«5G schafft 140'000 Jobs in der Schweiz»

Die Rolle von Huawei in der Schweiz

CW: Mit welchen technischen und infrastrukturellen Problemen ist der Netzausbau konfrontiert?
Kamer: 5G ist eine neue Generation von Mobilfunk mit vielen neuen Funktionen. Diese werden fortlaufend verbessert. Wir haben eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen Huawei Switzerland und unserer Entwicklungsabteilung am Hauptsitz im chinesischen Shenzhen. Spezifisch für die Schweiz sind die Herausforderungen mit den sehr tiefen Grenzwerten und den vielen Einsprachen. Dies verzögert den Netzausbau deutlich, erhöht aber die Strahlungs­sicherheit nicht. Denn wenn es tiefere Grenzwerte gibt, müssen mehr Antennen aufgestellt werden, um die Nachfrage zu befriedigen. Die effektiv empfangene Strahlung über einen Tag sinkt also nicht, sondern wird anders verteilt.
CW: Ist in der Schweiz ein Ausschluss von Huawei als 5G-Lösungsanbieter denkbar – so wie in den USA?
Kamer: Niemand in der Schweiz diskutiert oder plant einen Ausschluss von Huawei, wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Behörden und unseren Kunden.
“Wir erleben eine sehr gute Zusammenarbeit mit Behörden und Kunden„
Felix Kamer
CW: Aber auch hierzulande kamen immer wieder Bedenken auf, weil Huawei Netztechnik an Swisscom (Datennetze) oder Sunrise (4G, 5G) liefert. Anlässlich des 5G-Starts wurde dies monatelang in den Schweizer Medien diskutiert. Wie versuchen Sie, die Bedenken zu zerstreuen? Inwieweit können Sie diese auch anhand konkreter Beispiele widerlegen?
Kamer: Geschrieben wurde viel, Beweise gab es keine. Die Bedenken betreffend Sicherheit sind nicht hypothetisch, sondern eine grosse Herausforderung für unsere Industrie. Aber die Sicherheit hat nichts mit einem Unternehmen oder einem Land zu tun, sondern ist eine technische Aufgabe. Wir sind froh, dass man in der Schweiz auf diese Kampagne aus den USA faktenbasiert reagiert hat.
CW: Allerdings sind chinesische Hersteller gesetzlich verpflichtet, heimischen Behörden Daten zur Ver­fügung zu stellen. Dem kann sich auch Huawei kaum entziehen. Woran können Ihre Kunden konkret erkennen, dass Huawei keine systematische Netz- und Endgerätespionage betreibt? Müssen Ihre Telko-Kunden spezielle Sicherheitsmassnahmen zum Schutz der eigenen Kundschaft treffen?
Kamer: Huawei ist sehr wahrscheinlich das Unternehmen, das weltweit am meisten überprüft wird. In Grossbritannien wird unser Equipment auf Stufe des Quellcodes überprüft. Kennen Sie ein anderes Unternehmen, das derartige Prozesse durchführt? Noch nie wurde in unserer Ausrüstung eine Backdoor gefunden. Und ja, die Telekommunikationsanbieter sollen spezielle Sicherheitsmassnahmen treffen und diese für alle Hersteller umsetzen.
CW: Noch eine Frage für die Nutzer von Geräten wie Hua­wei-Smartphones oder -Router: Was passiert, wenn Google seine Dienste rund um Android für Huawei nicht mehr anbietet?
Kamer: Android läuft nur auf Smartphones, alle anderen Endgeräte sind somit nicht betroffen. Aber auch für alle Smartphones im Besitz von Kunden oder Geräte, die derzeit erhältlich sind, ändert sich nichts. Wir garantieren weiterhin alle Google-Dienste sowie -Updates.
CW: Lassen Sie uns zum Netzausbau zurückkehren. Wofür ist Huawei beim 5G-Ausbau hierzulande zuständig?
Kamer: Huawei liefert End-to-End-Lösungen für 5G-Netze und ist damit komplett in den 5G-Prozess eingebunden. Das 5G-Netz fusst grundsätzlich auf drei verschiedenen Komponenten, die zusammenspielen müssen: Mit dem Begriff Funkzugangsnetz, das auch «Radio Access Network» genannt wird, sind Basisstationen (Antennen) gemeint, die 32 oder auch 64 Receiver-Einheiten beinhalten. Das Innovative daran: Die Einheiten erkennen neu, wo viele Smartphones sind, und können sich automatisch darauf ausrichten. Die zweite Säule unseres 5G-Netzwerks sind die (Glasfaser-)Verbindungen, auch als «Transport Network» bezeichnet. Das Trägermedium ist für den Transport der Daten von den Basisstationen in die Zentralen zuständig. Das ist nicht ein neues Netz, aber es benötigt ein Upgrade für 5G. Dritter Pfeiler ist das sogenannte «Core Network», quasi das Herzstück des 5G-Netzwerks. Es stellt eine Art übergeordnete «Intelligenz» im 5G-Netzwerk dar. Sie wird «cloudifiziert» und damit in der von uns bezeichneten «Telco Cloud» zur Verfügung gestellt.
CW: Was bringt das?
Kamer: Auf diese Weise erst kann darauf permanent und von überall aus zugegriffen werden, wo 5G im Einsatz ist. Zu einer ihrer typischen Aufgaben zählt etwa das Managen eines Videostreams, um ihn beim Endgerät in gewünschter Qualität erst abrufbar zu machen und schliesslich auch darzustellen. Daneben stellt Huawei als derzeit einziger Netzwerkhersteller zusätzlich 5G-fähige End­geräte bereit, unter anderem 5G-Smartphones wie das Huawei Mate 20X (5G) und Router.



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