Erfolgreiche Kickstarter-Kampagne 01.02.2018, 17:32 Uhr

Mitipis virtueller Mitbewohner stösst auf grosses Interesse

Das Start-up Mitipi hat sein Crowdfunding-Ziel für den virtuellen Mitbewohner «Kevin» innert kürzester Zeit erreicht. Computerworld konnte die Einbrecher-Scheuche schon mal unter die Lupe nehmen.
Das Mitipi-Team: Khanh Nguyen, Jakob Cevc, Laura Schilliger und Julian Stylianou (v.l.)
(Quelle: lp/NMGZ)
Das Zürcher Start-up Mitipi hat einen virtuellen Mitbewohner entwickelt, der zum Leben erwacht, wenn sonst niemand zu Hause ist (Computerworld berichtete). Mit ausgeklügelten Licht- und Ton-Effekten imitiert er die echten Bewohner eines Hauses oder einer Wohnung und hält so Einbrecher fern. Inzwischen fertigte das Mitipi-Team einen funktionalen Prototypen der smarten Box an und gab ihm den Namen «Kevin». Am 30. Januar lancierte das Start-up schliesslich eine Kickstarter-Kampagne, um das nötige Geld für die nächsten Produktionsschritte zu sammeln.
Wie der entsprechenden Projektseite auf dem Crowdfunding-Portal zu entnehmen ist, hat Mitipi mit dem Produkt offenbar einen Nerv getroffen. Denn innerhalb von gerade mal 19 Stunden erreichte das Start-up sein Finanzierungsziel von 50'000 Franken. Das Team definierte deshalb bereits einen nächsten Fixpunkt. Bei einem Funding von 100'000 Franken werden die Entwickler Kevin mit der Fähigkeit ausstatten, Musik via Bluetooth zu streamen.
Wer die smarte Einbrecher-Scheuche über Kickstarter vorbestellt, bekommt ein Exemplar im Moment noch für 219 Franken. Im Handel wird das Smart-Home-Gadget dann 300 bis 400 Franken kosten. Computerworld hat nun bei Mitipi vorbeigeschaut und durfte Kevin schon einmal selber vor Ort begutachten.

Interviews mit Einbrechern

Den ersten funktionalen Prototypen hat Mitipi Anfang Januar an der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas vorgestellt. «Wir waren sehr überrascht vom durchweg positiven Echo», erzählt uns CEO Julian Stylianou, der Gründer und Geschäftsführer von Mitipi bei unserem Besuch. Kevin soll nach den ersten Produktionstests bereits diesen Herbst serienreif werden. «Wir haben sowohl Interviews mit Einbrechern als auch mit Opfern geführt», grinst Stylianou. Denn beide wollen gewiss eine Sache nicht ein zweites Mal erleben: die Begegnung mit dem Menschen. Zwar kann das Smart-Gerät sich nicht mit scharfen Laserstrahlen zur Wehr setzen oder mit einem Wurfmesser ausgerüstet werden; jedoch kann der Lautsprecher mit seinen rückseitigen LEDs so gut wie alle Geräusche, Lichter und Schatten von häuslichen Gewohnheiten simulieren.
Mitipi soll Einbrecher mit Lichtern und Geräuschen abschrecken
Quelle: Mitipi

Eine Box simuliert Geräusche und Lichter

Fast schon etwas showlustig streckt Julian Stylianou die eigens entwickelte iPhone-App in die Höhe. Er wischt durch die farbigen Comic-Kacheln. «Jetzt simulieren wir einmal einen Action-Film!» Es wird recht laut. Man hört Sirenen, Blaulicht und lautes Geballere. Bei einem Schallpegel von über 90 db(A), die von einem kräftigen Speaker an die Membrane drücken, sind wir doch recht überrascht von der Lautstärke. Witzig: Um die Anwesenheit einer Person in der Wohnung vorzutäuschen, lassen sich mehrere Präferenzen festlegen, und das System beachtet auch die Sprache und das Wetter. Kevin werde aber anfangs nur Deutsch und Englisch können.
Video: Der CEO von Mitipi erklärt «Kevin» (Schweizerdeutsch) – zur hochdeutschen Version des Videos geht es hier.
Stylianou schaltet zu einer anderen Szene, die nach einem gemeinsamen Abendessen tönt. Wenn man ein Haustier hat, ein Instrument spielt oder zu Hause trainiert, lässt sich auch das via App einstellen. Die nun eingebauten Schattenwürfe scheinen dem dreiköpfigen Team mit dem eigenen In-House-Software-Entwickler nun geglückt zu sein. Die Rückseite des Quaders sieht zwar auf den ersten Blick nicht sehr spektakulär aus, aber die Technik überzeugt. Zu erkennen sind zwischen den Lichtschlitzen mehrere winzige Dreiecksmodule, die durch ihre Bewegung die Lichtkegel aus verschiedenen Winkeln beeinflussen.

Kevin im ersten Hands-on-Test

Im ersten Hands-on überraschte uns die Leuchtkraft der hellen LED-Module. Offenbar reicht es, die 20 × 10 cm grosse Box in eine günstige Wohnzimmerecke nahe des Fensters oder Balkons zu stellen, damit sich das Licht- und Schattenspiel bis zur Decke und raumfüllend entfalten kann. Ob sich das bei jeder räumlichen Situation anbietet, ist die andere Frage. In einem grösseren Haus mit vielen Möbeln oder bei einer Loft-Wohnung hat man nur ein Problem: Es bräuchte wohl mehrere Kevins. Diese liessen sich dann allerdings untereinander vernetzen, versichert uns der CEO.
Im Gegensatz zu anderen Smart-Home-Systemen gibt es weder Kamera noch Mikrofon. Zudem soll die Box auch auf Geofencing-Merkmale des Smartphones reagieren, indem sie sich auf Wunsch die GPS-Signale seines Besitzers merkt, wenn dieser das Haus verlässt oder wieder betritt. «Im Moment geht es um eine möglichst einfache Bedienung», sagt Stylianou. Weitere Features wie ein Zusammenspiel mit anderen Smart-Home-Geräten wie Philips Hue seien schon in Planung. Eine Integration mit Smart-Home-Lautsprechern stehe beispielsweise noch nicht an erster Stelle.



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