Hype oder Realität? 09.07.2018, 17:50 Uhr

Blockchain-Experte ermutigt Schweizer Firmen

Die Neugierde auf die Einsatzszenarien der Blockchain-Technologie ist bei Unternehmen offenbar weiter gross. Der Experte Brian Behlendorf ermutigte die Schweizer Firmen.
Brian Behlendorf amtet mittlerweile als Executive Director des Hyperledger-Projekts
(Quelle: computerworld.ch)
Die Blockchain stösst bei Schweizer Unternehmen auf grosses Interesse. Ein Anlass zu der Technologie des Beratungsunternehmens ti&m am Montag in Zürich war mit geschätzt 100 Personen gut besucht. Ein Grund für den grossen Zulauf dürfte das Referat des Apache-Mitentwicklers und Technologie-Experten Brian Behlendorf gewesen sein. Er skizzierte seinen eigenen Weg zur Akzeptanz der Blockchain und rief zur baldigen, aber auch kritischen Auseinandersetzung mit der Technologie auf.
Dem Experten ging es laut eigener Aussage vor zwei Jahren wie vielen Menschen: Er hatte Vorbehalte gegen die Blockchain und die populärste Implementierung Bitcoin. Als umweltbewusster Mensch war er skeptisch wegen des hohen Stromverbrauchs der Krypto-Währung. «Das Schürfen eines Bitcoins verbraucht so viel Strom wie das ganze Land Belgien», sagte Behlendorf. Wegen der öffentlichen Bitcoin-Blockchain war der Experte ausserdem misstrauisch, ob die Technologie in einem Geschäftskontext mit sensiblen Daten eingesetzt werden könne. Eine Lösung für beide Kritikpunkte offerierte Behlendorf das Hyperledger-Projekt. Das Konsortium aus «alten» Konzernen wie IBM, Intel und zum Beispiel der Grossbank JPMorgan Chase entwickelt die Grundlagentechnologie weiter: Lösungen für energiesparende Blockchains, Lösungen für anonyme und private Blockchains. Vor zwei Jahren trat Behlendorf dem Projekt bei. Heute amtet er als Executive Director.

Diamanten auf der Blockchain

In dieser Funktion hat Behlendorf diverse Projekte beobachtet, in denen die Blockchain ihre Leistungsfähigkeit bewiesen hat. In der Diamantenindustrie komme die Technologie zum Beispiel zum Einsatz, um die Echtheit und Herkunft der Edelsteine zu beurkunden. Die Implementierungen wie Everledger und Tracr werden von renommierten Unternehmen wie der südafrikanischen De Beers Group, der indischen Hari Krishna Exports oder dem Gübelin Gem Lab in Luzern verwendet. Sie ersetzen die früher eingesetzten zentralen Systeme, bei denen es keine Transparenz gab, sagte Behlendorf. Die Blockchain könne im Diamanten-Handel ihre Vorteile als dezentrale und vertrauenswürdige Plattform ausspielen.
Die Teilnehmer des Anlasses von ti&m ermutigte der Experte, mit Projekten zur Blockchain-Technologie umgehend zu beginnen. «Es gibt keinen Grund zu warten», sagte er. Mit einer Implementierung könne sowohl ein existierender Geschäftsprozess abgebildet als auch ein neuer Business Case realisiert werden. Aufgrund der Open-Source-Technologie als eine Grundlage der Blockchain seien auch die finanziellen Hürden tief. «Ein Techniker kann innerhalb von zwei Tagen eine funktionierende Blockchain-Lösung aufsetzen», sagte Behlendorf. Anhand dieses Prototyps könnten sich die Entscheider dann selbst ein Bild von der Technologie machen. Allerdings müssten sie auch mit Einschränkungen rechnen: «Die Blockchain ist eine sehr langsame Datenbank», gab er ein Beispiel. Für Anwendungsfälle mit hohen Anforderungen an die Geschwindigkeit müssen noch Lösungen entwickelt werden.



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