12.01.2006, 17:21 Uhr

Suche nach der Jet-Lag-Pille

Bei seiner Antrittsvorlesung an der ETH Zürich hat Jörg Stelling Einblick in die praktische Anwendung von Bioinformatik gegeben.
Jörg Stelling sieht grosse Herausforderungen für die "Bioinformatik" vorher.
Im Rahmen seiner Einführungsvorlesung an der ETH Zürich hat Jörg Stelling einen Einblick in seine bioinformatisch orientierte Forschungsarbeit über Zellen als lebende Systeme gegeben. Dabei zeichnete der studierte Biotechnologe, der 2004 über komplexe biologische Netzwerke promoviert hat, ein aussichtsreiches Bild über allfällige Anwendungsmöglichkeiten der noch jungen Forschungsdisziplin.
Stelling beschreibt die Bioinformatik als stark interdisziplinär ausgerichtete Wissenschaft, die sich unter anderem mit den Wechselwirkungen in komplexen Systemen auseinandersetzt. Als Herausforderung sieht Stelling dabei vor allem das noch unvollständige Wissen über die Beschaffenheit solcher Netzwerke sowie deren hohe Komplexität. Diese wird durch die Anzahl Komponenten sowie deren räumliche und dynamische Interaktion beeinflusst. Aufgaben des Bioinformatikers sind unter anderem die Darstellung biologischer Abläufe, insbesondere von Vorgängen im Zellmechanismus, und die Beschreibung von biologischen Systemen mit Modellen.

Suche nach der Jet-Lag-Pille

Biologische Netzwerke zeichnen sich dabei durch einen aussergewöhnlich hohen Grad an Heterogenität und den so genannten Scale-free-Charakter aus. Ausserdem sind biologische Systeme sehr robust gegenüber zufälligen Störmechanismen, wie Stelling anhand einer Untersuchung der inneren Uhr der Fruchtfliege zu demonstrieren vermag. Das Verständnis eines solchen Ablaufs soll unter anderem für die Medizin- und Pharmaindustrie neue Perspektiven eröffnen. «Ein genaues Modell ermöglicht auch einen gezielten Eingriff», so Stelling. «Das Verständnis der inneren Uhr würde so praktisch die Entwicklung einer Pille gegen Jet-Lag ermöglichen, auch wenn dies vorerst noch reine Theorie bleibt.» Die Herausforderungen und Möglichkeiten, welche die Bioinformatik für die gegenwärtige und künftige Forschergeneration bereithält sind kaum zu überschätzen
David Witassek



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