29.10.2013, 18:08 Uhr

Oracle zeigt SAP die Zähne

Die Gerüchteküche brodelt. Wie stark steht SAP noch hinter seiner Cloud-Lösung «Business ByDesign»? Oracle-Chef Larry Ellison lockt mit Gratis-Angeboten, um dem Erzrivalen SAP Kunden abzujagen.
Oracle-CEO Larry Ellison hat sofort erkannt, dass SAP Probleme hat und will Kunden abwerben
«SAP stoppt Milliardenprojekt «Business ByDesign» titelte vor einigen Tagen die Wirtschaftswoche.Technik-Vorstand Vishal Sikka hätte der Belegschaft am 10. Oktober mitgeteilt, dass man die ERP-Cloud-Lösung für KMUs zwar weiterverkaufen, die Entwicklung aber einstellen und nur noch ein kleines Wartungs-Team beschäftigten würde. Der grösste Flop in der Unternehmensgeschichte sei Business By Design gewesen, rund 3 Milliarden Euro Entwicklungsaufwand aus dem Fenster geworfen, urteilte die Zeitung. Das SAP-Management dementierte die Gerüchte umgehend. «Business ByDesign wird weiterleben», sagte Sikka. Man würde nie seine Kunden betrügen, indem man sie erst einen Vertrag unterschreiben liesse und danach das Produkt einmotte, versicherte der SAP-Manager. Allerdings gab er auch zu, dass die ursprünglich eigenständige Anwendung Bestandteil der HANA-Cloud wird. Ein Vertrauenszuspruch für «By Design» klingt anders. Die Strategieänderung ist verständlich, nach drei Jahren am Markt nutzen erst 785 Kunden Business ByDesign; zuletzt brachte die Software SAP gerade einmal 23 Millionen Euro Jahresumsatz. Aktuelle ByDesign-Kunden fühlen sich verunsichert: Wird SAP den Umsatzflop so weiterentwickeln wie zuvor?

Ellison freuts

Wer sich ins Fäustchen lachen darf, ist Larry Ellison. Der Oracle-Boss ist auch Besitzer der Firma Netsuite, die ebenfalls eine ERP-Software für kleinere Unternehmen aus der Cloud anbietet. Und deren CEO Zach Nelson kündigte kurz nach der SAP-Bekanntgabe an, «Business-ByDesign»-Kunden jetzt aggressiv abwerben zu wollen. «SAP hat schon vor rund zwei Jahren aufgehört, in Business ByDesign zu investieren», sagte der Netsuite-CEO gegenüber All Things D. «Es ist eine Schande, dass sie es weiter an Kunden verkauft haben. Netsuite wird nächste Woche ein Migrationsprogramm für die Kunden auflegen, die jetzt auf dem Trockenen sitzen.» Bereits heute hat Oracle seine eigene Strategie kommuniziert. Wer einen 3-Jahres-Vertrag für Oracles ERP Cloud abschliesst, erhält das erste Jahr geschenkt. Nur im Kleingedruckten erwähnte Oracle, dass dieses Angebot bei Managed Services, Service Integration oder Training nicht gilt. Zudem ist es nicht möglich, vor Ablauf der drei Jahre zu kündigen. Und Oracle erwähnt mehrmals, dass bei der Einführung Beratungskosten anfallen könnten. Ein netter Euphemismus, denn Zusatzkosten werden ganz sicher anfallen. Die Migration wird ohne externe Hilfe kaum zu stemmen sein.



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