«Datenschutz kann eine grosse Chance sein»

Die DSGVO-Situation in der Schweiz

CW: Wie sieht die Situation in der Schweiz aus? Wird die DSGVO hierzulande auch schon durchgesetzt?
Nico Ebert: In der Schweiz ist das alles nochmals eine Spur ruhiger als in Resteuropa. Die Datenschutzbeauftragten, mit denen ich sprach, haben mir beschieden, dass die Anzahl der Auskunftsanfragen nicht explodiert sei. Auch nennenswerte Datenlecks wurden nicht in die EU gemeldet.
Widmer: Was die Durchsetzung in der Schweiz aus der EU heraus anbetrifft, ist dies sowieso schwierig. Ich möchte jetzt nicht in die juristischen Details gehen. Aber rein rechtlich gesehen ist es fraglich, wie weit man die DSGVO in der Schweiz durchsetzen kann, es sei denn, eine Firma hat eine Niederlassung in der EU. Allerdings sollte man sich nicht darauf verlassen. Gerade Geschäftspartner in der EU be­harren in der Regel auf der Einhaltung der DSGVO und fordern entsprechende Zusicherungen.
Ebert: Dass noch wenig hierzulande passiert ist, liegt wohl auch daran, dass es keine Schweizer Firma vom Schlage Facebook und Google gibt, deren Geschäftsmodell im gleichen Mass darauf beruht, personenbezogene Daten in grossem Umfang zu verarbeiten.
Nico Ebert ist Dozent für Wirtschaftsinformatik an der ZHAW
Quelle: Samuel Trümpy
CW: Ist die DSGVO also irrelevant für die Schweiz?
Widmer: Keineswegs! Der Punkt ist, sie ist sehr relevant für Schweizer Firmen. Denn ihr Gültigkeitsbereich ist nicht auf die EU beschränkt, und sie birgt schlussendlich sehr grosse Risiken mit möglicherweise drakonischen Strafen. Ich finde es im Übrigen eine schlechte Geschäfts-Policy, sich darauf zu verlassen, dass uns in der Schweiz nichts passieren kann.
Auf der anderen Seite muss man auch nicht in Panik geraten, sondern sollte das Problem angehen und umsetzen, ohne überzureagieren. Dies sollte zudem nicht nur aus Furcht vor den drohenden Bussen geschehen, sondern weil der Datenschutz an sich ein wichtiges Thema ist.



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