09.06.2005, 10:19 Uhr

«Grids ersetzen proprietäre IT»

Als Mit-Firmenmitgründer ist Scott McNealy ein Sun-Microsystems-Mann der ersten Stunde. Seither hat er manchen Kurswechsel der Kalifornierin mitbestimmt. Der letzte datiert von Anfang Juni: die geplante Übernahme von Speicherspezialistin Storagetek (STK). Die Braut - letzter Jahresgewinn: 191 Millionen Dollar - kostet Sun 4,1 Milliarden Dollar. Scott McNealy, auf der Durchreise in Zürich, erklärt, warum er ­Storagetek kauft und IBM als einzige Konkurrenz sieht.
STK kennen die Anwender vor allem als Tape-Lieferantin. McNealy freilich sieht mehr in dem Unternehmen: Mit ILM-Knowhow (Information Lifecycle Management) werde STK Sun bereichern, sagt er. Ausserdem mit einer Verkaufsmannschaft, die beste Verbindungen in die Rechenzentren habe. Die meisten Analysten urteilen erheblich nüchterner: ILM sei, zumindest bisher, «ein Hype ohne Produkte», sagt John Webster von Data Mobility Group. Auch STKs Tape-Business, das McNealy als «bewährte, ausgereifte Technik» lobt, betrachten sie skeptisch: Vor einem «weitgehend gesättigten Markt» warnt Andy Neff von Bear Stearns. Sein Berufskollege Chris Foster von Technology Business Research bemängelt STKs Margen von rund zehn Prozent als «nicht berauschend» und erkennt gar einen «Rückschritt für Sun», die sich doch jüngst erst im Servicegeschäft habe etablieren wollen.
Einige Branchenkenner können hinter dem Kauf überhaupt keine Strategie erkennen und sprechen von mangelnder Kontinuität für Suns Image, mit entsprechend negativen Folgen für die Glaubwürdigkeit der Anbieterin bei den Anwendern.
McNealy lässt sich auf die Frage, was Sun denn nun sein möchte - Hardware-, Software- oder Servicespezialistin? - gar nicht erst ein. Sun biete IT-Infrastrukturen, mit allem, was dazugehöre, erklärt er gegenüber Computerworld. Ein solches Komplettangebot habe alternativ nur noch IBM zu bieten. Am liebsten jedoch skizziert er seine Visionen von den offenen Grids der Zukunft, bei denen die Nutzer Computerleistung nach Bedarf beziehen würden wie Strom aus der Steckdose. Wohingegen bei den Mainframes eines Tages der Stromstrecker herausgezogen werde.



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