Praxis
19.09.2014, 10:44 Uhr
Troubleshooting ist keine Lean-Disziplin
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der beste Troubleshooter im Land?
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In vielen Firmen gehört der Typ „Feuerwehrmann“ zu den wichtigsten Mitarbeitern: Nur ER ist sofort zur Stelle wenn es brennt. Nur ER weiss genau was zu tun ist, welche Hebel gezogen und Schalter gedrückt werden müssen. Nur ER bekommt jede noch so verzwickte Situation schnell wieder in den Griff. Nur ER hat die Nerven auch die komplexesten Aufgaben unter hohem terminlichem Druck zu lösen. Nur ER verhindert durch seinen selbstlosen Einsatz jeweils einen immensen, potentiellen Schaden. ER ist dehalb bei seinen Kollegen zu Recht hoch angesehen und beliebt. Da seine hyper-reaktiven Einsätze kaum jemandem verborgen bleiben hat er ausreichend Gelegenheit positiv aufzufallen und macht dementsprechend schnell Karriere. Doch fördern Sie so wirklich die richtigen Kompetenzen in Ihrer Firma?
Probleme lösen ist gut…
Die Message, die alle verstehen ist klar: „Je grösser und dringender die Probleme die man lösen kann, umso weiter kommt man auf der Karriereleiter.“ Das ist ja nicht grundsätzlich schlecht, aber diese Einstellung kann auch einen ganz und gar unerwünschten Effekt haben. Denn wenn der nächste Karriereschritt nur demjenigen winkt, der auch zeigen kann, dass er zu effizientem Troubleshooting fähig, zu bemerkenswerten Überstunden bereit und extremem Stress gewachsen ist, dann besteht für diese Leute doch ein direkter Anreiz solche Situationen zuzulassen oder gar zu provozieren. Anstatt sich dem unspektakulären, kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu widmen, werden sie also gelegentlich zuwarten bis wieder einmal ein Problem gross genug wird, um dann in einer möglichst spektakulären aber glorreichen Aktion den Schaden zu begrenzen. Oft kommt dabei sogar die gleiche Lösung zum Einsatz wie schon x-mal davor. Die genaue Methode wird aber wie ein Staatsgeheimnis gehütet, denn wer würde den Troubleshooter noch brauchen, wenn es keine Probleme mehr zu lösen gäbe oder jeder wüsste, wie man sie lösen kann?
…Probleme verhindern ist besser
Diejenigen Mitarbeiter, welche angetrieben von unternehmerischem Denken die Prozesse so verbessern, dass die gleichen Fehler nicht wieder und wieder passieren, bestrafen sich selber. Und diejenigen Mitarbeiter, welche durch Klugheit und Weitsicht sogar dafür sorgen, dass Probleme gar nicht erst entstehen, werden in all dem gestressten Drunter und Drüber sowieso kaum mehr wahrgenommen. Doch gerade Weitsicht, Kontinuität und Ausdauer sind doch das eigentliche Fundament für den wirtschaftlichen Erfolg.
Überlastung und Stress führt zu Verschwendung
Mein Tipp:
Problemlösekompetenz im gesamten Betrieb möglichst breit abstützen und nicht bei einigen wenigen “Feuerwehrmännern” konzentrieren.Verpassen Sie nach geleisteten Feuerwehreinsätzen nicht, die Feuerwehrmänner mit der kontinuierlichen Verbesserung zu beauftragen.Wenn die Ursache des Problems nicht behoben werden kann, dann sollte zumindest das Vorgehen zur erfolgreichen Lösung in einem “Best-Practice” Dokument beschrieben und dieses Wissen dem gesamten Team zur Verfügung gestellt werden.Machen Sie allen Mitarbeitern klar, dass die kontinuierliche Verbesserung Teil der Arbeit ist, von allen erwartet und auch gebührend honoriert wird.Honorieren sie kontinuierliche Verbesserung auch wirklich gebührend.
Und nicht vergessen: Lean-Thinking ist erst erfolgreich eingeführt, wenn ein Umdenken stattgefunden hat von der „Wir haben es geschafft!“-Mentalität hin zur „Wie können wir das noch besser machen?“-Einstellung.
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