Telekommunikation 02.11.2023, 11:56 Uhr

Swisscom steigert bei kaum mehr Umsatz den Gewinn deutlich

Die Swisscom hat in den ersten neun Monaten bei einem kaum gestiegenen Umsatz auch dank Einmaleffekten klar mehr Gewinn eingefahren. Gegenwind kam indes von der Währungsfront. Deshalb senkt der "Blaue Riese" das Umsatzziel fürs Gesamtjahr.
(Quelle: Swisscom)
Der Umsatz wuchs von Januar bis Ende September nur um 0,3 Prozent auf 8,2 Milliarden Franken, wie der Konzern am Donnerstag in einem Communiqué bekannt gab. Dabei machte der Swisscom die Euro-Schwäche zu schaffen, die den Ergebnisbeitrag der Mailänder Breitbandtochter Fastweb nach unten drückte. Bereinigt um Währungseffekte wäre der Konzernumsatz um 0,9 Prozent gestiegen.
Operativ zeigte sich das übliche Muster: Im Schweizer Kerngeschäft sank der Umsatz leicht um 0,6 Prozent. Dabei schrumpfte der Umsatz mit Telekomdiensten um 1,4 Prozent. Dagegen stieg der Umsatz mit IT-Diensten für Geschäftskunden um 2,6 Prozent.
Gewachsen ist die Swisscom indes erneut in Italien. Fastweb steigerte den Umsatz um 6,0 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro.

Deutlich mehr Gewinn

Besser sieht es beim Profit aus: Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) der Swisscom wuchs um 4,1 Prozent auf 3,5 Milliarden Franken. Dazu beigetragen hat auch der Wegfall von Sondereffekten, die das Vorjahresresultat belastet hatten. Ohne die Einmaleffekte und zu konstanten Währungen wäre der EBITDA um 2,2 Prozent gestiegen.
Insgesamt war das Ergebnis vor einem Jahr durch Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten in Höhe von 82 Millionen Franken belastet worden. Den grössten Teil davon hatte eine Busse der Eidgenössischen Wettbewerbskommission Weko von 71,8 Millionen Franken ausgemacht. Denn der Telekomkonzern hatte im Urteil der Weko zwischen 2006 und 2013 seine marktbeherrschende Stellung bei der Übertragung von Live-Eishockey- und Fussballspielen im Bezahl-TV missbraucht.
Zudem gab es dieses Jahr einen positiven Effekt beim Vorsorgeaufwand. Dieser fällt wegen der gestiegenen Zinsen kleiner aus, was den Gewinn stützt.
Noch deutlicher wirkte sich der Wegfall dieser einmaligen Effekte beim Reingewinn aus. Unter dem Strich steigerte die Swisscom den Nettoverdienst um 7,9 Prozent auf 1,3 Milliarden Franken. Neben den Sondereffekten halfen Kostensenkungen: Im Schweizer Kerngeschäft konnte Swisscom den Umsatzrückgang durch Effizienzsteigerungen auffangen.
Mit den Zahlen hat der Konzern die Erwartungen der Analysten übertroffen.

Glasfaserausbau geht weiter

Nichts Neues verlautete zum Glasfaserstreit mit der Weko. Im Sommer hatte die Swisscom einen Verfügungsantrag der Wettbewerbshüter erhalten und konnte dazu Stellung nehmen. Eine Anhörung ist der nächste Schritt.
Im Oktober 2022 hatte sich die Swisscom entschieden, die Bauweise gemäss den Weko-Forderungen umzustellen. Statt einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht für mehrere Haushalte, baut der Anbieter nun Direktleitungen für jeden Haushalt. Denn die Weko hielt die bisherige Bauweise für wettbewerbswidrig.
Per Ende September 2023 sind 2,47 Millionen der Wohnungen und Geschäfte mit Glasfasern erschlossen. Das sind 45 Prozent aller Haushalte und Geschäfte. Bis Ende 2025 will die Swisscom die Glasfaserabdeckung auf rund 55 Prozent erhöhen, bis 2030 auf 70 bis 80 Prozent. "Inklusive Drittnetze werden bis 2025 rund zwei Drittel der Wohnungen und Geschäfte in der Schweiz über einen Glasfaseranschluss verfügen", schrieb der Konzern.

Umsatzziel nach unten geschraubt

Wegen der Euro-Talfahrt und der schwächeren Handyverkäufe senkt die Swisscom auch den Umsatzausblick fürs gesamte Geschäftsjahr 2023. Neu erwartet der Konzern einen Umsatz von 11,0 Milliarden Franken, nachdem er bisher 11,1 bis 11,2 Milliarden Franken in Aussicht gestellt hatte. Die Umsatzzielsenkung hatte die Finanzgemeinde mehrheitlich nicht auf dem Radar.
Die übrigen Ziele liess der Branchenprimus unverändert: So soll der EBITDA 4,6 bis 4,7 Milliarden Franken erreichen und die Investitionen rund 2,3 Milliarden Franken. Werden die Ziele erreicht, sollen die Aktionäre wieder eine Dividende von 22 Franken pro Aktie erhalten.


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