30.09.2009, 12:04 Uhr

ACS-Kauf macht Xerox zum Servicegiganten

Die 6,4 Milliarden Dollar schwere Akquisition von Affiliated Computer Services (ACS) stärkt das Dienstleistungsgeschäft des US-Büromaschinenkonzerns Xerox.
Wolfgang Herrmann ist Redaktor bei unserer deutschen Schwesterpublikation «Computerwoche»
Mit dem texanischen Outsourcing-Spezialisten ACS schnappt sich Xerox einen Anbieter, der die Rezession bisher überraschend gut überstanden hat. Für das zum 30. Juni abgeschlossene Geschäftsquartal meldete ACS eine Umsatzsteigerung von sechs Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar. Auch die Anzahl der Mitarbeiter stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal von 65'000 auf 74'000. Der Dienstleister mit Hauptsitz im amerikanischen Dallas setzt dabei verstärkt auf Personal in Offshore-Regionen. Gleichzeitig sinkt die Zahl der im Heimatmarkt USA beschäftigten Mitarbeiter. Der Jahresumsatz lag zuletzt bei rund 6,2 Milliarden Dollar.
Geht der Deal wie geplant bis zum ersten Quartal 2010 über die Bühne, vergrössert Xerox seinen Dienstleistungsumsatz auf einen Schlag von 3,5 Milliarden auf rund zehn Milliarden Dollar. Dieser Schritt war für den Büromaschinenkonzern dringend nötig, kommentierte Peter Bendor-Samuel, Chef der Outsourcing-Beratungsfirma Everest Group. In dem sich konsolidierenden Markt für IT-Services wäre Xerox sonst schnell ins Hintertreffen geraten.
Mit der Akquisition setzt sich der Trend unter den grossen Hardware-Anbietern fort, sich mit Dienstleistungen ein weiteres Standbein aufzubauen. Erst vergangene Woche kündigte der PC-Hersteller Dell an, den Serviceanbieter Perot Systems für 3,9 Milliarden Dollar zu übernehmen (Computerworld berichtete). Bereits im abgelaufenen Jahr hatte Hewlett-Packard (HP) mit EDS seine Dienstleistungssparte massiv ausgebaut.
Xerox könnte es im hart umkämpften Servicemarkt denn auch bald mit Dell zu tun bekommen. Ebenso wie ACS erwirtschaftet Perot Systems einen grossen Teil des Umsatzes im US-Gesundheitswesen. Hier locken vor allem Projekte rund um die Einführung digitaler Patientenakten. Mit ACS mausert sich Xerox ferner zu einem der grössten Player im Markt für «Transactional Business Process Outsourcing» (BPO). Dazu gehören beispielsweise Prozesse wie Kreditorenbuchhaltung oder Patientenabrechnung. Beide Unternehmen haben zudem Techniken für die Verwaltung unstrukturierter Daten wie E-Mails entwickelt. Nach Ansicht von Bendor-Samuel könnten sich daraus zusätzliche Geschäftschancen ergeben.
Ausserdem erhält Xerox Zugriff auf die Infrastruktur-Ressourcen, die ACS für sein Outsourcing-Geschäft aufgebaut hat. Dazu zählen rund 14 Rechenzentren und Servicestandorte im indischen Bangalore, im mexikanischen Monterrey und am Hauptsitz in Dallas. ACS hatte zuletzt auch seine Präsenz in Europa weiter ausgebaut: In den vergangenen drei Jahren verdoppelte der Konzern die Zahl seiner Support-Zentren für Business-Process- und IT-Outsourcing von elf auf 22.
Wolfgang Herrmann



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