Behördenbeschaffungen 04.11.2020, 05:55 Uhr

Aufwendig, aber doch unverzichtbar

Öffentlich ausgeschriebene Projekte sind bedeutsam für die ganze Schweizer ICT-Branche. Leider fehlt es an gleich langen Spiessen. Denn insbesondere von KMU wird das Ausschreibungsprozedere als zu teuer, zu kompliziert und zu aufwendig eingestuft.

Aufwendig, aber wichtig: Ein Murmeltier sammelt fleissig Material für den Nestbau
(Quelle: Keystone/Stefan Gerth)
Auf öffentliche Aufträge scheint kaum ein Unternehmen verzichten zu wollen. Jedenfalls zeigt die aktuelle, im Rahmen der traditionellen Top-500-Ausgabe von Computerworld durchgeführte Umfrage unter über 300 Software-, Hardware- und IT-Services-Anbietern, dass in diesem Jahr fast 78 Prozent der Befragten für Aufträge der öffentlichen Hand offeriert haben. Ein Rekordwert. Bemerkenswert ist an den Resultaten der Einfluss, den gerade KMU hatten. Denn gut die Hälfte der Antwortgebenden stammten aus kleineren Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern und weitere knapp 110 aus mittelgros­sen Betrieben mit bis zu 250 Angestellten.
Weniger stark beeinflusst wurden die Ergebnisse hingegen von Grossbetrieben. So beschäftigen nur 50 der befragten Unternehmen über 250 respektive über 1000 Angestellte. Weiter muss man wissen, dass es üblicherweise die grossen Unternehmen sind, die sich die meisten auf Simap – der offiziellen Beschaffungsplattform der öffentlichen Hand – publizierten Aufträge sichern. So gingen im letzten Jahr von den insgesamt 4900 ICT-Ausschreibungen die meisten Zuschläge nach Auftragsvolumen beispielsweise an Firmen wie Swisscom, IBM und Oracle oder an Consulting-Multis wie PricewaterhouseCoopers, EY und Accenture. Das hat die Forschungsstelle Digitale Nach­haltigkeit an der Universität Bern über ihr Analyse-Tool «IntelliProcure» ermittelt.
Neben dem KMU-Schwerpunkt fällt in der diesjährigen Computerworld-Umfrage auf, dass wieder viel Unzufriedenheit mit dem Ausschreibungsprozedere geäussert wird (vgl. Grafik unten). Voll und ganz zufrieden sind weniger als 5 Prozent, fast 70 Prozent meinen, das Prozedere sorge nicht beziehungsweise nur mehr oder weniger für gleich lange Spies­se unter den Anbietern. Ein grosser Teil (knapp 60 Prozent der Befragten) meint zudem, dass mit den öffentlichen Ausschreibungen der Wettbewerb nicht oder kaum gefördert werde. Vielmehr halten fast 55 Prozent fest, bestimmte Anbieter würden bevorzugt. Etwa gleich viele kritisieren
das Ausschreibungsverfahren als zu teuer. Fast 70 Prozent geben an, es sei zu aufwendig respektive zu kompliziert.
Quelle: NMGZ



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