«Für Manor ist die IT das Rückgrat»

Verzögerungen waren unumgänglich

CW: Wir haben am Rande eines CIO-Anlasses vor gut einem Jahr schon einmal gesprochen. Damals wollten Sie das Projekt zum Jahresende abschliessen – und dann darüber berichten. Nun sind Sie noch immer im Abschluss. Woher kommt die Verzögerung?
Für Markus Guggenbühler gehört der CIO zwingend in die Geschäftsleitung
Quelle: Samuel Trümpy
Guggenbühler
: Im November 2018 haben wir entschieden, dass wir anstatt im Februar erst Ende Juni 2019 die Migration starten. Dafür gab es zwei Gründe: Wir waren technisch noch nicht an dem Punkt, an dem wir sein wollten. Ausserdem hatten wir gerade erst die Kassensysteme umgestellt. In den Häusern war bis kurz vor dem Jahresendgeschäft die Ausbildung an den Kassen und die Gewöhnung an neue Abläufe ein grosses Thema, das die Organisation auch belastet hat. Wenn wir jetzt gleich nach dem Weihnachts­geschäft im neuen Jahr das ERP eingeführt hätten, wäre es zu viel geworden für die Kollegen an der Kundenfront.
Ehrlich gesagt war die Verschiebung für mich auch eine neue Erfahrung. Generell kenne ich nur wenige Verzögerungen – wenn überhaupt aufgrund der Technik. In diesem Fall waren nun Business-Überlegungen der Grund.
Letztendlich hat sich die Verschiebung aber als vorteilhaft erwiesen, denn wir gehen mit einer viel besseren Lösung live. Die schon ausgebildeten Trainer haben ihr Curriculum nochmals aktualisiert, sodass die Mitarbeiter in den Häusern nun besser geschult werden können.
CW: Von welchem Projektumfang sprechen Sie bei Omnia?
Guggenbühler: Wie vorhin erwähnt ging es bei Omnia anfangs ausschliesslich um die Ablösung des Warenwirtschaftssystems. Im Laufe der Zeit kam die Einführung des CRMs hinzu, um den Markt besser bearbeiten zu können. Die Software ist mittlerweile live. Auf dem CRM basiert heute auch die Manor-Kundenkarte, was zu Beginn auch nicht geplant war. Drittens haben wir bei der Evaluation der ERP-Software realisiert, dass wir mit den bestehenden Kassensystemen nicht den gewünschten Funktionsumfang abdecken können. Für die Kassenlösung hatten wir eine Tochterfirma in Österreich, die wir letztendlich an den neuen Lieferanten verkauft haben. TCPOS produzierte anschliessend die Systeme für die neuen Manor-Kassen. Sie sind wie erwähnt mittlerweile ebenfalls ausgerollt.
Diese «Vorprojekte» und die letztendliche ERP-Einführung jetzt im Sommer sind zusammen das grösste IT-Projekt bei Manor seit sicherlich 25 Jahren. Damals war allenfalls der Aufbau des Rechenzentrums noch grösser (und teurer), was aber viel mit den früher viel höheren Preisen von Hard- und Software zu tun hat. Und auch für Manor insgesamt ist Omnia ein Grossprojekt, wenn wir mal von der Eröffnung neuer Häuser oder Shoppingcenter absehen.
CW: Wie viele Mitarbeiter sind mit Omnia beschäftigt?
Guggenbühler: Heute sind hier am Hauptsitz in Basel rund 110 Manor-Kollegen in das Projekt involviert. Schon jetzt ist geplant, ihre Zahl nach Abschluss auf 85 bis 90 zu reduzieren – hauptsächlich durch Pensionierung und natür­liche Fluktuation. Die zehn Personen in Zagreb, die sich heute um das alte Warenwirtschaftssystem kümmern, sollen auch das neue ERP warten. Sie bleiben uns erhalten.
Hinzu kommen ca. 25 Leute unseres Implementierungspartners BE-terna, die entweder am Hauptsitz in Leipzig – quasi Nearshore – oder bei uns in Basel am neuen System arbeiten. Weitere 10 Personen des Partners Defacto kümmern sich um die Einbindung des CRM. Über die Anzahl der Kollegen von TCPOS, die das neue Kassensystem nun mit dem neuen ERP verknüpfen, kann ich keine Aussage machen. Geschätzt nochmal 20 Leute unterstützen uns beim Aufbauen von Schnittstellen zum Beispiel zu Microsoft Biz-Talk, den Kommunikationssystemen und den Mobile Devices. Einige davon sind auch externe Projektleiter, die unsere internen Mitarbeiter unterstützen.



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