15.09.2005, 16:40 Uhr

Funktechnik im Visier der Detailhändler

Der Einzelhandel setzt zusehends auf RFID. An der «Retail Swiss» standen Kassensysteme und Logistikprozesse mit Fokus auf den Schweizer Markt im Zentrum des Interesses.
Ulrich Künzler, IT-Chef der Import Parfümerie mit 83 Filialen, freut sich, dass die Retail Swiss die lokale Karte ausspielt. Ihn interessieren Logistik- und Warenflussprozesse, die gerade die Schweizer Verhältnisse im Auge haben.
Zum zweiten Mal ist soeben in Luzern die «Retail Swiss» über die Bühne gegangen. Rund 100 Aussteller zeigten reale Möglichkeiten zur Erschliessung potenzieller Geschäftsfelder im Einzelhandel. Da längst auch bei den Detaillisten die IT Einzug gehalten hat, standen im Mittelpunkt der Messe insbesondere Logistikprozesse, die Warenbewirtschaftung, Abrechnungssysteme und der Einsatz von Displays in POS-Umgebungen (Point of Sale).
Ulrich Künzler, IT-Chef der Import Parfümerie mit 83 Schweizer Filialen, steht vor konkreten Fragen in Sachen Warenbewirtschaftung und Logistik. Hier ortet er erhebliches Einsparpotenzial und sucht auf der Messe den Vergleich von in der Schweiz einsetzbaren Lösungen. «Da die Import Parfümerien im Luxusgütersektor arbeiten, setzen wir stark auf die Beratung unserer Kunden», erklärt er, und betont damit, dass bei seinem Unternehmen keine Kosten auf dem Rücken der rund 500 Mitarbeiter eingespart werden können. Er sieht aber «gerade bei den Logistikprozessen Möglichkeiten, die Effizienz zu steigern»
Sein Interesse gilt denn auch besonders der RFID-Technik (Radio Frequency Identification). «Damit könnten wir unseren Materialfluss mit tausenden von Produkten täglich straffer als bisher organisieren. In der Logistik kann uns RFID die aufwändige manuelle Auszeichnung der Produkte erleichtern und darüber hinaus Fehllieferungen oder Verluste minimieren», sagt Künzler. Er weist jedoch darauf hin, dass dem Einsatz von RFID durchaus Grenzen gesetzt sind, nur schon, weil sämtliche Lieferanten mitziehen müssten. «Und davon sind wir noch weit entfernt», meint der IT-Mann für Parfümerien. Immerhin könne er hier an der Messe in Erfahrung bringen, auf welchem Stand die IT-Anbieter inzwischen sind.
Import Parfümerie arbeitet eng mit den Spezialisten für IT-Handelslösungen von Polynorm zusammen. Sie haben in Luzern beispielsweise eine Simulation des Warenflusses auf RFID-Basis von der Anlieferung bis zum Verkauf aufgebaut. Künzler sieht es als Vorteil, konkret vorgeführt zu bekommen, wo die Schwächen und Möglichkeiten der elektronischen Kennzeichnung liegen. Ausserdem bekomme er hier Prozesse vorgeführt, die an Schweizer Verhältnisse angepasst sind: «Zwar kann ich mich etwa über die RFID-Technik überall auf der Welt informieren», meint Künzler, «doch was international läuft, kann man nicht einfach auf die Schweiz übertragen.»
Was er an der Retail Swiss vermisst, sind die «vielen weiteren Möglichkeiten, die inzwischen kabellos realisiert werden». Eine solche Branchenplattform für Detaillisten hält Künzler für unumgänglich.
Ähnlich sieht man es auch bei Wincor Nixdorf, die in diesem Jahr erstmals nach Luzern gereist ist. Sie präsentierte sich mit Bezahlsystemen, die die hiesigen Verhältnisse berücksichtigen. Am Beispiel des «Beetle-Iscan» zeigten die Spezialisten für den bargeldlosen Handel, dass auch die strengen Schweizer Vorschriften beim Jungendschutz in Selbstbezahlgeräten kein Problem mehr darstellen.
Dass Besucher und Aussteller auf die Retail Swiss setzen, dürfte die Veranstalter freuen. Denn nach der ersten Messe von 2003 ist die Veranstalterin, die Messe Luzern, heuer auf ein profitables Ergebnis angewiesen. Ob die dazu nötigen 3000 Besucher tatsächlich nach Luzern finden, darf angesichts des nur schwach besuchten ersten Ausstellungstages bezweifelt werden. Zweifel sind auch am Ziel der Luzerner angebracht. Sie wollen die Retail Swiss zur Branchenplattform machen. Doch fehlen erneut wichtige Vereinigungen wie etwa der Schweizerische Apothekerverband (SAV). Immerhin hat der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) das Patronat der Messe übernommen. Gemeinsam konnte so ein umfangreiches Seminarprogramm aufgestellt werden.
Volker Richert



Das könnte Sie auch interessieren