FIS-Heer 09.12.2014, 20:54 Uhr

Untersuchungsbericht zum 750-Millionen-Flop des Bundes veröffentlicht

Ein Untersuchungsbericht hat wenig an FIS-Heer auszusetzen. Die Verantwortlichen scheinen dazugelernt zu haben.
FIS-Heer ist der grösste IT-Flop des Bundes. Obwohl man seit 2006 rund 750 Millionen Franken in das computergestützte Führungsinstrument der Armee investierte, konnte es nie seine ursprünglichen Zweck erfüllen. Trotzdem hat man das System nie ausser Betrieb genommen, weil man vom aufgebauten Know-How profitieren wollte. 2012 wurde entschieden, den Einsatzbereich des Systems stark einzuschrnken, bis eine ausreichende Datenübertragungsfähigkeit besteht. Es wurden nicht mehr jede Gruppe, jedes Fahrzeug oder sogar jeder einzelne Soldat an FIS-Heer angeschlossen, sondern nur ganze Kompanien. Das Militär erhoffte sich, dass die Telekommunikationssysteme und die Betriebs- und Instandhaltungsbudgets durch die geringere Einsatztiefe entlastet werden. Bis 2015 sollten die Voraussetzungen geschaffen werden, damit Fis-Herr die (nun deutlich kleineren) Einsatz- und Schulungsaufträge erfüllen kann.

Kritische Personalsituation

Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) hat nun im Auftrag der Finanzdelegation eine Prüfung des Projekts vorgenommen und den Untersuchungsbericht vorgelegt. Das Fazit: Die Fehler der Vergangenheit wirken sich nach wie vor aus. Trotzdem kann FIS-Heer den Auftrag, der 2012 ausgegeben wurde, vermutlich innerhalb der Zeit und des Budgets erfüllen. Es würden noch genaue Kriterien für die neuen Zielsetzungen fehlen und einige verantwortlichen Stellen besser geschult werden müssen, doch dies ist laut EFK realistisch. Auch das Projektmanagement funktioniere  mehrheitlich gut. Allerdings sei die Personalsituation um Fis-Heer nach wie vorkritisch, schreibt die EFK. Zudem bewirke vielfach die Laufbahnplanung befähigter und motivierter Personen, dass sie schnell mit neuen Aufgaben betraut werden und dadurch dem Projekt nicht mehr zur Verfügung stehen würden. Und Einzelpersonen mit sehr hohem Fachwissen würden oft alleine ihren Auftrag umsetzen, ohne dass ein Kenntnistransfer stattfinden würde. Als Beispiel für den Personalmangel wird die Position des Risikomanagers genannt. Diese Position würde durch den Projektleiter ausgefüllt, was nicht ideal sei. Das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) sagt dazu in einer Stellungnahme, dass für eine derartige Änderung momentan keine Ressourcen zur Verfügung stehen würden.

Beschaffung soll angepasst werden

Ebenfalls kritisch sieht das EFK die Schulung von Miliztruppen an FIS-Heer. Diese müssten innerhalb ihrer kurzen Ausbildung ausgebildet und getestet werden, was sich die EFK in der Praxis nur schwer vorstellen kann. Die EFK empfiehlt dem VBS, im Rahmen der zu erarbeitenden Kriterien eine Bestätigung der Miliztauglichkeit und der Sicherheit vorzunehmen. Dabei sollte auch möglichst objektiv und beweissicher aufgezeigt werden, welchen Mehrnutzen FIS Heer gegenüber den früherangewandten Kommunikations- und Führungsmitteln im praktischen Einsatz erbringt. Um künftig die Beschaffungskoten nicht mehr ausufern zu lassen, wurde zudem vor einiger Zeit beschlossen, komplexe Rüstungsprojekte in mehreren in sich geschlossenen Etappen durchzuführen.  Der Armeestab hätte dargelegt, dass man sich daran halten wolle, schreibt die EFK.

Ein Ende des Schreckens ist absehbar

FIS-Heer wird heute für die Führung militärischer Einsätze wie beispielsweise am WEF eingesetzt. Es wird dabei ausschliesslich stationär eingesetzt, die Datenübermittlung erfolgt über Draht- oder Glasfasernetzte. Dazu wird es auch bei zivilen Katastrophen wie grösseren Überschwemmungen eingesetzt. Mittels FIS Heer könnten in einem solchen Katastrophenfall die relevanten Führungsinfor- mationen zwischen Armee und zivilen Stellen wie Polizei, Feuerwehr, Grenzwachtkorps, Krisenstab ausgetauscht werden. Das wird allerdings nicht immer gemacht, weil die Verantwortlichen im Umgang mit dem System noch nicht geschult sind. Ebenfalls ist vorgesehen, FIS Heer ab ca. 2018 mit Komponenten des Projektes Telekommunikation der Armee (TKA) auszurüsten. Dann könnte der IT-Flop endlich für alle ursprünglich geplanten Einsätze gebraucht werden.



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