Gespräch mit Sunrise-CEO André Krause 27.02.2020, 14:37 Uhr

Sunrise setzt nach geplatztem UPC-Kauf auf Glasfasern

Mit Hilfe von Partnerschaften möchte Sunrise nach dem geplatzten UPC-Deal in Sachen Glasfasernetz Gas geben. Dies erklärt CEO André Krause im Gespräch.
Vollzieht einen Schwenker in der Festnetzstrategie: Sunrise-CEO André Krause
(Quelle: Sunrise)
Nach dem geplatztem Kauf der Kabelnetzbetreiberin UPC schwenkt Sunrise bei der Festnetzstrategie um: Neu will der zweitgrösste Telekomkonzern der Schweiz auf den ultraschnellen Glasfasern kräftig Gas geben.
«Bis 2025 wollen wir über Glasfaserpartnerschaften eine Bevölkerungsabdeckung von 50 bis 60 Prozent erreichen», sagte der neue Sunrise-Chef André Krause am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Bei den Glasfasern habe die Schweiz nach einem sehr guten Start in den letzten Jahren ihre Position ein bisschen verträumt. «Wir haben dort etwas auf die Pausentaste gedrückt.»
Mittlerweise sei die Abdeckung mit der superschnellen Datenautobahn in anderen Ländern wie beispielsweise Portugal, Spanien oder Skandinavien grösser. Deshalb will Sunrise nun auf den Glasfasern an Dynamik zulegen, weil ihr mit der gescheiterten UPC-Übernahme kein eigenes Festnetz zur Verfügung steht.
«Deshalb wollen wir mit Partnern vorankommen. Wir können uns nicht nur auf Swisscom verlassen», sagte Krause. Derzeit hat Sunrise Glasfaserpartnerschaften ausser mit Swisscom auch mit dem Verbund Swiss Fibre Net (SFN) abgeschlossen, der ein Gemeinschaftsunternehmen von regionalen Energieversorgern ist.
«Darüber hinaus können wir uns noch weitere Partnerschaften vorstellen», sagte Krause. Die Evaluationen gingen in alle Richtungen. Namen wollte der neue Sunrise-Chef noch keine nennen.

Ausbau von 5G

Auch bei der neuen Mobilfunkgeneration 5G solle der Ausbau weitergehen. Mittlerweile seien 426 Ortschaften an die Turboversion der neuesten Mobilfunktechnik angeschlossen. Das sei ein deutlicher Anstieg in der letzten Zeit, erklärte Krause. Gegen Ende 2019 hatte Sunrise noch über 384 Städte und Orte mit 5G versorgt. Laut einem Analysten decke Sunrise mit der schnellsten Mobilfunktechnik mindestens ein Fünftel der Bevölkerung ab.
«Wir wollen den Wettbewerb weiter anheizen», sagte Krause. Allerdings drohe auch hier die Schweiz nach einem guten Start zurückzufallen, wenn man nicht investieren könne. Der Sunrise-Chef forderte wie auch Swisscom-Chef Urs Schaeppi von der Politik, klare Parameter für den Antennenausbau festzulegen und eine Versachlichung der von Ängsten beherrschten Diskussion um 5G. Eine Reihe von Kantonen hat 5G-Moratorien verhängt.
Im laufenden Jahr wolle Sunrise 130 bis 150 Millionen Franken in den beschleunigten Ausbau von 5G und der Vorgängertechnik 4G plus investieren. 2020 sei ein entscheidendes Jahr für die neue Mobilfunktechnik. Weil immer mehr 5G-Handys und -Tablets auf den Markt kämen, werde die Dynamik zunehmen, sagte Krause: «Wir wollen unsere Führungsposition bei 5G ausbauen.»

Kosteneinsparungen geplant

Zudem werde Sunrise an der operativen Effizienz arbeiten, um das Ergebnis zu steigern. Damit will der Konzern verhindern, dass zur Bewältigung des Kundenwachstums auch die Kosten in die Höhe schiessen. Bis 2022 peile man Kosteneinsparungen von 20 bis 40 Millionen Franken an, sagte Krause. Ein Stellenabbau wie bei Konkurrentin UPC sei allerdings nicht geplant.
Bei UPC war vergangene Woche durchgesickert, dass rund 160 Stellen gestrichen werden sollen. Dieser Abbau sei allerdings keine Folge der gescheiterten Fusion mit Sunrise, sondern die Folge des Turnaroundplans, hatte es geheissen. Mit dem vor eineinhalb Jahren gestartetem Turnaround will die Kabelnetzbetreiberin die Talfahrt der letzten Jahr beenden.



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