Studie von GIA Informatik 04.10.2018, 09:16 Uhr

Schweizer Vorsicht gegenüber SAP S/4 Hana

Erst 2,6 Prozent der Schweizer Unternehmen setzen die neue Business Suite mit In-Memory-Technik, S/4 Hana von SAP, ein. Auch in Sachen Digitalisierung sind sie noch zurückhaltend. Dies ergibt eine aktuelle Studie der GIA Informatik.
Digitalisierung wird von Schweizer Firmen eher als Chance denn als Risiko angesehen
(Quelle: GIA Informatik)
Die Digitalisierung ist bei Schweizer Unternehmen angekommen – aber wie weit ist sie dort bereits fortgeschritten? Dieser und anderen Fragen wie etwa den aktuellen und geplanten Einsatz der Business-Suite S/4 Hana (High Performance Analytic Appliance) von SAP hat die im aargauischen Oftringen beheimate IT-Dienstleisterin GIA Informatik in einer aktuellen Umfrage bei Schweizer KMU und Grossunternehmen untersucht. Im Zeitraum von März bis April 2018 wurden 2700 C-Level-Führungskräfte von 900 Organisationen der Industrie, des Handels, der öffentlichen Hand, des Maschinenbaus und weiterer Branchen befragt. Ein Grossteil der teilnehmenden KMU beschäftigt 100 bis 500 Mitarbeitende, jedes dritte Unternehmen weist sogar eine Beschäftigungszahl von mehr als 1000 auf.
Die digitale Revolution hat demnach bei Schweizer Firmen noch nicht voll eingeschlagen, so das Ergebnis der Erhebung. Immerhin zwei Drittel der befragten Führungskräfte bezeugen, dass die eigene Organisation (67,7 Prozent) und die jeweilige Branche (66,7 Prozent) stark bis sehr stark von der Digitalisierung betroffen sind. Sie beurteilen, dass insbesondere die Prozesse (92,1 Prozent) und die Produkte und Dienstleistungen (76,3 Prozent) dem Einfluss der Digitalisierung ausgesetzt sind. Knapp zwei Drittel (62,2 Prozent) schätzen, dass ihre Kunden die digitale Transformation als Chance sehen.
Was ist der Grund für dieses Verhalten? «Generell gehe ich davon aus, dass für die Unternehmen durch die Digitalisierung ein rasch erkennbarer Nutzen ersichtlich sein muss», kommentiert Alexander Berger, IT-Strategie-Consultant bei 2BCS. «Ist dies nicht der Fall, entsteht eine gewisse Zurückhaltung. Unternehmen mit einer dominanten Marktstellung sind eher bereit, Veränderungen in der Branche voranzutreiben als Unternehmen, die nicht diese Marktstellung haben», so Berger weiter.

SAP S/4 Hana bislang kein grosses Thema – aber bald?

S/4 Hana ist die neue Business Suite des ERP-Anbieters SAP. Da SAP 2025 die Wartung der aktuellen Version einstellen wird, müssen alle Kunden darauf umrüsten und sich früher oder später mit dieser Umstellung befassen. Die Umfrage zeigt jedoch klar: Bisher setzen erst 10,5 Prozent die In-Memory-Datenbank Hana ein; 18,4 Prozent planen deren Einführung. Punkto Business Suite SAP S/4 Hana sind die meisten Unternehmen noch nicht sensibilisiert: 81,6 Prozent nutzen sie nicht, 15,8 Prozent denken über die Einführung nach und nur 2,6 Prozent haben das System im Einsatz. Entsprechend besteht hier grosses Potenzial.
SAP S/4 Hana ist hierzulande noch kaum im Einsatz
Quelle: GIA Informatik
Wie sind diese Resultate zu werten? «Gemäss meiner Beurteilung ist das Interesse an SAP S/4 Hana durchaus vorhanden», meint etwa Burim Maraj, CFO/CIO bei der Skan AG, einem auf den Bau von Isolatoren für die pharmazeutische Industrie spezialisierten und international tätigen Unternehmen. «Die Unternehmen verfolgen, was derzeit passiert – darauf gilt es aufzubauen. Viele kennen jedoch den zeitlichen Aspekt und die Kosten für SAP S/4 Hana nicht. Deshalb verspüre ich eine gewisse Verunsicherung», gibt Maraj weiter zu bedenken.Vielleicht fehle es den wenigen Implementierungspartnern auch an Erfahrung mit diesem neuen Produkt. «Zudem wollen die wenigsten der ‹Early Bird› sein und die ‹Kinderkrankheiten› mittragen, die auftreten können. Deshalb arbeiten viele Unternehmen mit dem bisherigen System weiter», so die Einschätzung des CFO und CIO. «Wir machen einen ersten Schritt und führen nun zuerst die Hana-Datenbank ein und gehen – wenn alles ausgereift ist – schrittweise vor, indem wir für SAP S/4 Hana einen ‹Readiness-Check› durchführen», erklärt Maraj die Vorgehensweise der eigenen Firma
«Das Angebot der Provider ist vielseitig und die Erfahrungen der Kunden mit SAP S/4 Hana sind meistens noch gering. Zudem sind die erwarteten Folgekosten gross und ist der Zusatznutzen eher klein», meint darüber hinaus Berger von 2BCS. «Das Interesse wird spätestens dann steigen, wenn es zwingenden Handlungsbedarf geben wird beziehungsweise ein erkennbarer Nutzen besteht.»

Wichtige Rolle der IT-Dienstleister

Eine dritte Befragung zielte auf die Beziehung von Unternehmen zu ihrem IT-Anbieter ab. Die Mehrheit der Firmen ist mit ihrem Provider zufrieden (56,8 Prozent). «In der Tat beobachten wir grundsätzlich, dass die Kunden mit dem Gesamtpaket häufig zufrieden sind», erklärt Berger das Ergebnis. «Falls nicht, tun die Provider viel dafür, um diesen Zustand zu erreichen.»
«Unternehmen mit einer dominanten Marktstellung sind eher bereit, Veränderungen in der Branche voranzutreiben», meint Alexander Berger, IT-Strategie-Consultant bei 2BCS
Quelle: pd
Die Zusammenarbeit dauert oft über Jahre hinweg: Rund zwei Drittel (63,9 Prozent) sind bereits über fünf Jahre bei ihrem IT- und SAP-Anbieter. 89,5 Prozent der Unternehmen legen beim Provider das Hauptaugenmerk auf dessen Kompetenz.

Bildergalerie
GIA Informatik hat Schweizer Firmen zum Einsatz von SAP S/4 Hana und zur Digitalisierung befragt. Hier die Ergebnisse als Bilderstrecke.




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