14.10.2005, 08:14 Uhr

RSS und Podcasting - endlich auch Content im Open-Source-Stil

Die IT-Branche und speziell das Internet sind ja durchaus bekannt für nichtssagende «Buzzwords» und «Hypes» um altbekannte Ideen und Konzepte.
Der Autor Corsin Decurtins ist diplomierter Informatikingenieur (ETH), Assistent am Institut für Informationssysteme der ETH Zürich und Software Engineer bei Netcetera.
Der letzte Schrei sind «RSS» und «Podcasting». Jede Webseite, die etwas auf sich hält, bietet einen RSS-Feed an, und auch Podcasts schiessen wie Pilze aus dem Boden. Einmal mehr nur viel Lärm um nichts? Aus technischer Sicht lautet die Antwort ja. Trotzdem steckt eine Menge Zündstoff dahinter.
RSS steht (unter anderem) für «Really Simple Syndication». Es ist ein XML-Format, das es ermöglicht, kurze Informationen zu News-Meldungen, Artikeln oder sonstigen Dokumenten zu publizieren. Die Einträge bestehen aus einem Titel, einer kurzen Beschreibung und einem Link auf den eigentlichen Inhalt. Bei Podcasts besteht dieser Inhalt aus einer Sounddatei. Die RSS Feeds und Podcasts werden regelmässig von entsprechenden Clients abgefragt. Die Informationen können angezeigt oder - im Fall von Podcasts - automatisch auf den MP3-Player übertragen werden. Das war es dann auch schon. Technisch gesehen also wirklich einfach. Und neu sind RSS und Podcasting auch nicht. Die erste Version des RSS-Formates stammt aus dem Jahre 1999; Soundformate wie MP3, OGG oder WMA sind ebenfalls bereits alte Bekannte.
Trotzdem sind RSS und Pod-casting in den vergangenen Monaten unglaublich populär geworden und haben sich in Windeseile verbreitet. Der grosse Erfolg hat möglicherweise damit zu tun, dass RSS und Podcasting die Art und Weise verändern, wie wir aktuelle Informationen im Internet konsumieren. Vorbei die Zeiten, als wir die Infos jeden Morgen nach dem Einloggen im Büro auf den gängigen Webseiten abholen mussten. Nun werden einem die Informationen fortlaufend, automatisch gefiltert und personalisiert zur Verfügung gestellt. Die Präsentation ist dabei völlig den Client-Applikationen und somit letztlich den Benutzerinnen und Benutzern überlassen. In den letzten Jahren hat sich die Industrie sichtlich bemüht, die illegale Verbreitung von Inhalten zu verhindern. Diese Bestrebungen sind völlig legitim. Leider wurde dadurch auch die Verwendung von legal erworbenen Inhalten stark eingeschränkt. RSS und Podcasting sind Trendsetter in die andere Richtung. Inhalte - freie und kommerzielle - werden so geöffnet und ermöglichen bei der Verwendung der Informationen mehr Freiheit . In den letzten Monaten haben viele Content-Provider ihre anfänglichen Bedenken abgelegt und stellen ihre Inhalte nun auch in dieser Form zur Verfügung. Dies zeugt von einem Umdenken, das hoffentlich viele Nachahmer finden wird.
Analog zu gängigen Open-Source-Prinzipien hat sich damit ein weiterer Standard entwickelt, der einmal mehr Dienstleistungen und Nutzungsgewohnheiten verändern wird. In unserer globalen Wissensgesellschaft, in der Information nach wie vor auch Macht bedeutet, leistet RSS als simpler Kanal für -Content-Syndication so betrachtet einen willkommenen Beitrag zur Demokratisierung.



Das könnte Sie auch interessieren