UBS 04.02.2005, 00:00 Uhr

Grossprojekt in der Endphase

Im Rahmen eines «Big Bang» ersetzte die Grossbank UBS im Dezember ihre Unisys-Mainframes durch IBM-Grossrechner der Z-Serie. Damit nähert sich das wohl grösste IT-Unterfangen, das die Schweiz je gesehen hat, seinem Ende.
Unter dem Begriff SSP (Strategic Solution Program) startete die Grossbank UBS 1999 ein Megaprojekt zur Erneuerung ihrer IT-Plattform, das das Fusionsprojekt Bankverein-Bankgesellschaft aus Sicht der Informatik bei weitem übersteigen sollte. Zentraler Knackpunkt war dabei die Hostmigration von den bestehenden Unisys-Clearpath-MainframesÖErbstücke der seinerzeitigen SBGÖauf IBM-Grossrechner der Z-Serie. Im Zuge eines «Big Bangs» wurden die Unisys-Maschinen vergangenen Dezember nun definitiv abgestellt, womit der grosse Brocken des SSP sozusagen geschluckt ist. Laut UBS müssen im laufenden Jahr noch eine Reihe selektiver Applikationsanpassungen durchgeführt werden, bevor ein definitiver Schlussstrich unter das Grossprojekt gesetzt werden kann, zu dem auch die breite Einführung von SAP und die Errichtung eines mächtigen Data Warehouses gehört haben..
Von Insidern erntete das SSP-Projekt Lob und Kritik gleichermassen. Kritisiert wurde vor allem, dass von der ursprünglich geplanten Ablösung der Bankensoftware Abacus durch eine komponentenbasierte Architektur nicht viel übrig blieb und die auf der alten Programmiersprache Cobol basierenden Applikationen einfach auf die IBM-Plattform übertragen wurden. Die UBS suchte dafür ganze Heerscharen von Cobol-Spezialisten. Wie aus einem UBS-Papier hervorgeht, wurden die Leute dabei teils unter fragwürdigen Bedingungen beschäftigt. Programmiert wurde quasi im Schichtbetrieb. Auch mutmassen Insider, dass sich die Gesamtprojektkosten, die ursprünglich auf eine gute Milliarde Franken geschätzt wurden, verdoppelt haben könnten. Die Hardware-Ausgaben erhöhten sich zum Beispiel, weil aufgrund von Lastproblemenim Internetbanking nochmals ein Unisys-Mainframe zugekauft werden musste, obwohl die Migrationsphase schon angelaufen war.
Von anderer Seite wiederum wird das strategische Vorgehen in drei SSP-Phasen gelobt. Der erste Schritt, die Errichtung einer neuen Abacus-Foundation auf den Z/OS-Plattformen der IBM-Rechner, habe es ermöglicht, dass im zweiten Schritt die Abacus-Codes praktisch maschinell auf die Grossrechner von Big Blue portiert werden konnten. In einer dritten Phase erfolgten dann selektive Applikationsanpassungen.



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