SharePoint 2010 14.05.2010, 22:04 Uhr

Datenintegration mit BCS (Teil 1)

Mit den Business Connectivity Services (BCS) lassen sich Daten aus externen Systemen für die weitere Verwendung in SharePoint anzapfen. Im Gegensatz zur Vorgängertechnologie können jetzt Daten in das Quellsystem zurückgeschrieben und auch offline genutzt werden.
von Urs BertschyIn SharePoint 2007 gehörte der Business Data Catalog (BDC) mit zu den interessantesten Funktionen [1]. Diese Schnittstelle machte es möglich, Daten aus externen Systemen wie Datenbanken oder Line-of-Business-Anwendungen (CRM, ERP etc.) innerhalb einer SharePoint-Umgebung verfügbar zu machen. Allerdings litt der BDC unter einigen entscheidenden Nachteilen. Es wurde lediglich der lesende Zugriff auf die externen Daten unterstützt, die Umsetzung von BDC-Lösungen war mangels geeigneter Entwicklungswerkzeuge eine umständliche und zeitraubende Angelegenheit. Außerdem stand der BCS nur in der teuersten SharePoint-Variante (MOSS 2007 Enterprise Edition) zur Verfügung.Mit dem seit dem 12. Mai offiziellen SharePoint 2010 wird einiges anders. Mit der Bezeichnung Business Connectivity Services (BCS) bekommt der BDC nicht nur einen neuen Namen, sondern vor allem eine überarbeitete Architektur, die das Zurückschreiben von mutierten Informationen ins Quellsystem, Offline-Nutzung und Datenintegration in Office-2010-Clients wie Word oder Outlook zulassen wird. Mit Visual Studio 2010 und SharePoint Designer 2010 gibt es gleich zwei Werkzeuge, welche die Umsetzung von BCS-Lösungen erheblich vereinfachen. Last but not least steht der BDC-Nachfolger bereits in der "kleinsten" SharePoint-Variante, der SharePoint Foundation 2010 (SPF 2010) zur Verfügung, so dass einem Einsatz auf breiter Fläche nichts im Weg steht. Abbildung 1: BCS-Architektur (Quelle: Microsoft) BCS-ArchitekturDie Architektur des BCS heißt Business Data Connectivity (womit das Akronym BDC, allerdings mit neuer Bedeutung, erhalten) und setzt sich aus einer Reihe client- und serverseitiger Komponenten zusammen (siehe Diagramm). Die BCS basieren auf der mit SharePoint 2010 eingeführten Servicearchitektur [2]. Die wichtigsten Komponenten und ihre Funktionen sind:>BDC Server Runtime: Die BDC Server Runtime, die auf den SharePoint-Front-End-Servern betrieben wird, ist für die Kommunikation mit den Datenquellen zuständig. Der Zugriff auf die Datenquellen wird über Konnektoren abgewickelt. Out-of-the-Box stehen Konnektoren für Microsoft SQL-Server-Datenbanken, WCF- und Web Services zur Verfügung. Custom-Konnektoren werden als .NET-Assemblies entwickelt[3].>BDC Metadata Store: Der Metadata Store fungiert als zentrales Repository für die External Content Types (ECT). Dabei handelt es sich um in XML formulierte Definitionen, die festlegen, wie auf welche Daten zugegriffen werden kann.>BDC Client Runtime: Die BDC Server-Runtime steht auch in einer Client-Variante zur Verfügung, mit der sich angebundene Daten im Rahmen von Office-2010 nutzen lassen. Auch der Offline-Betrieb wird unterstützt, da die Daten auch in einem lokalen Cache zwischengespeichert werden können. >Secure Store Service: Ein zentraler Security Store erlaubt es, Daten für die Authentifizierung bei externen Systemen für User und Gruppen zentral zu verwalten. Abbildung 2: External Content Types werden mit XML beschrieben und zentral im BDC Metadata Store abgelegt External Content Type als XML-DefinitionEine zentrale Rolle einer BCS-Lösung spielen die External Content Types (ECT), welche die bisherigen BDC Entities ablösen. Aufbauend auf dem mit SharePoint 2007 eingeführten Konzept der Content Types, lässt sich mit ECTs festlegen, wie und welche externen Daten in SharePoint und Office 2010 verfügbar gemacht werden, und wie sie sich verhalten sollen. Neben den Connectivity Settings und der Datenstruktur, die in Form einer Business Entity (Customer, Order etc.) definiert werden (eine Entity pro ECT), wird hier auch festgelegt, welche Operationen (Create, Read, Update, Delete) für die Datenzugriffe zur Verfügung stehen. Des Weiteren können in ECTs Mappings zu nativen Office-Items (Kontakt, Task, Termin und Postings) sowie das Offline-Verhalten in Office-Clients festgelegt werden Die Definition in einer ECT wird mit XML beschrieben und im BDC Metadata Store für die weitere Verwendung in einer SharePoint-Umgebung abgelegt. Das mühsame Codieren der doch zahlreichen XML-Zeilen gehört in SharePoint 2010 der Vergangenheit an. Sowohl SharePoint Designer 2010 als auch Visual Studio 2010 bieten Werkzeuge, mit denen sich ECTs mit überschaubarem Aufwand erstellen lassen (mehr dazu in Teil 2). Einsatzgebiete