18.07.2014, 11:25 Uhr

Microsoft erklärt Stellenabbau - und wird dafür kritisiert

Microsoft-CEO Satya Nadella und Handychef Stephen Elop haben sich zum grössten Stellenabbau in der Geschichte geäussert. Und werden dafür scharf kritisiert.
Microsofts Handy-Verantwortlicher Stephen Elop wird für seine Erklärungversuche zum Stellenabbau scharf kritisiert. Genau wie sein Chef
Gestern kündigte Microsoft an, bis zu 18 000 Stellen abzubauen. Das wäre jede siebte Stelle. Mittlerweile haben sich die Redmonder umfassender zur grössten Restrukturierung in der Konzerngeschichte geäussert. Rund 12 500 Jobs würden durch Synergien und strategische Zusammenschlüsse wegfallen, die sich nach dem Nokia-Kauf ergaben, schreibt Microsoft-Chef Satya Nadella in einer Email an die Angestellten. Bis Juni 2015 will man die Umbaumassnahmen vollzogen haben.   Insgesamt rechnet Nadella mit Vorsteuerbelastungen in Höhe von 1,1 bis 1,6 Milliarden Dollar, die während der nächsten vier Quartale in die Konzernrechnung eingebracht werden müssen. Dabei fallen 750 bis 800 Millionen Dollar für Abfindungen und andere mit den Kündigungen verbundene Personalkosten an. Zwischen 350 und 800 Millionen Dollar würden für Fabrikschliessungen einkalkuliert.

Keine Android-Geräte mehr

Dazu schreibt Nadella, dass der Versuch von Microsoft, Nokia-Handys mit Android auszustatten, wohl zu Ende ist. «Wir planen, bestimmte Nokia-X-Produkte zu Lumia-Produkten mit Windows Phone zu machen». Welche Produkte genau gemeint sind, erwähnt der Microsoft-CEO nicht. Detaillierter usserte sich Stephen Elop, ehemaliger Nokia-CEO und heute Chef der Handysparte von Microsoft. Elop sagt, ebenfalls in einer Email an die Angestellten, dass man künftig auf günstigere Smartphones setzen wolle, um die Windows-Phone-Verkäufe anzukurbeln. Für das Hochpreissegment setzt Elop auf neue Microsoft-Technologien. Das Unternehmen soll unter anderem von Innovationen wie Universal Windows App profitieren. Man wolle den Kunden dadurch ein noch einheitlicheres, Geräte-übergreifendes Erlebnis bieten können, schreibt Elop. Der Stellenabbau und Strategiewechsel in der Handysparte werde auch Auswirkungen auf die Struktur des Unternehmens haben, heisst es in der Email von Elop weiter.  Gab es bisher eine Smart-Devices- und eine Mobile-Phones-Einheit, sollen diese beiden Organisationen künftig in der Phone Unit zusammengeführt werden.

Scharfe Kritik an Nadella...

Sowohl Nadella wie auch Elop wurden für die Art ihrer Kommunikation scharf kritisiert. Nadella habe sich wie ein Roboter geäussert, schreibt Arstechnica-Redaktor Lee Hutchinson. Anstatt angesichts des Ausmasses der Entlassungen so etwas wie Mitgefühl zu zeigen, habe Microsoft das Schreiben mit verharmlosenden Phrasen vollgepackt, und dabei auch gleich die Chance  genutzt, um die eigene Markenstrategie an die Medien zu kommunizieren.

...und Elop

Guardian-Autor Nils Prattey schreibt ber Elop: «Von Stephen Elop kann man lernen, wie man Kündigungen auf keinen Fall kommunizieren sollte.» Dessen Memo an die Geräteabteilung sei nämlich ein Paradebeispiel für die Abgehobenheit, mit der viele in der Branche agieren würden. So sei das Schreiben nicht nur von hohlen Phrasen geprägt, Elop nutze es auch dazu, um von «neuen Interaktionsmodellen»  und «Kulttablets».  zu schwärmen. Dass 12 500 Mitarbeiter ? rund die Hälfte der von Nokia übernommenen Angestellten ? bald auf der Strasse stünden, würde dafür nur am Rande erwähnt. Und der Branchenkommentator Om Malik fragt sich, warum Elop nach wie vor seinen Job hat. Unter seiner Führung seien mehr als 50 000 Jobs bei Nokia verloren gegangen. Dies sei zwar nicht seine alleinige Schuld gewesen, viel dagegen gemacht hätt er aber auch nicht. Und seine Ideenlosigkeit würde nun weitergehen, wie man an seinem Memo sehe, schreibt Malik. Die Strategie, kurzfristig die Verkaufszahlen von Windows-Phone durch Fokussierung auf kostengünstige Geräte voranzutreiben sei die selbe Strategie, die jahrelang von Nokia zu hören war.



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