basierend auf dem Zusammenschluss der drei Systeme, wird mit bekannten Methoden im Beratungs- und Unternehmensumfeld gemacht. Das Führungssystem soll dem IT-Verantwortlichen die Möglichkeit bieten, die aktuellen Daten seiner IT-Infrastruktur sowie seiner Services und Produkte automatisiert abzurufen, z.B. Incidents nach Produkten und Services zu sortieren und die Kosten des Incidents aufzuzeigen. Resultate: In der Studie ergab sich aus den Interviews und den aktuellen Unterlagen, dass bei der Verbindung von ERP mit Business Intelligence, wie es im IT- Führungsinstrument angedacht ist, deutlicher Nachholbedarf in der IT besteht. Die grossen Unternehmen haben sich bereits in den letzten Jahren mit dem Thema Business Intelligence und IT-Führungssystem befasst, somit wird in den nächsten drei Jahren in diesen Unternehmen kein Bedarf an neuen IT-Führungssystemen vorhanden sein. Die mittelständischen Unternehmen haben sich noch nicht mit diesem Thema auseinandergesetzt. In diesem Segment sind nur knapp 50 Prozent bereits mit Business Intelligence und IT-Führungssystemen vertraut. Von den restlichen 50 Prozent sind 40 Prozent gemäss Umfrage interes-siert, eine Business-Intelligence-
Lösung einzusetzen. In den mittleren KMU fehlen Mittel, um aggregierte Aussagen in den Bereichen Finanz, Service und Systemmanagement zu tätigen. Für ein effizientes und zielgerichtetes Management der IT ist entscheidend, dass die Kennzahlen im IT-Führungssystem alle notwendigen Elemente abdecken. Keiner der Befragten ist heute in der Lage, ein IT-Führungsinstrument zu präsentieren und aktiv zu gebrauchen. Einzelne Kennzahlen aus den verschiedenen Bereichen werden dem Management zwar vorgelegt, jedoch können keine Zusammenhänge zwischen den einzelnen Kennzahlen hergestellt werden. Von bereits eingeführten Business-Intelligence-Lösungen werden nur knapp 14 Prozent als optimale Unterstützung im Unternehmensumfeld empfunden. Fazit: Für die Einführung und den Aufbau eines solchen Systems wünschen sich die Unternehmen ein Dienstleistungsunternehmen, das vor allem in den Bereichen der Einführung, Weiterentwicklung und der Supportleistungen alles anbieten kann. Der Markt ist für ein neues IT-Führungssystem, das die oben erwähnten Eigenschaften enthält, bereit. In den nächsten Jahren werden die Bedürfnisse in diesem Umfeld stetig wachsen, die Anbieter müssen diese Kundenwünsche abdecken können.
Jens Müller



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