für angebundene Daten External Content Types, welche über den BDC Metastore publiziert wurden, können von den Endusern, die entsprechende Berechtigung vorausgesetzt, auf vielseitige Weise in SharePoint und Office genutzt werden. SharePoint 2010 stellt dazu eine ganze Reihe von neuen Features bereit:>External Lists sind ein neuer Listentyp, der über einen External Content Typ angebundene Daten als Liste anzeigen kann. Diese verhält sich dabei weitgehend wie native SharePoint-Listen. Der Benutzer bemerkt dabei kaum mehr, dass er mit Daten arbeitet, die extern gespeichert sind. External Lists unterstützen alle CRUD-Operationen sowie die üblichen Sortier-, Filter- und Gruppierfunktionen. Im Unterschied zu einer herkömmlichen SharePoint-Liste gibt es allerdings kein Support für Event Handling, Datagrid-Editing oder RSS-Feeds. >External Data Columns ermöglichen es, einzelne Felder eines ECTs in einer SharePoint-Liste einzubetten. In einer Projektübersichtsliste lassen sich zum Beispiel auf derselben Zeile gleich die passenden Kontaktdaten des Kunden einblenden, die aus einem externen CRM-System stammen (Abbildung 3). Abbildung 3: Über die External Data Columns lassen sich einzelne Felder eines ECTs in einer Standard-SharePoint-Liste einbetten >Business Data Web Parts sind die Nachfolger der BDC Web Parts und ermöglichen es, Dashboards auf Basis von externen Daten auf Web-Part-Seiten zusammenzustellen. Wie bisher gibt es Web Parts, um die Daten in Form von Listen oder einzelnen Datensätzen anzeigen zu können. Business Data Web Parts lassen sich über Connections verbinden (etwa für Master/Child Verknüpfungen) und mit Filter-Funktionen ausrüsten. Neu ist das Chart Web Part, das die grafische Darstellung von externen Daten erlaubt (Abbildung 4).>External Data Search und User Profile: Externe Daten können vom SharePoint Search Crawler in den Suchindex aufgenommen werden und lassen sich dadurch in eine firmenweite Suchlösung einbinden. Ausserdem können die in SharePoint Server 2010 verwendeten Benutzerprofile via BCS mit Daten aus externen Systemen ergänzt werden. Abbildung 4: Mit den Business Data Web Parts können Dashboards mit externen Daten auf einer Web-Part-Page zusammengestellt werden Zusammenspiel mit den Office-ClientsExterne Daten lassen sich auch über Office-2010-Clients zur Verfügung stellen. Sowohl mit Outlook 2010 und SharePoint Workspace 2010 können External Lists, sofern ein SharePoint Server 2010 mit Enterprise Client Access License (CAL) eingesetzt wird, für die Offline-Nutzung verknüpft werden. Benutzer sind damit in der Lage, Daten aus via BCS angebundenen Systemen "mitzunehmen" und auch dann zu verwenden, wenn keine Online-Verbindung zum SharePoint Server besteht. Dabei können die Daten im Offline-Betrieb sogar editiert werden. Steht später wieder eine Verbindung zu SharePoint zur Verfügung, lassen sich die Daten mit der External List in SharePoint abgleichen. Wie bereits erwähnt, können in External Content Types auch Mappings zu Outlook-Items festgelegt werden. Externe Daten, die beispielsweise zum Typ "Task" assoziiert wurden, verhalten sich dann innerhalb von Outlook genau gleich wie eine Standard-Taskliste. BCS-Daten lassen sich auch innerhalb von Word nutzen, allerdings nur mit Leserecht. So kann beispielsweise ein Word-Dokument erstellt werden, dass sich mit Feldern eines External Content Types ausstatten lässt. Flexibler und kostenlosDie Einbindung externer Datenquellen wird bei SharePoint 2010 auf eine neue Grundlage gestellt. Eine simple Datenintegrationen lässt sich bereits mit wenigen Handgriffen realisieren. Positiv ist, dass sich Microsoft dazu entschlossen hat, die Schnittstelle zur Datenanbindung bereits in der Basis-Version von SharePoint zur Verfügung zu stellen. In den SharePoint Foundations werden aber nicht alle der in diesem Artikel aufgezählten BCS-Features unterstützt. Die Business Data Web Parts, die Integration mit den Office-Clients, die Anbindung an die Suche oder der Secure Store Service stehen in der SharePoint Foundation nicht zur Verfügung.Urs Bertschy ist Inhaber der auf Web- und SharePoint-Consulting/-Development spezialisierten Bertschy Informatik AG. Unter http://www.bertschy.ch/blog unterhält er einen Technologieblog, der sich vor allem SharePoint- aber auch anderen IT-Themen widmet. Links[1] http://www.computerworld.ch/aktuell/developerworld/48594/index.html [2] http://www.bertschy.ch/2009/12/sharepoint-2010-services-a-la-carte [3] http://msdn.microsoft.com/en-us/library/ee554911(office.14).aspx [4] http://blogs.msdn.com/bcs/default.aspx Peter Monadiemi


Das könnte Sie auch interessieren