Merger 21.02.2018, 11:44 Uhr

Temenos und Fidessa einigen sich auf Übernahmeangebot

Der Genfer Bankensoftware-Spezialist Temenos hat sich mit der britischen Fidessa über ein Übernahmeangebot geeinigt.
Der Bankensoftwarehersteller Temenos ist mit der geplanten Grossakquisition der britischen Gesellschaft Fidessa bereits einen Schritt weiter. Die Verwaltungsräte der beiden Gesellschaften haben sich über die Bedingungen der Transaktion geeinigt.
Das teilte Temenos am Mittwoch mit. Erst am Vortag war bekannt geworden, dass die Unternehmen entsprechende Gespräche führen. Bestätigt wird der dabei genannte Preis von 35,67 Pfund, den die Fidessa-Aktionäre erhalten sollen.
Ausserdem sollen sie noch vor Abschluss der Transaktion - wie ebenfalls schon am Vortag bekannt wurde - in den Genuss einer Dividende im Umfang von 0,797 Pfund kommen. Der Kaufpreis liegt bei insgesamt umgerechnet rund 1,8 Milliarden Franken.

Aktivistischer Investor steigt ein

Die Offerte entspreche einer Prämie von fast 37 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom letzten Freitag, schreibt Temenos im Communiqué. Am Vortag waren die Fidessa-Papiere, die an der Londoner Börse gehandelt werden, jedoch schon auf das offerierte Preisniveau gestiegen.
Unterdessen ist bei Fidessa der aktivistische Investor Elliott eingestiegen. Er hat einen Anteil von knapp 4,9 Prozent am britischen Unternehmen aufgebaut. Elliott ist unter anderem dafür bekannt, mit seinem Engagement bei Übernahmen einen besseren Preis erzwingen zu wollen - etwa bei dem Chiphersteller NXP oder dem Zusammenschluss der Brauereien Anheuser-Busch InBev und SABMiller. Zu den Plänen bei Fidessa wollte sich der Investor nicht äussern.
Bei den Temenos-Aktien zeigten sich die Anleger vorsichtig. Zwar wird die Grossübernahme in Marktkreisen als sinnvoll bezeichnet, dem unter Druck geratenen Aktienkurs machen aber scheinbar Bedenken der Investoren gegenüber grösseren Übernahmen zu schaffen. Am späten Vormittag betrug das Kursminus knapp 0,9 Prozent.

Synergien von rund 60 Millionen Dollar

Temenos erwartet den Abschluss der Transaktion im Verlauf des ersten Halbjahrs, heisst es weiter. Danach solle sie durch Effizienzsteigerungen und Querverkauf-Möglichkeiten «signifikante Vorteile» bringen. Konkret wird mit Kostensynergien von rund 60 Millionen Dollar gerechnet, die innert dreier Jahre erreicht werden sollen.
Die Fidessa-Übernahme soll für Temenos ein Wachstumsbeschleuniger werden. Für ein konkretes Ziel sei es aber noch zu früh, sagte Finanzchef Max Chuard am Mittwoch während einer Telefonkonferenz für Investoren.
Ausserdem sei ein gegenseitiger Kundenzugang geplant. Das Management unterstrich, dass sich nämlich nicht nur die Produkte ergänzten, sondern auch die geografischen Schwerpunkte: So sei Temenos in Europa und im Nahen Osten stark, Fidessa in Nordamerika und Japan.
Laut Temenos-Chef David Arnott verleiht die Akquisition Temenos aber auch Stabilität. Der Anteil der wiederkehrenden Einnahmen steige beträchtlich, sagte er. Bei Temenos stammten im letzten Jahr nur 46 Prozent des Umsatzes aus wiederkehrendem Geschäft, bei Fidessa waren es 88 Prozent. Gemeinsam hätte der Anteil bei 63 Prozent gelegen.
Mit der Übernahme entsteht laut den Angaben das weltweit grösste Softwareunternehmen für Finanzdienstleistungen. Es hätte 2017 einen Umsatz von 1,23 Milliarden Dollar und einen Betriebsgewinn (Ebitda) von 398 Millionen Dollar erzielt. Fidessa ist eine Softwareschmiede mit Fokus auf den Handel von Aktien und Derivaten und bietet auch Lösungen für die Vermögensverwaltung an.



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