07.07.2010, 10:51 Uhr

Wir nutzen Facebook als zusätzlichen Kommunikationskanal

Social Media ist der grosse Trend im modernen Marketing. Dennoch zögern viele Unternehmen sich ernsthaft darauf einzulassen. Anders die Privatbank Wegelin & Co. Sie ist schon seit drei Jahren mit Podcasts und Videos im Internet präsent, seit 2009 auch auf Twitter und Facebook. Ein Gespräch mit Christian Egli, Mitarbeiter bei Corporate Communications von Wegelin & Co.
# Herr Egli, offensichtlich hat das Marketing alter Schule ausgedient. Was bedeutet das für Wegelin & Co.?
- Wir sind zwar die älteste Bank der Schweiz, das bedeutet aber nicht, dass wir entwicklungs- und fortschrittsimmun sind. Wir glauben, dass man sich schlicht nicht mehr vor Präsenz in Social Media drücken kann.

# Die Bank Wegelin postet seit Mai 2010 täglich neue Artikel, Bilder, Audio- und Videodateien auf Facebook. Warum gerade Facebook?
- 25 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind auf Facebook aktiv. Jetzt kann man als Unternehmen auswählen: Entweder man bleibt draussen und lässt passiv zu, dass über einen geschrieben wird – was dann auch alle Mitarbeiter mitbekommen, die bei Facebook sind. Oder man nimmt die Sache aktiv selber in die Hand.

#Sie haben sich für den proaktiven Weg entschieden.
- Ja, denn es gab bereits fünf Facebook-Gruppen, die etwas mit Wegelin zu tun hatten. Zum Beispiel bildeten die Lehrlinge eine, dann gab es eine Fanseite des Anlagekommentars. So entschieden wir, selber eine Facebook-Fanseite zu gründen, die nun als offizielle Wegelin-Facebook-Gruppe gelten wird. Wir sind nun in der Lage, diese Informationen besser zu kanalisieren.

# Wie aufwändig ist das Betreuen der Social Media-Accounts?
- 30 Minuten pro Tag für sämtliche Social Media-Aktivitäten braucht man, um die Seiten aktuell multimedial und nutzenstiftend zu halten.

# Und warum Twitter?
- Wir stellten über unser tägliches Issues Monitoring fest, dass Wegelin & Co. häufig erwähnt wurde. Mit unserem eigenen Twitter-Account verfolgen wir die Idee, einerseits Nachrichten über unser Bankhaus rechtzeitig zu entdecken, andererseits unsere Publikationen in Echtzeit zur Verfügung zu stellen. .

# Wir reagieren Ihre Kunden auf diese Social-Media-Präsenz?
- Vor allem auf die Podcasts bekommen wir sehr positive Rückmeldungen. Die Leute schätzen die kostenlose Zusatzdienstleistung enorm. Viele ziehen es vor, den achtseitigen Anlagekommentar von Konrad Hummler nicht zu lesen, sondern ihn bequem im Auto oder Zug mit dem iPod oder iPhone zu hören.

# Wie zufrieden sind Sie mit den Downloadzahlen?
- Monatlich zählen wir durchschnittlich 2500 Downloads für den Anlagekommentar von Konrad Hummler. Das ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass eine einzelne Episode mindestens 40 Minuten dauert und eine enorme Dichte an Informationen enthält.

# Warum setzen Sie so stark auf Podcasts?
- Den Leuten macht es Spass und wir haben gemerkt, dass die Nachfrage gross ist. Entscheidend ist jedoch, dass wir interessante und relevante Inhalte haben, die sich sehr gut für die Vertonung eignen. Wir müssen nicht extra für die Podcasts Content generieren.

# Neben dem Anlagekommentar gibt es einen weiteren Podcast, den „Fokus Asien“. Worum geht es dabei?
- Fokus Asien informiert regelmässig über das makroökonomische Geschehen in den wichtigsten asiatischen Volkswirtschaften. Im Weiteren sollen an spezifischen Sachthemen sozio-ökonomische Trends dargestellt werden, die für das Verhalten von Anlegern in Asien von Relevanz sind. Nicht zuletzt versucht „Fokus Asien“ aber auch, dem Leser bzw. Hörer Einblicke in die Werte und Mentalität der Menschen in Asien zu geben.

# Wie konkret verläuft die Audio-Produktion einer Anlagekommentar-Episode?
- Involviert von unserer Seite sind maximal drei Personen: Erstens natürlich Herr Hummler, der den Text verfasst. Zweitens eine Person aus dem Bereich Kommunikation, die den Text zur Produktion an AudioP sendet, die Inhalte für den iTunes-Feed liefert und anschliessend den Podcast kontrolliert und für diesen wirbt. Und schliesslich jemand der fürs Grafische und die Inseratekampagne des Podcasts zuständig ist. Grundsätzlich brauchen wir nicht sehr viele Ressourcen. Das ist eigentlich das Schöne: AudioP übernimmt den technischen Teil vollständig.

# Viele Grossunternehmen – gerade Banken und Versicherungen – sind sehr skeptisch, was das Engagement von Social Media betrifft. Sind auch Sie auf Widerstände gestossen?
- Klar, Vorbehalte gab es auch bei uns. Ein Social Media-Auftritt ist auch mit Risiken verbunden; dessen muss man sich bewusst sein. Wir vereinbarten aber eine Testphase von sechs Monaten, in der wir via Facebook und Twitter unsere publizistische Tätigkeit und unser Know-How einem breiteren Leserkreis zugänglich machen: Artikel, Kolumnen, Podcasts und Fotos. Social Media wird jedoch selbsterklärend in unserem Kerngeschäft Vermögensverwaltung aus Diskretions- und Sicherheitsgründen nicht eingesetzt. Es entsteht keine Kommunikation mit Kunden.

# Welche Erkenntnisse haben Sie nach dieser Testphase?
- Unsere primäre Erkenntnis ist, dass sich eine aktive Gestaltung des Auftrittes lohnt. Wir sind nun zudem in der Lage, das Potential, die Möglichkeiten und Gefahren dieser Plattformen erstmals zu erkennen. Weil diese Testphase erfolgreich verlaufen ist, wurden Twitter und Facebook als zusätzliche Kommunikationskanäle akzeptiert. Somit können wir nun vermehrt crossmedial arbeiten und allenfalls sogar Social-Media-Kampagnen lancieren.

# Warum arbeiten Sie mit AudioP zusammen?
- Die Zusammenarbeit ist sehr professionell, schnell und effizient. Der Anlagekommentar steht innerhalb kürzester Zeit als fertige Podcast-Episode auf iTunes und Facebook zur Verfügung. Das ist enorm wertvoll. Grundsätzlich genügt ein Telefonat und ein Problem ist behoben. Ausserdem hat AudioP sehr gute Ideen und liefert viele, bereichernde Inputs. Nach jeder Sitzung fühlen wir uns inspiriert.


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