10.06.2005, 09:19 Uhr

Schaltkreise verändern die Musik

Vor 40 Jahren verkaufte Robert Moog den ersten Synthesizer, ein schrankgrosses Ungetüm, und revolutionierte die Musik.
«Ich kann fühlen, was in den Schaltkreisen vor sich geht, und ich glaube, die Musiker, die meine Instrumente spielen, haben die gleiche Gabe», sagt Robert Moog, der vor genau 40 Jahren den ersten praktikablen Synthesizer baute und ihm seinen Nachnamen gab. Für heutige Verhältnisse war der erste Synthi ein Monstrum, gross wie ein Kleiderschrank. Er sah aus wie eine urzeitliche Telefonzent-rale, deren Stöpsel allerdings keine Gesprächsverbindungen herstellten, sondern die Wellenform oder Klangfarbe und die Frequenz oder Tonhöhe bestimmten.
Im Gegensatz zu den saalfüllenden Computern, die vor Moogs Erfindung die elektronische Geräuschkulisse für Science-Fiction-Filme lieferten, war der Synthesizer des US-Physikers allerdings handlich und kostete nur einen Zehntel. Zudem wies er eine Klaviatur auf und konnte somit von Musikern gespielt werden, musste also nicht mehr von Herren im weissen Kittel mit Lochkarten gefüttert werden.

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Nach 1965 begannen die Synthesizer - einschliesslich Moogs Minimoog und Micromoog - zu schrumpfen und billiger zu werden. Analog nahm ihr Funktionsumfang zu. Moog bastelte beständig an den Geräten und kreierte neue Filter. So hat er erheblichen Anteil an der Entwicklung des Drumcomputers und zahlreichen elektronischen Soundeffekten. «Er erfand ein ganzes ausserirdisches Alphabet», meint Money Mark, Musiker der New Yorker Rapper-Combo «Beastie Boys» ehrfürchtig.
Richtig populär wurden die Moog-Synthis durch die Aufnahmen von Wendy Carlos, die auf «Switched-On Bach» Werke von Johann Sebastian Bach, elektronisierte und laut dem kanadischen Starpianisten Glenn Gould eine der besten Bach-Interpretationen lieferte. Das Album war ein Hit und die erste Platin-Klassik-Platte überhaupt. Die Liste der Künstler, die dem Synthesizer ebenfalls zum Durchbruch verhalfen, ist endlos. Zu den Wichtigsten zählt wohl Keith Emerson von Emerson, Lake and Palmer sowie die Jungs der deutschen Band «Kraftwerk».
Pünktlich zum Jubiläum hat der US-Filmemacher und -Musiker Hans Fjellestad dem Synthesizer-Erfinder mit «Moog» ein dokumentarfilmerisches Denkmal gesetzt. In dem Streifen wird die Entstehungsgeschichte des Synthis nachgezeichnet - vom Baukasten der Ätherwellengeige Theremin bis zum Reise-Synthi - sowie die Auswirkungen auf die Musik der Neuzeit aufgezeichnet.


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