01.06.2006, 11:19 Uhr

Plattform-Hochzeit im Flugtempo

Trotz knappem Zeitplan hat es Swiss geschafft, wesentliche Prozesse mit Lufthansa abzustimmen und in kürzester Zeit Mitglied im Luftfahrtbündnis Star Alliance zu werden.
Swiss-IT-Chef Frank Meyer: «Die Zusammenarbeit der eigenen IT-Spezialisten mit den Providern war für die Integration von zentraler Bedeutung».
Nur ein Jahr nach der Übernahme der Swiss durch die Lufthansa (LH) sind wesentliche Teile der IT-Integration beider Flugunternehmen bereits abgeschlossen. Unter Berücksichtigung, dass Swiss und Lufthansa auf unterschiedlichen IT-Plattformen arbeiten, kein leichtes Unterfangen, wie der IT-Chef von Swiss, Frank Meyer, resümiert.

Bereits Ende Oktober 2005 wurde das papierlose Reisen, eine grosse Anzahl Codeshare-Flüge und die gegenseitige Buchbarkeit auf den Webseiten eingeführt. Anfang April 2006 waren dann weitere zentrale Umstellungen realisiert: Dazu gehören die Migration des Vielfliegerprogramms «Swiss Travel Club» in «Miles and More» ebenso wie das Zusammenlegen verschiedener Lokalitäten am Flughafen und im Verkauf. Ebenfalls im April wurde Swiss in das weltweit grösste Luftfahrtbündnis, die Star Alliance, aufgenommen, und erfüllte damit die umfangreichen «Minimum Joining Requirements».

Angesichts der «extrem kurzen Umsetzungsphase» sei die enge Zusammenarbeit der eigenen IT-Spezialisten mit den bis zu 100 Informatikern der IT-Dienstleisterin EDS und den anderen Providern entscheidend gewesen, sagt Meyer. Insgesamt seien in nur einem Jahr über 50 kleinere und grössere IT-Projekte im Zuge der Integration in LH und der Aufnahme in die Star Alliance umgesetzt worden. «Meine Mitarbeiter haben dabei ausgezeichnete Arbeit geleistet», lobt Meyer, «dazu kommt, dass wir mit EDS einen Partner hatten, der sich strikt an die zeitlichen und inhaltlichen Vorgaben gehalten hat».
Gemäss Meyer bestanden klare Vorgaben seitens der Geschäftsleitungen von Swiss und LH, welche «Kundenbenefits» bis zu welchem Zeitpunkt eingeführt werden mussten. So ist zuerst sichergestellt worden, dass Swiss-Meilen auch bei Miles & More «verbrannt» werden konnten und umgekehrt. «Mittlerweile ist das ganze Vielfliegerprogramm migriert», führt er aus. Einen weiteren wichtigen Schritt stellt das «Interline E-Ticketing» dar, welches papierloses Reisen zwischen Swiss und LH erlaubt. Meyer: «Zum Glück hatte EDS ins Interline E-Ticketing vorinvestiert, so dass wir diese Funktion sehr schnell in Betrieb nehmen konnten».

Als grösste Herausforderung neben dem engen Zeitrahmen nennt Meyer die anspruchsvolle Koordination aller Provider untereinander. «Von EDS und den anderen Lieferanten mussten wir in kürzester Zeit wissen, ob sie das Projekt realisieren können», konkretisiert er einen der ausschlaggebenden Faktoren. Dem Projekt sei zugute gekommen, dass EDS ein erfahrener Integrator sei. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Partner in unterschiedlichen Ländern sei gleichwohl sehr anspruchsvoll gewesen.
Meyer betont drei Punkte für die seiner Meinung nach weitgehend erfolgreiche Umsetzung des Projektes: Die klaren Vorgaben der Geschäftsleitungen, die reibungslose Zusammenarbeit der involvierten Parteien und die Orientierung am Kundennutzen. «Sicher», so der IT-Chef weiter, «sind uns die Erfahrungen, die wir mit der 2003 angestrebten Allianz Oneworld gemacht hatten, zugute gekommen». Dennoch sind etwa im Vielfliegerprogramm anfänglich Probleme aufgetreten, die nach Inbetriebnahme behoben werden mussten. Meyer bedauert die Nacharbeiten, nennt sie aber angesichts des Termindrucks und der Komplexität «normal».

Die Integrationsbemühungen der Swiss gehen weiter: Neben der Zusammenarbeit mit Star Alliance betont Meyer die Arbeit an einer gemeinsamen Plattform fürs Reservations-, Inventar- und Abfertigungssystem von Swiss und LH.
Volker Richert



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