11.06.2010, 11:48 Uhr

Passt die Software AG überhaupt zu SAP?

Kauft SAP die Software AG? Entsprechende Gerüchte haben wieder einmal neue Nahrung erhalten. Doch passen die beiden überhaupt zueinander?
Software-AG-CEO Karl-Heinz Streibich
Die Gerüchte um eine mögliche Übernahme von Software AG durch SAP werden derzeit kräftig angeheizt. So hat Jim Hagemann Snabe, Co-CEO von SAP, gegenüber Aktionären bedeutet, die Firma sei bereit für weitere grössere Akquisitionen, neben der noch laufenden Übernahme von Sybase.
Kurz darauf hat Karl-Heinz Streibich, Chef der Software AG, in einem Interview mit Boomberg News gemeint, SAP würde "definitiv" gut zu seiner Firma passen, allerdings müsse der Preis "exzellent" sein.
Stimmt das? Wäre ein Merger sinnvoll? Marktbeobachter sind da geteilter Meinung. So meint John Rymer von Forrester Research, dass vor allem das Middleware-Portfolio der Software AG gut zu SAP passen würde. "Damit könnte SAP wie Oracle nach dem Kauf von BEA in eine neue Liga aufsteigen und gegen IBM antreten", ist er überzuegt. Zwar habe SAP NetWeaver entwickelt. Laut Rymer hat die Firma aber damit nie die Konkurrenz einholen können.
"Das hat zwei Gründe", erklärt er. Erstens habe die Verkaufsabteilung von SAP NetWeaver nicht verkaufen können. "Die wissen vor allem, wie man Applikationen an den Mann bringt", meint Rymer. Noch wichtiger allerdings sei, dass Middelware sehr komplex und nichts einfaches sei. "Hier muss man ständig sehr viel investieren, um am Ball zu bleiben", argumentiert Rymer. "Und das konnte SAP einfach nicht", lautet sein Fazit.
Rymer räumt aber auch ein, dass in Sachen Middleware die Würfel im Markt gefallen seien und ein Kampf sich nicht mehr lohne. SAP solle sich neuen Schauplätzen widmen. So könnte die Firma künftig in Sachen In-Memory-Datenbanken ein wichtiges Wörtchen mitreden.
Ray Wang von der Altimeter Group findet dagegen nicht, dass SAP den Middleware-Markt vernachlässigen solle. "Wenn man hier kein eigenes Produkt hat, ist man von einem Lieferanten abhängig. Das kann sich eine Firma von der Grösse einer SAP nicht leisten", ist er überzeugt.
Auch kulturell würden die beiden gut zu einander passen, glaubt etwa Jon Reed, unabhängiger Berater mit einem Hauptaugenmerk auf SAP. Das hängt nicht nur mit den deutschen Wurzeln beider Firmen zusammen. "In beiden Unternehmen ist man unheimlich stolz auf die eigene Ingenieurskunst", sagt Reed.
Bleibt der Preis als Knackpunkt. Kann sich SAP mit einem Jahresumsatz von 847 Millionen Euro einen weiteren Grosseinkauf leisten? Nicht wirklich, meint Wang. Andererseits hätten Oracle und IBM gezeigt, dass man nur noch mit Mergers anständig wachsen und die Aktionäre zufrieden stellen könne, ist er überzeugt.



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