Advaisor, Locatee und Seervision 12.07.2021, 11:11 Uhr

Technik für die neue Arbeitswelt

Die Pandemie stellt Unternehmen auf die Probe. Digitale Tools helfen jedoch massgeblich dabei, die Herausforderungen der Krise zu meistern. Das trifft auch auf die Lösungen der drei Schweizer Start-ups Advaisor, Locatee und Seervision zu.
(Quelle: Cherrydeck / Unsplash)
Corona hat die Arbeitswelt verändert. Collaboration-Tools wie beispielsweise Microsoft Teams oder Zoom sind zu ständigen Begleitern im Arbeitsalltag geworden. Doch nicht nur die Lösungen der grossen Tech-Konzerne helfen dabei, die Herausforderungen der Krise zu meistern. Mit ihren innovativen Geschäftsideen sind auch Schweizer Start-ups zur richtigen Zeit am richtigen Ort, wie die Jungunternehmen Advaisor, Locatee und
Seervision beispielhaft zeigen.

Digitaler Berater für die Kommunikation

Wir alle mussten uns im vergangenen Jahr an eine Welt gewöhnen, in der vieles digital abläuft. Massiv an Bedeutung gewann dabei etwa der Online-Kundendienst. Mit seiner Lösung will das ETH-Spin-off Advaisor Unternehmen bei der Kommunikation mit ihren Kundinnen und Kunden unter die Arme greifen. Das Start-up wurde 2019 von Dimitri Nabatov und Marc Hauser gegründet und bietet eine Software an, die Texte für solche Interaktionen in Echtzeit analysiert und allfällige Verbesserungs­vorschläge liefert. Eingesetzt wird sie in der Praxis über ein Add-in für Microsoft Outlook und Word sowie eine Web-App.
Um kundenunfreundliche Sprache zu erkennen, setzt Advaisor auf künstliche Intelligenz. Genutzt würden dabei Modelle, die durch Millionen von Sätzen trainiert worden sind. Den Angaben zufolge ist die Lösung damit in der Lage, alle Arten von Qualitätsproblemen in der Kommunikation zu identifizieren – von beleidigender Sprache über die falsche Tonalität bis hin zu Formatierungsfehlern. Unter dem Strich soll sich dies laut dem Start-up positiv auf die Kunden­erfahrung und -zufriedenheit auswirken. No-Gos in der Kundenkommunikation könnten effizienter beseitigt werden, was Zeit spare und nachfolgende Beschwerden reduziere. Vorteile sieht das Jungunternehmen auch beim Einarbeiten neuer Mitarbeitenden. Sie erhielten mit dem Tool einen einfacheren Weg, die Kommunikationsstandards ihres Unternehmens zu erlernen.
Das Team des Zürcher Start-ups Advaisor
Quelle: Advaisor
Advaisor durchlief in der Anfangsphase den F10 FinTech Incubator & Accelerator und wurde im letzten Jahr mit dem Microsoft Switzerland Partner of the Year Award in der Kategorie «Swiss Startup» ausgezeichnet. Im Einsatz ist die Advaisor-Lösung inzwischen bei grossen Schweizer Unternehmen wie der Basler Versicherung, der SBB, der Mobiliar oder auch der SIX Group.

Echtzeit-Insights zur Büronutzung

Hoch im Kurs steht momentan auch die SaaS-Lösung von Locatee für das Erfassen der Auslastung von Büroräumlichkeiten. Gemäss dem Start-up zeichnete sich schon vor der Pandemie ab, dass Firmen ihren Mitarbeitenden zunehmend die Arbeit aus dem Home Office ermöglichen. Stichprobendaten hätten gezeigt, dass die geschätzte Auslastung eines einzelnen Arbeitsplatzes vor Covid-19 bei durchschnittlich weniger als 50 Prozent lag. «Diese Entwicklung hat sich durch Corona rasant beschleunigt», sagt Thomas Kessler, Mitgründer und CEO von Locatee.
Die beiden Gründer von Locatee: der CTO Benedikt Köppel (l.) und der CEO Thomas Kessler
Quelle: Locatee
So stellt sich für viele Unternehmen bald die Frage nach der Rentabilität ihrer Büroflächen. Zudem soll den Mit­arbeitenden eine sichere Rückkehr ins Büro ermöglicht werden. Das 2014 gegründete Zürcher Start-up will Managern hierfür die nötige Datengrundlage liefern. Dazu analysiert Locatee Geräteverbindungsdaten aus der LAN- und WLAN-Infrastruktur von Bürogebäuden. Gemäss Firmenangaben werden die Informationen anonymisiert und in einem Dashboard aufbereitet. Herauslesen lassen sich so z. B. Auslastung, Spitzenzeiten oder auch Grenzwertüberschreitungen. Unter dem Strich zielt die Lösung auf langfristige Strategien oder die Implementierung von Echtzeitmonitorings ab. Mit neuen Funktionen reagierte Locatee im letzten Jahr auch direkt auf die Pandemie. Je nach Situation bezüglich Covid-19 lasse sich nun die Zielauslastung anpassen, um «wichtige Daten und Informationen zur Gebäudenutzung zu sammeln und zur Verfügung zu stellen», erklärt das Jungunternehmen. Mit einem Monitoring für den Tages­betrieb könne zudem etwa in Heatmaps veranschaulicht werden, welche Zonen des Büros ausgelastet sind und wo noch freie Plätze zur Verfügung stehen.

Software für bessere Videoübertragungen

Deutlich zugelegt haben im letzten Jahr auch Video­formate. Unzählige Webinare wurden durchgeführt, grosse Events und Konferenzen virtuell abgehalten. Irgendwann fiel es allerdings zunehmend schwer, sich aus all den Angeboten die besten herauszupicken. Umso schwieriger wurde es für die Veranstalter, sich von der Konkurrenz abzuheben. Qualität war also gefragt. Dass mit der Pandemie plötzlich Unternehmen in professionelle Ausrüstung und eigene Studios investiert haben, merkte man bei Seer­vision. Auch dieses Start-up ist ein Spin-off der ETH Zürich. Gegründet wurde es 2016 von Reto Hofmann (CTO), Nikos Kariotoglou (CEO) und Conrad von Grebel (CMO).
Mit der Software von Seervision lassen sich mehrere Kameras von einem einzelnen PC aus steuern
Quelle: Seervision
Seervision bietet eine Software an, mit der Kameras in Studios automatisiert werden können. Sie greift dabei auf künstliche Intelligenz, Bilderkennung und mathematische Vorhersagemodelle zurück. So sollen die Bewegungen einer Person im Bild antizipiert und die Kameras so geschwenkt werden können, als würden sie von einem Kameramann bedient. Die gesamte Videoaufnahme lässt sich laut dem Start-up bequem vom Computer aus steuern. Auch könne man Bildausschnitte wählen und Präsentationsfolien oder Videos einspielen. So eigne sich die Software insbesondere für Unternehmen, die trotz zu kleinem Budget für ein
ganzes Kamerateam oder fehlendem Know-how nicht auf eine professionelle Übertragung verzichten möchten.
Advaisor, Locatee und Seervision trafen im letzten Jahr einen Nerv. Und da Online-Events, Home Office und Co. wohl nicht so schnell wieder verschwinden, dürfte die Nachfrage nach ihren Lösungen weiterhin hoch bleiben.



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