Post-CIO 04.02.2021, 14:29 Uhr

Lehren aus der Krise für die Post-IT von morgen

Home-Office-Boom und Päckli-Flut: Die IT der Post hat 2020 laut CIO Wolfgang Eger einige Herausforderungen gemeistert.
Wolfgang Eger ist seit 1. Februar 2019 CIO der Schweizerischen Post
(Quelle: Schweizerische Post)
Die Corona-Krise hat auch die IT der Schweizerischen Post einem Stresstest unterzogen. Eine der grossen Herausforderungen war dabei, wesentlich mehr Remote-Zugänge aus dem Homeoffice zu unterstützen. Wie Wolfgang Eger, CIO der Schweizerischen Post, im Rahmen eines Hintergrundgesprächs ausführte, musste die Home-Office-Umgebung des bundesnahen Betriebs in kürzester Zeit massiv ausgebaut werden. «Vor dem ersten Lockdown hatten wir gut 3000 Remote-Zugriffe, heute sind es 12'000», berichtet Eger. «Bei dieser Art der Skalierung hat die Informatik einen wichtigen Beitrag geleistet», kommentiert dies der Post-CIO sichtlich stolz und meint, dass der Home-Office-Umstieg «reibungslos» bewerkstelligt werden konnte.
Daneben mussten laut Eger auch bei der Post zuvor physisch stattfindende Sitzungen plötzlich virtuell abgehalten werden. Heute würden demzufolge gut 6000 Online-Meetings pro Tag abgehalten, wobei man dabei auf die Zusammenarbeits- und Konferenz-Software Microsoft Teams setzte, deren Einsatz Teil der Nutzung von Office 365 ist. «Die bereits vor Corona begonnene Migration auf Microsoft 365, die mittlerweile weitestgehend vollzogen ist, hat uns geholfen, auch diese Herausforderung zu meistern», berichtet er.

Run auf Online-Portal und Päckli-Flut

Doch auch andere Teile der Post-Informatik mussten in Kürze mehr Leistung erbringen. So erhöhten sich die Zugriffe auf das Postportal von rund 80'000 Anfang 2020 auf inzwischen 110'000 Zugriffe pro Tag.
Schliesslich habe der gelbe Riese auch einen wahren Päckli-Boom im letzten Jahr erlebt. Die Post stemmte 2020 insgesamt 182,7 Millionen Pakete – 23,3 Prozent mehr als im Vorjahr. «Auch dies muss die IT in den verschiedensten Komponenten unterstützen, damit sich solche Mengen bewältigen lassen, sei es bei den Sortieranlagen, sei es bei der Zustellung», berichtet Eger.
Und die bisherige Pandemie-Zeit Revue passierend, resümiert der Post-CIO: «Gerade in diesen vergangenen zwölf Monaten haben wir in diesen Bereichen als Informatik gezeigt, dass wir nicht die in der Wahrnehmung unterschätzte oder etwas verstaubt wirkende IT sind, sondern dass wir hier gerade in dieser Krisensituation unseren Beitrag gut geleistet haben».

«Embedded IT», Lernkultur und Diversität

Die Erfahrungen der letzten Zeit sind zudem der Ausgangspunkt für die Weiterentwicklickung nicht nur externer Projekte, sondern auch zur Umgestaltung der IT im Innern. Ein erstes Element mit organisatorischen Änderungen hierfür habe man gerade zum 1. Januar umgesetzt. Unter der Bezeichnung «Embedded IT» wurde so ein neues Zusammenarbeitungsmodell zwischen Informatik-Mitarbeitenden und Business-Angestellten eingeführt. «Die Informatik in der Post hatte in den letzten Jahren eher eine Rolle als ‹Lieferant›», berichtet Eger. «Das ist aber kein Modell, das tragbar ist für die Zukunft», ist er überzeugt. Vielmehr müsse man eine engere Zusammenarbeit zwischen Business und IT erreichen. «Hier setzen wir künftig auf ‹Collocation›, sodass Informatiker von Mitarbeitenden aus dem Business umgeben sind und agil auf deren Bedürfnisse reagieren können», führt er weiter aus.
Daneben soll eine besondere Lernkultur in der Post-IT Einzug halten. Ständige Weiterbildung in Technologien sind hier geplant. «Stillstand ist in der Informatik keine Option», meint Eger und ergänzt: «Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass auf uns als IT permanent neue Herausforderungen in immer kürzeren Abständen zukommen werden». Ein erster Schritt zu dieser neuen Lernkultur war laut Eger die Einführung eines sogenannten «Learning Friday». Hier haben alle Informatik-Mitarbeitende einmal im Monat, nämlich an einem Freitag, die Möglichkeit zu lernen. In diesem Rahmen werden bereits eine Reihe von Kursen angeboten, und zwar sowohl zu Technologien, als auch zu Prozessabläufen.
Schliesslich will man bei der Post die Diversität fördern. Neben der Erhöhung des Frauenanteils, ist gemäss Eger auch geplant, junge Talente mit erfahrenen, älteren Mitarbeitenden sowie Akademiker mit Lehrabgängern zusammenzubringen. Auch will man bei der Post bewusst die verschiedenen Landesteile und Sprachregionen stärken durch den Ausbau der Standorte in Bellinzona und Neuenburg. «Bereits heute haben wir beispielsweise im Tessin 50 Prozent mehr IT-Mitarbeitende als 2019», berichtet Eger.



Das könnte Sie auch interessieren