Google 14.09.2012, 10:05 Uhr

Nutzer sollen Inhalte mit Infos bezahlen

Google hat scheinbar ein neues Bezahlsystem für Inhalte im Netz gefunden. Die User müssen dafür aber kein Geld in die Hand nehmen, sie zahlen mit Informationen.
Fragen: Antworten sollen als Eintrittsgeld dienen.
Google arbeitet bereits seit geraumer Zeit an einem neuen «Bezahlsystem» für Inhalte im Netz, wie der «Guardian» berichtet. Der Zugang zu Nachrichtenartikeln, Videos und anderen Inhalten wird bei der «Surveywall» nicht mehr mit Geld bezahlt, sondern mit der Teilnahme an einer kurzen Marktforschungsumfrage. Die User setzen einen oder zwei Klicks und erlangen so Zugang zu den abgesperrten Bereichen. So kann Google das Geschäft mit Marktforschung an sich reissen und den Anbietern von Inhalten eine Möglichkeit bieten, Geld zu verdienen, ohne unbeliebte Bezahlschranken hochzuziehen. Noch genauere Userdaten gibt es als Gratis-Draufgabe für den Suchmaschinen-Giganten. «Das Problem, dass die User nicht bereit sind für publizistische Inhalte zu bezahlen, wird so nicht gelöst. Nervende Umfragen frustrieren User nur, jemand der 20 Artikel am Tag liest, kommt dann nicht wieder. Zudem kann niemand die Menschen zwingen, ehrliche Angaben zu machen. Das Herausrechnen falscher Antworten ist aufwendig. Die Marktforschung wird schon jetzt betrieben, teilweise im grauschwarzen Bereich, da sehe ich keinen grossen Pluspunkt. Google versucht vieles, stellt aber Projekte aber auch schnell wieder ein», sagt Jan Krone von der FH St. Pölten.

Konzept steht

Schon vor eineinhalb Jahren hat Google einigen Verlegern unter Geheimhaltung einen Prototypen seiner «Umfrageschranke» präsentiert. Nutzer sollen für den Zugang zu Inhalten kurze Fragen wie «Welche Verpackung gefällt Ihnen besser?» oder «Wie viele E-Mails schreiben Sie pro Tag?» beantworten. Die Palette an möglichen Umfragen ist schier endlos, solange sie in kurzen Fragen, die schnell zu beantworten sind, verpackt werden können. Google kann aufgrund seiner Grösse und Erfahrung mit Automatisierung weitaus billigere Marktforschung betreiben, als traditionelle Spezialisten. Die Preise könnten laut Google 90 Prozent unter den gängigen Raten liegen, eine Umfrage unter 1500 Personen wäre dann für unter 120 Euro zu haben. Gleichzeitig wird Google so dafür bezahlt, seinen Schatz an anonymisierten Userinformationen weiter auszubauen und zu verfeinern. Das ist für den grossteils von Werbeeinschaltungen lebenden Konzern weit wertvoller als der finanzielle Gewinn. Für Unternehmen würde sich der Preis für Marktforschung drastisch reduzieren, was Google zu einem grossen Player in einer weiteren Branche machen kann. Die Aussagekraft der Umfragen wäre anfangs zwar eher gering, aber Google hat Erfahrung mit lernfähigen Systemen. Problematisch sind aber eine eventuell geringe Bereitschaft, überhaupt an Befragungen teilzunehmen und das Problem mit bewusst falschen Angaben.

Nicht überall geeignet

Wenn genügend Marktforschungs-Aufträge vorliegen, kann sich die Umfrageschranke auch für die Anbieter von Inhalten rentieren, wie der Guardian errechnet hat. Zumindest im Vergleich zu billigen Werbeeinschaltungen. Gleichzeitig ist die Bereitschaft der User, persönliche Informationen preiszugeben höher, als jene Eintritt zu bezahlen, wie Facebook mit seinem Geschäftsmodell eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Allerdings ist die Surveywall nicht für jedes Angebot geeignet. Nachrichtenportale würden ihre Nutzer verschrecken, wenn sie am laufenden Band Fragen beantworten müssten und auch der Anschein der Unabhängigkeit würde leiden. Einzelne Artikel, Videos oder andere spezielle Inhalte könnten aber von Googles System verwaltet werden. (www.pressetext.com)



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