22.10.2008, 10:01 Uhr
7. Bieler Kommunikationstage
Am ersten Tag der diesjährigen Bieler Kommunikationstage diskutierten 17 Referenten unter anderem über die letzte Meile und Mobilfunknetze in der Telekommunikation.
Des weiteren verglichen die Experten Strom- sowie Telekom-Netze und suchten eine Antwort auf die Frage, welche dieser Infrastrukturen am besten für die künftigen Herausforderungen im Medien- und Telekom-Markt geeignet seien. Bundesrat Moritz Leuenberger betonte in seinem Referat die Bedeutung der Netze und erzählte die Geschichte von Pfahli, dem Pfahlbauern, der sich von den drei Göttern Orange, Swisscom und Sunrise ein grösseres Netz wünscht, um mehr Fische fangen zu können. Auf die Frage, wie viele Netze der Mensch brauche, sei die Antwort immer: Unendlich viele Netze. "Je stärker eine Gesellschaft entwickelt ist, desto vernetzter ist sie auch", erklärte Leuenberger. Der Mensch erfinde immer neue Netze und müsse lernen, damit umzugehen.
Sunrise-CEO Christoph Brand erläuterte, wieso die funktionelle Trennung zwischen Netz und Diensten für einen Telekom-Anbieter ohne eigene Infrastruktur bis zu den Kunden notwendig ist. Seiner Ansicht nach würde die funktionale Trennung zu einer dramatischen Senkung der Netzpreise führen. "Die physischen Elemente, also die Kabelschächte, die Verteilkästen sollten deshalb in eine Tochtergesellschaft ausgelagert werden", so Brand.
Dagegen betonte Swisscom-CEO Carsten Schloter die Wichtigkeit des Infrastrukturwettbewerbs. "Eine Abspaltung unserer Infrastruktur wäre ein künstlicher Eingriff und würde den Innovationsgeist der Branche bremsen", erläutere Schloter.
Peter Messmann, Leiter der Elektrizitätswerke Zürich (EWZ), vertrat den Standpunkt der Herausforderer im Bau von Glasfasernetzen. Das EWZ-Open-Access-Modell stehe allen Serviceprovidern diskriminierungsfrei und zu den gleichen Bedingungen zur Verfügung. Eine rechtzeitige Weichenstellung bewirke, Doppelspurigkeiten im Bau der Netze zu vermeiden.
Im anschliessenden Panel diskutierten die Referenten über die Zukunft des Glasfaserwettbewerbs. Im Zuge dessen betonte unter anderem Grant Forsyth von British Telecom die Notwendigkeit eines gleichberechtigten Zugangs zur letzten Meile. Auch Brand erklärte, es sei entscheidend, dass der Anbieter ein Modell offerieren würde, welches gleiche Zugangsbedingungen für alle Wettbewerber anbietet, ohne immense Marktbarrieren aufzubauen. Swisscom-Chef Schloter vertraut den Marktkräften, die bestimmen würden, in welche Richtung die Industrie gehen muss.
Am Nachmittag referierten Emin Gurdenli von T-Mobile und Frederik Jejdling von Ericsson über die gemeinsame Nutzung von Mobilfunknetzen und nannten die Vorzüge von Network Sharing. Zwei existierende Netze in einem zu verbinden, erweitere die Abdeckung und erhöhe die Qualität. Swissgrid-CEO Aebi verglich Strom- und Telekom-Netze, und sagte: "Wie beim Strom ist der Hauszugang im Telekom-Markt ein Engpass". Es habe keinen Sinn, verschiedene Anbieter ein Kabel in ein Haus ziehen zu lassen.
Zudem fand am ersten Tag der Veranstaltung die Preisverleihung der Informatik-Berufsmeisterschaft statt. Im Zuge dessen wurden Sieger in den Sparten "IT/Software Applikationen", Webdesign und Netzwerktechnik gekürt.
Harald Schodl