Sunrise
05.02.2009, 12:04 Uhr
Mehr Kunden bringen weniger Umsatz
Der Schweizer Telekom-Anbieter Sunrise konnte im vergangenen Jahr seine Gesamtkundenzahl um über ein Viertel auf 2,86 Millionen steigern. Dennoch ist der Umsatz um rund fünf Prozent gesunken.

Ohne die Übernahme von Tele2 hat Sunrise 2008 rund 165'000 Kunden gewonnen. Dies entspricht einem Plus von 7,3 Prozent. Inklusive Tele2 ist die Gesamtkundenzahl von Sunrise seit Ende 2007 um 584'000 auf 2,86 Millionen gestiegen. Die Mobilkundenzahl konnte der Telekom-Anbieter laut eigenen Angaben um 243'000 respektive 15,9 Prozent auf 1,77 Millionen erhöhen. Das Wachstum führt Sunrise insbesondere auf die Einführung neuer Preispläne im Oktober 2007, auf die Produktlinie "Take Away" für den mobilen Datenverkehr und auf die Integration von Tele2 zurück. Verglichen mit dem Vorjahr konnte der Telekom-Anbieter die Zahl der Breitbandkunden um über 40 Prozent auf 325'000 steigern. Im Festnetzsegment hat Sunrise 273'000 neue Kunden gewonnen, was ein Plus von rund 60 Prozent bedeutet.
Umsatzrückgang
Allerdings ist der Sunrise-Umsatz 2008 um 4,8 Prozent auf 1,856 Milliarden Franken geschrumpft. Gleichzeitig ist der Ebitda (Gewinn vor Steuern und Abschreibungen wegen Preissenkungen und dem Verkauf der Geschäftseinheit Sunrise Business Communications (SBC) um 59 Millionen Franken auf 459 Millionen Franken zurückgegangen, erklärt der Telekom-Anbieter. Der Reingewinn ist jedoch um 8,8 Prozent auf 185 Millionen Franken gestiegen.
600-Millionen-Abschreiber
Der Mutterkonzern TDC schreibt zusätzlich 600 Millionen Franken auf Sunrise ab. Dem Telekom-Anbieter zufolge wird die Abschreibung mit dem schwierigen Marktumfeld begründet: Der regulatorische Rechtsrahmen und die zögerliche Liberalisierung würden die Aussichten für private Telekomfirmen in der Schweiz reduzieren. Ein weiterer Grund sei die generell schwierige Wirtschaftslage weltweit.
Sunrise zahlt an Swisscom
2008 hat Sunrise laut eigenen Angaben insgesamt 334 Millionen Franken an Konkurrent Swisscom überwiesen. Nach wie vor seien die Preise, welche alternative Anbieter für die Benutzung des ehemaligen PTT-Netzes bezahlen müssen, das Schlüsselhemmnis für die weitere Intensivierung des Wettbewerbs und der Hauptgrund für höhere Preise als im Ausland. Der grosse Rückstand in der Liberalisierung des Telekom-Markts gegenüber Europa droht auch in der Glasfaserthematik weiter zementiert zu werden, erklärt Sunrise. Eine Revision des Fernmeldegesetzes sei deswegen dringend nötig und müsse angesichts der zu erwartenden Dauer von fünf Jahren umgehend an die Hand genommen werden. Dies wäre ein sehr positives Signal für private Investoren und würde Arbeitsplätze und Investitionen im Sektor sichern, ist der Telekom-Anbieter überzeugt.
Im Berichtsjahr hat Sunrise eigenen Angaben zufolge 205 Millionen Franken investiert. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Steigerung um 8,5 Prozent. Die Mittel flossen in den Ausbau des Breitband-, Glasfaser- und Mobilfunknetzes, erläutert das Unternehmen. Weitere Investitionen hätten der Kauf von Tele2 und der Ausbau des Vertriebsnetzes erfordert.
Im laufenden Jahr will Sunrise 18 weitere "Sunrise centers" eröffnen und damit 100 neue Stellen schaffen. Zudem will das Unternehmen bis Ende Jahr 80 Prozent der Haushalte entbündelte Breitbandprodukte anbieten. Die Integration von Tele2 hat Sunrise laut eigenen Angaben am 1. Februar 2009 abgeschlossen. Tele2-CEO Mats Tilly und CFO Horst Rzepka verlassen das Unternehmen Ende Februar, erklärt der Telekom-Anbieter.
Harald Schodl