06.09.2011, 09:23 Uhr

Überforderte Töchter brauchen Hilfe der IT

In den letzten fünf Jahren hat sich die Wirtschaft stark verändert. Filialen kommen oft nicht mehr hinter den Vorgaben der Mutterhäuser hinterher. IT kann und muss helfen.
Thomas Schinkel von ifb group kennt Probleme von Konzernfilialen
Früher wurde eine Tochtergesellschaft von Angestellten als Rückzugsort genutzt, an dem sie dem Stress in der Zentrale entfliehen konnten. Nun scheint sich das Blatt offenbar zu wandeln. Die Filialorganisationen werden vom Mutterhaus an die kurze Leine genommen, die dortigen Angestellten durch immer kürzere Reporting-Zyklen verstärkt gefordert. Der Wandel bringt Probleme mit sich, weiss das Experten-Netzwerk bpm international. Die Spezialisten für das Business Performance Management identifizierten in einer Umfrageunter 100 Führungskräften aus europäischen Industriekonzernen, wo es die grössten Schwierigkeiten gibt.

Mehr Regulierung

Wie die Gesamtwirtschaft allgemein hadern Manager in Zweigstellen mit den immer mehr und immer komplexeren Vorschriften allenthalben. Die Anforderungen steigen an die Finanzabteilungen stetig an. «Neue gesetzliche Regelungen und wachsende Datenmengen machen die Bilanzierungsprozesse immer komplexer», erklärt Thomas Schinkel, Managing Consultant bei der Beratung ifb group, einem Teil des bpm-international-Netzwerks. Eng verbunden mit der stärkeren Regulierung ist der Trend, dass Kennzahlen in immer kürzeren Abständen an den Konzern gemeldet werden müssen. So werden oftmals Rolling Forecasts genutzt und 50 Prozent der befragten Unternehmen haben ein Flash Reporting – ein schneller Überblick über die aktuelle Finanzentwicklung – etabliert. Auch wird es je länger je mehr zur gängigen Praxis, dass Tochterfirmen gefordert sind, Bilanzen monatlich statt quartalsweise zu liefern. Nächste Seite: Excel an seinen Grenzen Mit strikten Vorgaben und kürzeren Abfragezyklen verlangen die Konzernzentralen häufig mehr, als ihre Filialunternehmen leisten können. Defizite sehen die befragten Unternehmen insbesondere beim Personal. Denn geschult werde häufig zuerst in den Zentralen, berichtet bpm international. In den Tochtergesellschaften hätten die Mitarbeiter entsprechende Wissenslücken, zum Beispiel bei neuen gesetzlichen Regelungen.

Excel an seinen Grenzen

Um den Datenmassen und den kürzeren Reporting-Zyklen Herr zu werden, ist Technologie gefordert. «Im Vergleich zu 2006 gibt es heute mehr Probleme zwischen Töchtern und den Mutterkonzernen insbesondere bei der Ein- und Weitergabe von Daten. Gelieferte Zahlen sind oft fehlerhaft und müssen mehrmals hin- und hergeschickt und korrigiert werden. Das kostet wertvolle Zeit», weiss Schinkel. Werkzeuge wie die Tabellenkalkulation Excel seien für den Abgleich nur bedingt ungeeignet. Allerdings schreitet laut Studie die Einführung von EPM- und BI-Systemen kontinuierlich voran. Excel werde zunehmend abgelöst. Häufig würden jedoch Insellösungen installiert –nur eine Minderheit (22 Prozent) hat einheitliche Lösungen umgesetzt. «Integrierte IT-Systeme sowie eine kontinuierliche und zeitnahe Schulung der Mitarbeiter sind jetzt dringend notwendig, um den steigenden Anforderungen zu begegnen», rät der BPM-Experte.



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