18.07.2006, 11:39 Uhr

Die Polizeiwache wird mobil

Die Stadtpolizei Zürich installiert in allen ihren Streifenwagen ein Kommunikationssystem und bringt so die Wache auf die Strasse.
In Bälde werden Zürcher Stadtpolizisten in allen Streifen- und Einsatzwagen auf diverse Datenbanken mobil zugreifen können.
Mit Blaulicht nehmen Beamte der Stadtpolizei Zürich die Verfolgung eines verdächtigen Fahrzeugs auf. Schon während der Jagd wird die Nummer des Kontrollschilds von einem Kollegen in einen im Polizeiauto installierten Rechner gegeben. Wenige Sekunden später wissen sie, was in diversen Datenbanken über das Fluchtauto gespeichert ist, also wem es gehört und ob es gestohlen wurde.
Möglich wird diese rasche Information durch die Einführung eines mobilen Systems, das die Stadtzürcher bereits seit 2003 entwickeln und testen, das nun aber in allen 50 Streifen- und Einsatzwagen der Gesetzeshüter installiert wird. Herzstück des Systems ist ein Router mit Ethernetanschlüsssen, an die fix im Fahrzeug installierte Industrie-PC oder Note-books gehängt werden.
Die Kommunikation via Luftschnittstelle mit den zentralen Servern der Polizei wird über diverse Modems hergestellt, die ebenfalls mit dem Router verbunden sind. Dabei wählt das Gerät immer den Kanal, der am meisten Bandbreite zulässt. Ist das Fahrzeug noch in Reichweite des Wireless LAN der Stapo, loggt es sich dort ein. Sind die Ordnungshüter draus-sen im Einsatz, wird meist auf die UMTS-Datenübertragungstechnik HSDPA (High Speed Downlink Packet Access) zurückgegriffen. Wie Christoph Hüsler von Organisation und Informatik der Stadt Zürich (OIZ) erklärt, stehe dabei erfahrungsgemäss durchschnittlich 500 KBit pro Sekunde Bandbreite für den Downlink und 250 bis 350 KBit für den Uplink zur Verfügung. «Das reicht, um wie im Büro mit dem System zu arbeiten», sagt er. Gerät das Polizeifahrzeug in ein UMTS-Funkloch, werde automatisch auf die GSM-Technik Edge (Enhanced Data Rates for GSM Evolution) umgeschaltet.
Für die tägliche Polizeiarbeit bringe das System diverse Vorteile, weiss Stadtpolizist Lars Moser aus der Praxis zu berichten. Bislang müssten alle Anfragen über Funk gemacht werden, was nicht nur mühsam sondern auch eine Fehlerquelle sei. Zudem seien gewisse Informationen wie etwa Bilder gar nicht erhältlich. Besonders bei grossen Verkehrskontrollen kommen diese Vorteile zum Tragen. «Bislang mussten wir bei einem solchen Einsatz einen Polizisten auf die Wache abkommandieren, der nur Anfragen über Funk entgegennahm. Auch dieser Beamte kann nun auf der Strasse eingesetzt werden», sagt er.
Sogar den Internetzugang hat Moser schätzen gelernt. Dieser dient nicht - wie vermutet werden könnte - als etwaiger Pausenfüller. Vielmehr wird auch das Web für die Polizeirecherche beigezogen. So habe er vor Kurzem ein verdächtiges Fahrzeug angehalten, dessen Lenker behauptete, er habe sein Gefährt bei E-Bay ersteigert. Mit ein paar Klicks habe er diese Aussage verifizieren können, berichtet Moser. «Für derartige Abklärungen hätte ich bisher mehrere Telefonate führen müssen», ist er überzeugt.



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