Mit Transparenz gegen Cybergefahren

Patchen, patchen, patchen!

Zur Selbstbefähigung dürfte auch zählen, dass Firmen und Private ihre Systeme à jour halten und Schwachstellen schliessen. Schütz berichtete sodann von einer Aktion, bei welcher der Bund Unternehmen per eingeschriebenem Brief aufforderte, doch gewisse Patches einzuspielen für Schwachstellen, die zum Teil schon seit Jahren vorhanden sind.
«Wir konnten nämlich beobachten, dass ein Schweizer Unternehmen nach dem anderen über diese alten Schwachstellen angegriffen und deren Ressourcen verschlüsselt wurden», berichtete er und erklärte, dass auch Firmen unter den Opfern waren, die vorgängig zum Patchen ermahnt worden waren. Die Reaktionen der gewarnten Unternehmen seien bisweilen unangenehm, berichtete Schütz. So habe man von den Betroffenen Post erhalten, mit dem Inhalt, dass man gegen die Behörden wegen Rufschädigung vorgehen wolle.
Nicolas Mayencourt von Dreamlab (links) und Marc K. Peter von der FHNW präsentieren an den SCSD aktuelle Zahlen zum Schweizer Cyberspace
Quelle: Jens Stark/NMGZ

106'577 kritische Schwachstellen

Wie sehr der Schweizer Cyberspace von kritischen Schwachstellen bedroht ist, haben in einem anschliessenden Referat Nicolas Mayencourt, CEO von Dreamlab und Programmdirektor der SCSD, und Marc K. Peter, Leiter des Kompetenzzentrums Digitale Transformation an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), dargelegt. Ihren Untersuchungen zufolge hat die Anzahl der Vulnerabilitäten vor allem zwischen 2020 und 2021 dramatisch zugenommen, und zwar von 54'557 auf 113'780, was unter anderem der Tatsache zuzuschreiben sei, dass sich viele Schweizer Angestellte pandemiebedingt im Home Office wiederfanden.
Kleiner Trost: Die aktuelle Analyse des Schweizer Cyberraums zeigt, dass die Anzahl der Schwachpunkte etwas zurückgegangen ist, und zwar auf 106'577. Fast 45 Prozent dieser Verletzlichkeiten werden derzeit im Erziehungswesen entdeckt, 20 Prozent bei Behörden und 19 Prozent im Gesundheitswesen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass auch in der IT-Infrastruktur des eigenen Unternehmens Löcher klaffen, sei somit gross. Dies zu anerkennen und wahrzunehmen, sei somit ein erster Schritt, die Cybersituation zu verbessern. «Lasst uns aufhören, naiv zu sein gegenüber den Gefahren im Cyberspace», lautete denn auch die Botschaft der beiden.



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