Tick, tack geht die Teamuhr

Was ist passiert – und könnte passieren?

Menschen treffen wieder aufeinander und stellen fest, dass in der langen Zeit der nicht physischen Begegnungen etwas geschehen ist. Es geht nicht um digitale Erfahrungen, sondern um die immer wieder beschworene Gruppendynamik. «Gruppendynamik findet immer statt» (aus «Wie die Gruppe laufen lernt» von Langmaack/Braune-Krickau). Das gilt halt auch dann, wenn jeder und jede zu Hause sitzt.
“Wegschauen war noch nie so einfach und gefährlich – tun Sie es bitte nicht„
Stefan Häseli
Es war vielerorts sichtbar, dass Teams realisieren, dass sich auch etwas im Miteinander verändert hat. Da gab es neue Subgruppen, vielleicht diejenigen, die sich trotz Home Office hie und da im Büro physisch begegnet sind, da sind Gruppen auseinandergefallen, die vorher im selben Büro waren und seit März eigentlich gar nichts mehr miteinander zu tun hatten. Es gab neue Seilschaften, Beziehungen.
Nach der Teamuhr von Tuckman kann man wohl festhalten, dass sich viele Gruppen und Teams in einer Reformingphase befinden, die erste Ausläufer von «Storming» zeitigen. «Wir haben uns auseinandergelebt» ist ein häufiger Grund für Ehe-Scheidungen. Das gilt auch für Arbeitsbeziehungen. Dann gilt es, das wiederherzustellen. Nein, nicht «wie vor Corona», aber es zu thematisieren, lohnt sich. Sich Zeit nehmen, auf sich zu schauen, zu reflektieren, was mit dem Team geschehen ist und wie es sich gerade jetzt zeigt. Im Anschluss die nächste «Normingphase» aktiv angehen, bevor «Storming» überhandnimmt und Teams dann endgültig auseinander dividiert.

Rasches Handeln ist gefragt

Das alles muss aber schnell geschehen. Wer das nicht in den drei bis vier Monaten nach Rückkehr an die Arbeitsplätze angeht, wird fünf Monate später ein Problem haben. Und das Problem wird sich mit einer allfälligen, möglichen, weiteren New-Home-Office-Phase quadrieren. «Nähe» und «Dis­tanz» müssen neu kalibriert werden, allenfalls Themen, in die sich jeder so wunderschön im Home Office hineinsteigern konnte, aufgearbeitet und geklärt werden.
Auch hier spielt die vorgesetzte Person eine Schlüsselrolle. Sie ist die, die das erkennen und eine eigene Haltung von Neugierde und Neutralität (Whitmore, «Coaching für die Praxis») an den Tag legen sowie den Prozess starten muss.

Fazit

  • Digitalisierung verändert die Teambeziehungen. Dies zu thematisieren, ist Chefsache.
  • Digitalisierung kalibriert Nähe und Distanz zwischen Chef*in und Mitarbeitenden neu und zwingt zu indivi­duelleren Führungsformen.
  • Vertrauen ist der Schlüsselfaktor für Remote Work.
  • Es besteht die Gefahr der Lethargie. Diese zu erkennen, anzusprechen und entsprechend Handlungen einzuleiten, ist Führungsaufgabe.



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