Start-ups bringen die NVMe-Technologie voran

Beispiel Pavilion Data

Das aus Indien stammende Start-up Pavilion wurde 2014 gegründet und hat seinen Hauptsitz in San José, Kalifornien. Mehr als 85 Angestellte arbeiten in Nordamerika, Europa und Asien für das Unternehmen. In drei Finanzierungsrunden konnte Pavilion bisher 58 Millionen Dollar einsammeln, etwa von Artiman, Kleiner Perkins, RPS, SK telecom, Taiwana und Tyche Partners. Zu seinen Besonderheiten zählt eine durchdachte Partnerstrategie, zu der in Europa Reseller wie bsi, BMR, Computacenter und PROACT gehören. Ausserdem arbeitet man mit grossen OEM-Partnern wie Dell EMC, HPE und einem Hersteller von Whitebox-Servern zusammen.
Die Strategie von Pavilion Data stützt sich auf die Einschätzung, dass sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Server-Technologie verändert hat - die Entwicklung sei von Single Socket zu Dual und Quad Socket sowie zu Rack-Scale-Servern vorangeschritten. Und die Netzwerke seien von einem doppelten Bus-System zu mehrfachen Switch-Verbindungen ausgebaut worden. Nur bei den Storage-Arrays sei das Prinzip unverändert geblieben: Zwar seien Festplatten durch SSDs und NVMe-SSDs abgelöst worden, doch ein entscheidender Einschnitt sei bisher nicht erfolgt.
Pavilion sieht nun in der «dritten Welle» des Ausbaus der NVMe-Technologie diese wesentliche Innovation am Start: Erstens würden hyperparallele All-Flash-Arrays mit NVMe, NVMe-oF und einer netzwerkzentrischen Architektur für Scale-up und Scale-out erweitert; zweitens wolle Pavilion Storage-Systeme mit einer Echtzeit-Performance ausstatten; drittens sollen bisher unerreichte Speicherdichte und -Performance günstiger und einfacher umgesetzt werden.
NVMe ist laut Pavilion der Schlüssel zur Umsetzung dieser Technologie. CEO Gurpreet Singh spricht davon, dass insbesondere NVMe-oF eine «disruptive Kraft» entwickle. NVMe-oF sorge dafür, dass Non-NVMe-Flash nur noch einen deutlich geringeren Anteil am Flash-Einsatz haben werde. IDC-Analyst Eric Burgener sieht das ähnlich: «Im Jahr 2022 werden über 20 Prozent der neuen Verkäufe von All-Flash-Arrays NVMe-oF verwenden, um Performance, Latenzen und effektive Bandbreite zu optimieren.»
“Die Hyperparallel Flash Arrays (HFAs) schlagen die File- und Block-Konkurrenten um Längen.„
Gurpreet Singh, CEO Pavilion
Die Hyperparallel Flash Arrays (HFAs) liefern in dieser «dritten Welle des Computings» laut Pavilion besonders hohe Performance und Kapazität. Laut CEO Singh schlägt HFA die File- und Block-Konkurrenten um Längen und bietet einen besseren Durchsatz pro Rack-Einheit als der Mitwettbewerb von Object Storage. Ein HFA hat bis zu 20 Controller, Shared Memory für Metadaten und schnellen parallelen Zugang zu den SSDs. Die Systeme unterstützen Block-, Object- und NFS-File-Zugang. Das Betriebssystem Pavilion OS soll in Version V2.4 schnellen Object-Speicher hinzufügen sowie System-Monitoring von Nagios, Datenkomprimierung und Windows-Treiber für NVMe-oF/TCP und RoCE. Für kleine und mittlere Unternehmen gibt es optional einen besonderen Support. Pavilion Data beansprucht, mit dem neuen System nichts weniger als «Storage-Performance neu zu definieren, indem wir in unserem einzigartigen Ansatz Speicher-, Netzwerk-, Memory- und Compute-Komponenten miteinander verbinden». 
Man sieht sich bei Pavilion voll auf Linie mit einem «Business Impact Brief» von 451 Research. In dem Paper von 2019 «NVMe: The Welcome Aftershock of the Flash Revolution» argumentieren die Analysten: «Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass Flash die Speichersysteme in den Rechenzentren revolutioniert hat. Der Prozess begann mit der Installation von hybriden Speichersystemen, die Festplatten mit wenigen Flash-Speichern verbanden, und führte schnell zu All-Flash-Systemen. Dies ist heute Mainstream.» Gleichzeitig gab es Verbesserungen auf CPU- und GPU-Ebene sowie beim Netzwerktempo. Neue Anwendungen integrieren zudem daten­intensive Analytics und Machine Learning (ML).
Auf Speicherebene erhöhen den Analysten zufolge das Protokoll NVMe für Flash-Arrays sowie die Netzwerkvariante NVMe over Fabrics die Speicher-Performance ein weiteres Mal. Sie würden jetzt die SAS- und SATA-Protokolle, die noch aus der Ära der Festplatten stammen, ersetzen.
NVMe und NVMe-oF wurden mit breiter Unterstützung von der Herstellerseite entwickelt, aber 451 Research rät Unternehmen, sich genau anzusehen, inwieweit die Hersteller die neuen Technologien auch in die Praxis umsetzen. Start-ups hätten da Vorteile, weil sie nicht an die Vorgaben und Wünsche einer bestehenden Klientel gebunden seien, die sich noch im Übergang von Disk zu Flash befinde und primär an der Sicherung ihrer Altinvestitionen interessiert sei.
Um die volle Performance von NVMe zu realisieren, müssen aber auch die Nebenbedingungen in der IT- und Speicher­architektur stimmen. 451 Research konstatiert: «Not all NVMe systems are equal.» Wenn bestehende Systeme geändert würden, um die volle Leistung von NVMe einzufahren, könnten Engpässe an anderen Stellen entstehen - etwa auf Netzwerk­ebene. Auf jeden Fall solle das Potenzial von NVMe-oF mit in Betracht gezogen werden.



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