11.08.2005, 11:01 Uhr

Scrollen – Verhalten und Design

Usability-Spezialistin Silvia Zimmermann zum Thema Scrollbalken und ihr Design.

Dass Computeranwender nicht gerne scrollen, ist eine verbreitete Fehleinschätzung, die in der Nutzerforschung längst widerlegt ist. Allfällige Probleme mit dem Scrollen lassen sich mit ein paar einfachen Massnahmen unter Berücksichtigung gängiger GUI-Standards leicht vermeiden.

Während horizontales Scrollen oft grosse Probleme hervorruft und generell auch sehr unbeliebt ist, stellt vertikales Scrollen für die Mehrheit der Internetnutzer ein praktisches Mittel dar, um sich in einem Dokument rasch vorwärts und rückwärts zu bewegen. In der Regel stört vertikales Scrollen höchstens auf der Einstiegsseite, da durch das Hoch- und Runter-scrollen die Naviga-tionsmenüs aus dem Blickfeld geraten und die Einstiegsseite dann in der Regel auch überladen ist.
Muss auf einer Seite ge-scrollt werden, so ist unbedingt darauf zu achten, dass die Kernbotschaft im oberen Bereich der Seite steht und ohne Scrollen wahrgenommen werden kann. Die meisten Nutzer entscheiden nämlich auf den ersten Blick (und ohne zu scrollen), ob ihnen die Seite die gewünschte Information bietet. Wenn die Nutzer sich dann nach dem ersten Eindruck für den Inhalt der Seite interessieren, so stört sie das Scrollen überhaupt nicht.
Von einem solchen Seitenaufbau profitieren auch jene Nutzergruppen, die traditionell am meisten Mühe mit Scrollen bekunden: ältere Menschen und solche mit motorischen Schwächen oder einer beeinträchtigten Sehfähigkeit, die kleine Elemente wie Scrollbalken mit der Maus nur mit grosser Anstrengung treffen.
Bei Websites für Kinder oder Personen mit einer Leseschwäche sollte ganz aufs Scrollen verzichtet werden. Kinder sind in der Regel sehr ungeduldig und scrollen kaum. Leseschwache Nutzer verlieren beim Scrollen den Textfokus und bekunden grosse Mühe, die aktuelle Stelle im Text wiederzufinden.
Damit aus Nutzersicht mit dem Scrollen alles rund läuft, muss bei der Gestaltung von Scrollbalken auf einiges geachtet werden: Da man sich nicht immer aufs Auto-Scrollen verlassen kann, bietet man mit Vorteil selber Scrollbalken an. Wichtig ist, dass die Balken erscheinen, wenn sie auch tatsächlich benötigt werden; leere Scrollbalken führen zu falschen Erwartungen an den Inhalt.
Ferner sollte man sich beim Design unbedingt an vorhandene GUI-Standards halten und nicht selber «coole» Scrollelemente entwerfen. Ungewohnte Scrollbalken-Designs werden nämlich von den meisten Nutzern übersehen, auch bei Flash-Anwendungen.
Die Autorin:
Silvia Zimmermann ist Managing Director beim Institut für Software-Ergonomie und -Usability, Zürich.
Silvia Zimmermann



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