Citysoftnet 03.03.2023, 07:38 Uhr

Weiterer Nachkredit für Software sorgt für Unmut im Berner Stadtrat

Der Berner Stadtrat hat sein Einverständnis für einen Nachkredit im Rahmen von 2,5 Millionen Franken zur Einführung der Software Citysoftnet gegeben. Die Verteuerung und Verzögerung eines weiteren IT-Projekts stiess jedoch auf grosse Kritik.
Der Berner Stadtrat hat einen Nachkredit zur Einführung von Citysoftnet gesprochen, wenn auch nur widerwillig
(Quelle: Archiv NMGZ)
Zähneknirschend hat der Berner Stadtrat am Donnerstag einen Nachkredit von 2,5 Millionen Franken für die Einführung der Software Citysoftnet gesprochen. Dass ein weiteres Informatik-Projekt teurer wird und sich zeitlich verzögert, sorgte im Parlament für Unmut.
Citysoftnet ist eine Fallführungs-Software für die Sozialhilfe sowie den Kindes- und Erwachsenenschutz. Die Städte Bern, Basel und Zürich liessen sie gemeinsam entwickeln. In Bern sprach das Volk dafür einen Kredit von fast 15 Millionen Franken.
Das Geld reichte nicht. Der Gemeinderat macht dafür die hohe Komplexität des Projekts verantwortlich, aber auch die regulatorischen Vorgaben im Sozialwesen und geänderte Datenschutz-Bestimmungen.
Zwei Drittel der Mehrkosten übernimmt die Firma, welche die Software entwickelt. Auf die Stadt Bern entfallen zusätzliche Kosten von gut 2,5 Millionen Franken.
Einmal mehr sei ein Informatik-Projekt falsch kalkuliert worden, stellte Corina Liebi für die GLP/JGLP-Fraktion fest. An einem «Ja mit Zähneknirschen» führe aber kein Weg vorbei, denn ohne Nachkredit stünde die Stadt komplett ohne technische Lösung für die Betreuung ihrer Sozialhilfe-Klienten da.

«Keine Alternative»

So sah es die grosse Mehrheit des Rats. Endlich stehe Citysoftnet vor der Einführung, ein Nein zum Nachkredit würde bloss zu weiteren Verzögerungen führen, sagte Sofia Fisch (SP/Juso). Ihre Fraktion wünsche sich aber, dass bei künftigen Informatik-Projekten mehr Reserven und genügend personelle Ressourcen einkalkuliert würden.
Auch Claudio Righetti (Mitte) sah keine Alternative zu einem Ja, sonst werde alles nur noch teurer. Letztlich gehe es um ökonomische Schadensbegrenzung. Das ewige «System der Nachkredite» schade aber der Glaubwürdigkeit der Stadt Bern.

«Politisches Zeichen»

Abgelehnt wurde der Nachkredit von der SVP. Das Geld sei ausgegeben, doch es brauche ein politisches Zeichen, sagte Fraktionssprecher Alexander Feuz. Weil jeder Kanton ein anderes System in der Sozialhilfe habe, wäre die Zusammenarbeit mit anderen Berner Städten wohl zielführender gewesen.
Ob die Kooperation mit Zürich und Basel sinnvoll war oder nicht, möge eine interessante Grundsatzfrage sein, sagte Tom Berger für die FDP/JF-Fraktion. Allerdings hätte man diese vor sechs Jahren diskutieren müssen. Der Stadtrat genehmigte den Nachkredit mit 59 zu 7 Stimmen.



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