Neuentwicklung BVTax 07.11.2022, 06:25 Uhr

Web-App für kantonale Firmenbewerter

Den kantonalen Unternehmensbewertern in der ganzen Schweiz steht neu die Web-Applikation BVTax zur Verfügung. Sie löst eine bald 20-jährige Anwendung ab, mit der die Behörden viel Arbeit hatten.
Das kantonale Steuer­amt in Zürich war massgeblich an der Entwicklung von BVTax beteiligt
(Quelle: emineo)
Fast 20 Jahre Betriebszeit hatte die Fachapplikation «Wertschriften-Verzeichnis-Kontrolle» (WVK) auf dem Buckel. Die WVK war während dieser Jahre stabil gelaufen und hatte diverse Aktualisierungen zu verkraften. Ausserdem war ihr Funktionsumfang über die Jahre ständig erweitert worden, sodass ein Expertensystem entstanden war, das zwar fast jeden Spezialfall abbildete, in der Bearbeitung der grossen Zahl von Standardfällen jedoch die nötige Effizienz vermissen liess.
Viele Fälle sind tatsächlich Standard. Denn wenn natürliche Personen Titel oder Beteiligungen an einer Gesellschaft besitzen, müssen sie diese im Vermögensverzeichnis der Steuererklärung deklarieren. Für die Kontrolle dieser Angaben sowie die Veranlagung benötigen die kantonalen Wertschriftenprüfer einen Steuerwert. Handelte es sich dabei um eine nicht börsenkotierte Firma, wurde dieser Steuerwert bis anhin von den kantonalen Bewertern in der WVK-Applikation berechnet und allen kantonalen Steuerämtern bereitgestellt.

Aufwendige Pflege und Wartung

Eine 20-jährige Historie bedeutet für eine Software-Applikation allerdings auch, dass sie mit veralteten und oftmals pflegebedürftigen Technologien realisiert wurde. Bei WVK war das der Fall. Die Installation von Updates an den Arbeitsplätzen von Wertschriftenprüfern und den Bewertern in 26 Kantonen verursachte einen hohen Aufwand. So entschloss sich die zuständige Schweizerische Steuerkonferenz (SSK) zur Ablösung von WVK.
Im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung wurde Anfang 2019 ein Lieferant für eine anwenderfreundliche und effiziente Web-Applikation gesucht. Im Pflichtenheft stand weiter die Reduktion der Komplexität und der damit entstehenden Weiterentwicklungskosten. Auch sollten sich nach Möglichkeit die kantonalen Veranlagungslösungen sowie die Systeme für Druck, Versand und Archivierung in die neue Web-Applikation integrieren lassen. Der Lieferant musste sich überdies dazu verpflichten, Verbesserungsvorschläge im System schnell umzusetzen.

WVK wird von BVTax abgelöst

Den Zuschlag für rund 3,3 Millionen Franken erhielt im August 2019 die IT-Firma emineo aus Baar. Der Startschuss für das Projekt erfolgte im Herbst 2019. In der ersten Phase verschaffte sich emineo einen Überblick über die Praxis zur Bewertung von nicht kotierten Gesellschaften, um ein Projektteam mit den passenden Kompetenzen bilden zu können. «Ohne umfassendes fachliches und technisches Verständnis wäre es nicht möglich gewesen, mit den Experten der SSK auf Augenhöhe zu diskutieren und ihnen fundierte Vorschläge für die Funktionalität der neuen Lösung BVTax (Business Valuation Tax) zu unterbreiten», erinnert sich emineo-Projektleiter Alexander Zurkinden.
In einem nächsten Schritt wurden Prozesse, Rollen und die Informationsarchitektur definiert. Anschliessend ging es an die Umsetzung der Systemarchitektur, der Anwendungsfälle, der Benutzeroberfläche und der Berechnungs-Engine. Nach den Worten Zurkindens bestand die technische Herausforderung vor allem darin, die Web-Applikation BVTax in einen komplexen Systemverbund mit weiteren Lösungen und Akteuren einzubetten. Organisatorisch bestand die Herausforderung darin, alle Stakeholder einzubeziehen – sprich die 26 Kantone in drei Sprachregionen mit unterschiedlichen Gesetzgebungen sowie Prozessen. «Es war wichtig, alle beteiligten Parteien einzubeziehen, um eine hohe Akzeptanz der Lösung bei allen Kantonen zu erreichen. Gleichzeitig musste klar priorisiert und wenn möglich vereinheitlicht werden», so Zurkinden.
Für ihn und seine Kollegen lag ein Schlüssel für den Projekterfolg in der agilen und iterativen Zusammenarbeit zwischen der SKK und emineo, wobei man sich in wöchentlichen Workshops traf. In diesen Sitzungen präsentierte emineo jeweils Prototypen für verschiedene Anwendungsfälle. Diese wurden anschliessend in der Gruppe diskutiert und verfeinert und bildeten die Grundlage für die Entwicklung von BVTax.


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