11.01.2013, 13:21 Uhr
Innovation dringend gesucht
An der CES 2013 bleibt die grosse Revolution aus. Stattdessen entwickeln die Hersteller ihre Produkte konsequent weiter. Innovation bleibt grösstenteils auf der Strecke.
Computerwoche-Redaktor Reto Vogt berichtete Live von der CES in Vegas. Sein Fazit: mehr Innovatives hätte nicht geschadet.
Schneller, schärfer, schmaler: Grob zusammengefasst sind das die Verbesserungen, die uns Hersteller bei sämtlichen Produkten schmackhaft machen wollen. Sie marschieren alle im Gleichschritt: Die Themen heissen 4K, OLED, in Tablets verwandelbare Notebooks, intelligente Autos und vernetzte Küchengeräte. Alles schön, gut und - besonders im TV-Bereich - enorm teuer. Aber es fehlt das gewisse Etwas. Wo ist der Hersteller, der ein herausragendes Produkt oder eine überzeugende und marktreife Technik zeigt? Samsung hat als einziges Unternehmen die Möglichkeit genutzt, sein Forschungslabor zu öffnen und hauchdünne Telefone gezeigt. Das ist Innovation. Aber von Marktreife keine Spur. Messeleiter Gary Shapiro erklrt im Interview mit Computerworld, dass gutes Marketing und attraktive Services gleichbedeutend mit Innovation sind. Das muss er sagen, da sonst seine Veranstaltung keine Daseinsberechtigung mehr hätte. Aber der Wahrheitsgehalt dieser Aussage tendiert natürlich gegen Null. Wenn sich viele Firmen nur noch auf clevere Verkaufsstrategien fokussieren, bleibt Innovation in Tat und Wahrheit auf der Strecke. Aber genau das ist die Krux: Wenn clevere Ideen fehlen, muss die kleinste Weiterentwicklung als die grösste Revolution seit Erfindung des Farbfernsehens verkauft werden. Apple ist mit dieser Strategie zum wertvollsten Unternehmen des Planeten geworden. Und alle anderen versuchen's auch. Deswegen das Todesurteil für die Branche zu sprechen wäre aber völlig übertrieben. In der Top-10-Liste der global bekanntesten und vertrauenswrdigsten Unternehmen figurieren sechs IT-Firmen. Darüber hinaus finden sich abseits der grossen Hallen durchaus innovative Ideen an der CES: Beispielsweise der kleine Sensor, der in einem Koffer platziert wird und meldet, wenn dieser statt in Madrid in Paris landet. Oder ein Kreditkartenlesegerät fürs iPad mit eigenem Abrechungssystem für kleine Startup-Betriebe. Auch das Armband, das den Fitnesszustand, die Qualität des Schlafs und verbrannte Kalorien misst, ist richtig cool. Und nicht zu vergessen der 3D-Drucker CubeX, der Objekte bis zur Grösse eines Basketballs in bis zu drei Farben drucken kann. Fazit: Altbewährtes statt Risikobereitschaft. Die grossen Hersteller setzen lieber auf (sinnvolle) Weiterentwicklungen, statt etwas zu wagen. Deshalb sieht das Jahr 2013 nichts Neues, sondern nur schärfer. Richtig gute Ideen haben derzeit nur kleine Firmen, die an der CES 2013 nützliche oder unterhaltsame Produkte für den Alltag zeigten.